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Würzburg
Tanzt der "schöne René" bald im Talavera-Schlösschen?
Von der Bahnhofskneipe zum Märchenschloss: Nach Main-Post-Informationen will das Team des Kult-Cafés das historische Anwesen im Mai mit Leben füllen. Die Neueröffnung ist nicht die erste in der bewegten Geschichte des Schlösschens.
Aktuell sind Umbauarbeiten im Gange, im Mai soll im Talavera-Schlösschen dann wieder gefeiert werden. Nach Main-Post-Informationen will das Team des 'Café zum schönen René' das Anwesen mit Leben füllen.
Foto: Patty Varasano | Aktuell sind Umbauarbeiten im Gange, im Mai soll im Talavera-Schlösschen dann wieder gefeiert werden. Nach Main-Post-Informationen will das Team des "Café zum schönen René" das Anwesen mit Leben füllen.
Meike Schmid
Meike Schmid
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:51 Uhr

Es wirkt majestätisch-mächtig, verspielt-verträumt und versinkt zwischen den hohen Eichen. Das Schlösschen auf der Talavera ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Wo einst eine grüne Oase das gelbe Anwesen umgab und den Bürgern eine Auszeit aus der stickigen Stadt bot, stehen heute Hunderte von Autos und Bussen auf dem geteerten Parkplatz. Seit dem Bau vor rund 300 Jahren dient das Talavera-Schlösschen mit dem anliegenden Biergarten als Ort des Rückzugs, des gemütlichen Beisammenseins und des Feierns. Im Mai soll das Anwesen wieder neu belebt werden – unter stadtbekannter Regie.

Von der Bahnhofskneipe zum Märchenschloss: Nach Main-Post-Informationen will das Team des Café zum schönen René nach sechs Jahren im Mini-Pavillon am Bahnhofsvorplatz das historische Anwesen mit Leben füllen. Als der Stadtrat im Dezember für den Abriss der 50er-Jahre-Pavillons gestimmt und damit auch das Ende für das Kult-Café eingeläutet hatte, schloss Betreiber Patrick Hansel eine Rückkehr in neu errichtete Pavillons aus:  „Wir hatten Bock auf das Ranzige und Verruchte“, erklärte er damals.  Man wolle daher an ganz anderer Stelle weitermachen. Alles andere als ranzig ist die neue Heimat des Cafés, die Hansel noch nicht offiziell bestätigt.

Einst ein Sommersitz mit repräsentativen Garten

Die Neueröffnung im Mai ist eine von vielen in der knapp 300 Jahre alten Geschichte des Schlösschens, das die Würzburger genau genommen den Rheinländern zu verdanken haben. Denn Friedrich Josef Dietrich Faust von Stromberg, der Stadthistoriker Willi Dürrnagel zufolge das Anwesen 1719 als Sommersitz mit repräsentativen Garten baute, entstammt einem rheinischen Adelsgeschlecht.

So waren Anfang des 18. Jahrhunderts vor allem Angehörige des fürstbischöflichen Hofstaates auf das Anwesen samt Park und Ziergarten eingeladen. Die Freiherrn von Groß zu Trockau machten es nach ihrer Übernahme 1806 erstmals als Restaurant der Öffentlichkeit zugänglich. Anschließend verpachteten sie das weitläufige Stück Grün nach und nach an zahlreiche Wirte – zum Leidwesen des Parks, der immer weiter schrumpfte. Fünf mächtige Stieleichen sind am Schlösschen übrig geblieben, heute sind es Naturdenkmäler.

Eine neue Ära läutete die Stadt Würzburg mit dem Kauf des Anwesens 1952 ein. Nach und nach wurde das Gelände umgebaut und erhöht, um gegen Hochwasser gewappnet zu seine. Ein wichtiger Schritt, der dem Gut seinen verwunschenen Charme nahm: Es verlor den Blick auf den Main und blieb unter hohen Bäumen versteckt auf dem mittlerweile als Parkplatz genutzten Gelände zurück.

Immer wieder wurde in dem und um das Anwesen herum gehämmert, gebaggert und gewerkelt. Immer wieder wurde das Schlösschen zu mehr oder weniger besonderen Anlässen „neu“ eröffnet. So auch 1990, als die Wirtschaft samt Biergarten rechtzeitig zur Landesgartenschau in neuem Glanz erstrahlte. Damals feierten die Würzburger bei einem Swing- und Dixie-Frühschoppen mit Wirt Peter Müller-Reichart die Eröffnung.

Von der erholsamen Oase zum "Event-Schloss"

Neun Jahre später wurden die Tore wieder geschlossen und das Gelände auf ein Neues umgegraben. Ab 2004 luden die Würzburger Hofbräu und Pächter Reinhard Henke dann zum Essen und Trinken in das Schlösschen und den großzügigem Biergarten ein. Anfangs als fränkischer Gastronomiebetrieb geführt, ist das Gebäude in den vergangenen drei Jahren unter der Leitung von Wirt Alexander Schmelz zu einem „Event-Schloss“ für Veranstaltungen umfunktioniert worden. So konnten sich die Würzburger etwa beim Nachtflohmarkt durch die Stände wühlen, bei Feten zu elektronischer Musik innerhalb der Schlossmauern tanzen oder bei Unterfrankens erster Ü-70-Disco in edlem Ambiente schunkeln und schwofen. Wie Schmelz der Redaktion mitteilt, bleibt er weiterhin Pächter des Talavera-Schlösschens, allerdings gebe es innerhalb der Betreiber-Gesellschaft "eine Übernahme von Anteilen durch einen neuen Partner, der die neue Ausrichtung zu einem Dauerbetrieb mit unterstützt".

Wie genau das Team um René-Chef Hansel das Anwesen samt Biergarten bespielen will, verrät der Betreiber noch nicht. Sicher ist nur eines: Das Schlösschen wird neu belebt – wieder einmal.

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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Erstens wieder ein Gebäude mehr, das nicht ungebremst dem Verfall preisgegeben ist, zweitens Lärm ist in der Ecke sowieso jede Menge, da fällt zusätzlicher vermutlich gar nicht großartig auf, und wenn drittens der Bär doch mal zu heftig steppt, ist die Polizei nicht weit (und noch dazu die Klientel vom Hbf weg)...
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  • rolandroesch@web.de
    arme parker arme anwohner. kult cafe? von der mainpost werden alle schuppen des rene zu hoch in form von grossen artikel überbewertung . in der aumühle ist auch noch ein schuppen den man kultig schreiben kann. ich dachte rene ist man los in würzburg
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