Am Samstag, 12. September, öffnen viele Denkmäler ihre Türen für die Öffentlichkeit. Im Landkreis Würzburg werden dabei auch Gebäude zugänglich sein, die man sonst nicht so einfach betreten darf. Was Denkmäler heute noch spannend, zeitaktuell und wichtig für Gesellschaft und Kultur macht, das erklärt Friedrich Staib im Interview. Der Sommerhäuser Architekt plant regelmäßig die Sanierung und Restauration von denkmalgeschützten Bauten und gibt am Tag des offenen Denkmals Führungen durch das Sommerhäuser Rathaus, das Miltenberger Haus und sein Bürogebäude.
Friedrich Staib: Es beschreibt regionales historisches Bauen. Ein Gebäude, das hier typisch fränkisch erscheint, wird in Hamburg anders ausschauen. Genauso wird durch ein Denkmal eine zeitliche Epoche dargestellt und festgehalten. Denkmäler sind immer Vertreter einer bestimmten Kultur, einer Regionalität und einer Zeit, und das ist ablesbar an diesen Objekten.
Staib: Ja, zum Beispiel der Umgang mit vorhandener Bausubstanz – mehr Nachhaltigkeit geht nicht. Auch wenn es nur um ein Fleckchen Erde in der Innenstadt geht, das wieder bebaut wird, und für das eben nicht neue Baugrundstücke außerhalb generiert werden müssen. Und dann betrifft das Thema auch die Gesundheit. In einem alten Haus kann man, wenn nichts versaut wurde, weitaus gesünder leben als in heutiger moderner Bauweise. Wenn Fachwerkhäuser, wie hier in Franken typisch, aus Muschelkalkmauerwerk, Holz und Lehm gebaut wurden, dann geht gesünderes Wohnen fast gar nicht. Es gibt keine Ausdünstungen von Kunststoffen und Weichmachern. Das haben junge Leute für sich erkannt. Bei den Themen Energiesparen und Nachhaltigkeit sind wir jetzt alle gefragt. Oft baue ich Solarkollektoren auch an Denkmäler, nur mache ich sie möglichst nicht aufs Dach, sondern an die Wand. Da funktionieren sie genauso gut und ich muss das Stadtbild nicht ruinieren.
Staib: Das Rathaus in Sommerhausen stammt aus der Zeit der Renaissance und trotzdem sind da ganz moderne Materialien eingebaut, um ein adäquate Nutzung möglich zu machen. Hier sind Wände aus Stahl und Glas und daneben die älteste Wand des Gebäudes und darüber die alten Holzbalken der Decke. In meinem Bürohaus sieht man zum Beispiel die Stockwerkstreppe, die ist aus blankem Stahl, weil die alte Treppe nicht mehr da war. Ich konnte mir überlegen, ob ich die Treppe aus Holz mache und so tue, als wäre sie auch schon 400 Jahre alt. Nein, ich habe bewusst das Moderne dem Alten gegenübergestellt. So etwas ist gewollt, erlaubt und jeder, der es sieht, versteht es.
Staib: Da muss ich fast ketzerisch sagen: Das sind die Altbackenen. Auch Denkmalpfleger sind jünger geworden. Das eigentliche Denkmalschutzgesetz ist weit über 100 Jahre alt. Vor rund 15 Jahren hat sich dann der Gedanke etabliert, dass der Fortbestand der Gebäude das Wichtigste ist. Und wenn dabei etwas weniger Wichtiges nicht gehalten werden kann, ist das weniger schlimm, als wenn das gesamte Denkmal untergeht. Da verzichtet man lieber auf ein paar Details, aber das Gebäude an sich bleibt bestehen und bekommt eine neue, zeitgemäße Nutzung.
Staib: Ich finde ihn enorm gut. Das ist einfach ein Tag, um hinter Türen gucken zu dürfen, hinter die man sonst nicht so oft gucken kann, zum Beispiel Denkmäler von privaten Eigentümern oder Institutionen. Man hat auch die Chance, Menschen kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen. Einerseits mit denen, die ein Denkmal besuchen, aber auch mit denen, die es vorstellen. Es ist also auch ein enorm kommunikativer Tag. Das ist natürlich ein Gewinn für unsere Kultur und Baukultur.