Parallel zum laufenden Genehmigungsverfahren haben die beiden für die umstrittene SuedLink-Stromtrasse verantwortlichen Firmen Tennet und TransnetBW einen ersten Milliardenauftrag vergeben. Die Prysmian-Group, Weltmarktführer bei Energie und Telekommunikationskabel, und die Kölner Firma NKT GmbH & Co. KG wurden mit der Lieferung und Verlegung der Erdkabel beauftragt.
"Mit den Aufträgen für die Gleichstrom-Erdkabel gehen wir nun von der Planung zur Realisierung dieser wichtigen Stromverbindungen über", sagte Tim Meyerjürgens, Geschäftsführer von Tennet.
Moderne Hochleistungskabel sollen verlegt werden
Nach erfolgreichen Tests mehrerer Kabelhersteller habe man sich für kunststoffisolierte Gleichstrom-Erdkabel mit einer Spannungsebene von 525 Kilovolt entschieden, da diese durch die hohe Spannung mehr Leistung übertragen könnten. Dadurch halbiert sich im Vergleich zu den ursprünglich geplanten 320-Kilovolt-Kabel die Anzahl der benötigten Kabel. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftssführung von TransnetBW spricht von einer "innovativen und umweltfreundlichen Technik", die neben wirtschaftlichen Vorteilen eine landschaftsschonende Realisierung des SuedLink ermögliche.
Für die geplanten vier Gigawatt Übertragungskapazität zwischen Schleswig-Holstein, Bayern und Baden-Württemberg mit einer Länger von 700 Kilometern würden insgesamt 2500 Kilometer Kabel benötigt. Denn um die erwarteten Strommengen von Nord nach Süd zu transportieren, muss ein ganzes Bündel der Spezialkabel verlegt werden.
Projekt der Superlative
Der SuedLink-Korridor wird nach Angaben der Kölner Kabelfirma Firma NKT die weltweit größte und längste unterirdische Hochspannungs-Gleichstromverbindungsleitung sein. Tennet selbst spricht vom größten Infrastruktur-Projekt der Energiewende in Deutschland. Zudem teilt NKT auf seiner Webseite mit, die Produktion der bestellten Kabel ab Anfang 2022 in den Werken in Köln und in Karlskrona (Schweden) aufzunehmen.
Doch der SuedLink.-Korridor ist umstritten. In Thüringen, Hessen und rund um Schweinfurt haben sich Bürgerinitiativen gegen die Stromautobahn gegründet. Gerade Bergrheinfeld fürchtet wegen des benachbarten abgeschalteten Atomkraftwerks zum Knotenpunkt der Stromtrassen zu werden.
Bürgerinitiativen wollen weiter kämpfen
Hildegard Beyfuss, Vorsitzende der Bürgerinitiative "A7 Stromtrassen Nein" aus Wasserlosen (Lkr. Schweinfurt) will sich in ihrem Kampf gegen die Stromtrasse nicht entmutigen lassen. Der Abschnitt, der Unterfranken betreffe, sei noch nicht einmal im Planfeststellungsverfahren, sagte sie auf Nachfrage dieser Redaktion. Dass die Betreiberfirmen dennoch Aufträge erteilen, zeige einmal mehr, dass sie nichts zu verlieren hätten.
Die Kosten, insgesamt rund 95 Milliarden Euro würden die Bürgerinnen und Bürger über ihre Netzentgelte zahlen. Auch gehe es bei dem SuedLink nicht um die regionale Energieversorgung Bayerns oder Baden-Württembergs, sondern schlicht um den europäischen Stromhandel, auch mit Atomenergie. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier habe schließlich zugegeben, dass es sich beim SuedLink um eine Transitstrecke handele.
Matthias Göbel, 2. Vorsitzender der Bürgerinitiative "Bergrheinfeld sagt NEIN zu SuedLink" wundert sich über die Kabel-Aufträge für ein Projekt, das noch in der Planung stecke. Schließlich sei noch nicht einmal der genaue Verlauf der Trasse bekannt. Ihn erinnere das an die Autobahn-Maut, wo auch völlig verfrüht Aufträge vergeben worden seien.