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Würzburg
Als Napoleon in Würzburg einen Wutanfall bekam
Der Kaiser der Franzosen besuchte im Oktober 1806 die Stadt Würzburg. Eine Nachricht aus Preußen verdarb ihm allerdings gewaltig die Laune.
Dieses Ölgemälde zeigt Napoleon und Erzherzog Ferdinand im Garten der Residenz. Foto: Sammlung Willi Dürrnagel
| Dieses Ölgemälde zeigt Napoleon und Erzherzog Ferdinand im Garten der Residenz. Foto: Sammlung Willi Dürrnagel
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:52 Uhr

So kann man die Residenz natürlich auch nennen: Als der französische Kaiser Napoleon Bonaparte hier Quartier bezieht, bezeichnet er das Schloss als „das schönste Pfarrhaus Europas“. Es ist sein erster Besuch in der Stadt, bis 1813 wird er insgesamt drei Mal kommen. Bleiben wir zunächst bei seinem ersten Aufenthalt: am 2. Oktober 1806, als er die Residenz besucht.

Bonaparte hat sonst nicht viel übrig für geistliche Landesherren und ihre Residenzen. Vier Tage macht er nun aber hier auf dem Weg nach Preußen Station. Erst kurz zuvor, im September 1806, war Würzburg dem Rheinbund, dem Zusammenschluss der am Rhein gelegenen Fürstentümer, die sich mit Frankreich verbünden, beigetreten.

Würzburg hatte eine strategisch günstige Lage

„Mit dem Anschluss an den Rheinbundwar Würzburg gleichsam französische Festung geworden“, schreibt Ulrich Wagner in einem Aufsatz über die Stadt. Schon bevor der Kaiser kommt, sind französische Truppen in der Stadt eingezogen. „Würzburg lag strategisch günstig und war ein zentraler Waffenplatz in Bonapartes Planung“, sagt Willi Dürrnagel, der sich ausführlich mit Napoleons drei Besuchen beschäftigt hat.

Doch sehr entspannend dürften für den französischen Herrscher die Tage in Würzburg nicht gewesen sein: Hier erhält er das Ultimatum Preußens, das Frankreich zwingen sollte, alle Truppen hinter den Rhein zurückzuziehen. Angeblich reagiert Napoleon auf die Nachricht mit einem Tobsuchtsanfall.

Eine Verhandlungsabsicht, die nicht aufging

Doch bevor es so weit ist, wird der französische Kaiser erst einmal von dem in Würzburg regierenden Erzherzog Ferdinand von Österreich-Toskana, dem Großherzog von Würzburg, empfangen. Bonaparte hatte Ferdinand zu diesem Titel und den damit verbundenen Ehren und Ländereien verholfen. Und er hat jede Menge Hoffnung im Gepäck: „Der Erzherzog war der Bruder des österreichischen Kaisers Franz II. und damit nicht ganz unwichtig für Napoleon“, erklärt Willi Dürrnagel. „Der Plan war, dass Ferdinand sich bei seinem Bruder für ein Bündnis zwischen Österreich und Frankreich stark macht. Napoleon war ja auf dem Weg in den Krieg mit Preußen, der unmittelbar bevorstand, und er brauchte Verbündete.“

Willi Dürrnagel weiß: Hier erlitt Napoleon einen Wutanfall. Foto: Eva-Maria Bast
| Willi Dürrnagel weiß: Hier erlitt Napoleon einen Wutanfall. Foto: Eva-Maria Bast

Die brüderliche Überzeugungskraft reicht offenkundig nicht aus, Franz zieht es vor, neutral zu bleiben. Und Ferdinand hat der Besuch auch nichts gebracht: Weder der historische Moment des preußischen Ultimatums dürfte für ihn erfreulich gewesen sein noch der angebliche Wutanfall des französischen Kaisers. Und dass der seine Residenz als „schönstes Pfarrhaus Europas“ bezeichnet – davon kann sich der Erzherzog auch nichts kaufen.

Besuch des Kaisers lastete auf der Stadtkasse

Stattdessen belastetet der hoheitliche Besuch das Stadtsäckel ganz ungemein: Schließlich müssen die Truppen einquartiert und versorgt werden. Während Napoleon – natürlich – in der Residenz nächtigt, wird sein 10 000 Mann starkes Gefolge in der Stadt untergebracht. Obendrein muss Würzburg auch noch selbst ein 2000 Mann starkes Kontingent zusammenstellen.

„Die Würzburger Truppe kämpfte tatsächlich – nach der Schlacht von Jena und Auerstedt zogen die Würzburger Truppen in den Kampf und kehrten erst etwas mehr als ein Jahr später zurück“, sagt Willi Dürrnagel. „Es gab verheerende Verluste.“ Trotz der hier empfangenen Hiobsbotschaft des Ultimatums, ist Würzburg für Napoleon ganz und gar kein verbranntes Pflaster! Am 13. und 14. Mai 1812 weilt er abermals in der Residenzstadt, begleitet von seiner Gattin Marie Louise. „Napoleon wurde am Zellertor empfangen, natürlich vom Bürgermeister und vom Stadtrat, und die Schüler standen Spalier“, erzählt der Heimathistoriker. Es gab Böllerschüsse und Fanfaren.

Letzter Besuch im August 1813

Napoleons letzter Besuch ist weitaus weniger glamourös. „Das letzte Mal kam er am 2. August 1813 nach Würzburg, wenn auch nur kurz“, sagt Dürrnagel. „Er besichtigte die Festung und die dort stationierten Truppen und aß im Guttenberger Hof zu Mittag.“ Ob es ihm schmeckte, ist ebenso wenig überliefert wie die Frage, ob er aufgrund der bevorstehenden Niederlage abermals einen Wutanfall erlitt wie bei seinem ersten Besuch am 2. Oktober 1806.

Text: Eva-Maria Bast

Was Würzburg prägte
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Erschienen ist das Buch im Verlag Bast Medien GmbH, in dem auch die erfolgreichen „Würzburger Geheimnisse“ veröffentlicht wurden, die ebenfalls in Kooperation mit der Main-Post entstanden sind.
Erhältlich ist „Was Würzburg prägte – 52 große und kleine Begegnungen mit der Stadtgeschichte“ von Eva-Maria Bast und Kirsten Schlüter Überlingen 2017, ISBN: 978-3-946581-24-6 in den Main-Post-Geschäftsstellen (14.90 Euro).
 
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