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WÜRZBURG
Befreiungskriege: Als die Würzburger Pferde aßen
Wegen seiner zentralen Lage war Würzburg vor 200 Jahren Schauplatz der Kämpfe zwischen Franzosen und den verbündeten Bayern und Österreichern.
Beschuss Würzburgs im Oktober 1813: Die aquarellierte Radierung von Leopold Beyer entstand nach einer Zeichnung von Wilhelm von Kobell.
Foto: Illustrationen: Stadtarchiv | Beschuss Würzburgs im Oktober 1813: Die aquarellierte Radierung von Leopold Beyer entstand nach einer Zeichnung von Wilhelm von Kobell.
Von Franziska Fröhlich M.A.
 |  aktualisiert: 06.01.2014 15:45 Uhr

In den Jahren 1813 und 1814 war Würzburg Kriegsschauplatz. Französische Truppen kämpften gegen Bayern und Österreicher, die Residenz wurde beschossen und das Mainviertel sollte ausgehungert werden.

Wenn man die Geschehnisse in Würzburg Ende 1813/Anfang 1814 in den Blick nimmt, kommt man nicht umhin, die Situation in Europa zu betrachten. Napoleon, der sich 1804 selbst zum Kaiser der Franzosen gekrönt hatte, führte Angriffskriege zur Ausbreitung der Ideen der französischen Revolution gegen europäische Staaten, die sich in verschiedenen Bündnissen zusammenfanden. Von diesen 1798 bis 1815 währenden sechs Koalitionskriegen war auch Würzburg durch viele Truppendurchmärsche und Einquartierungen, Bereitstellung von Kontingenten sowie Steuererhöhungen unmittelbar betroffen.

Nach dem Dritten Koalitionskrieg war Bayern 1806 aufgrund von Militärallianzen und Heiratsbündnissen dem Rheinbund, einer abhängigen Föderation unter der Führung Napoleons, beigetreten und hatte sich vom Heiligen Römischen Reich deutscher Nation losgesagt. Der Rheinbund, der sowohl eine Offensiv- als auch eine Defensivallianz war, rekrutierte seine Truppen aus den Mitgliedsstaaten.

Würzburg war 1813 ein Großherzogtum, also ein souveräner Staat im Rheinbund, und kämpfte ebenfalls auf der Seite Napoleons. Nachdem das Hochstift Würzburg säkularisiert und mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 dem Kurfürstentum Bayern zugesprochen worden war, erlangte das Territorium von 1806 bis 1814 noch einmal staatliche Eigenständigkeit unter dem Habsburger Ferdinand von Toskana, weshalb diese Jahre auch „Toskanazeit“ genannt werden.

1812 begann Napoleon seinen Russlandfeldzug, der mit einer Niederlage für Frankreich und die Rheinbundstaaten endete, wobei die Grande Armée große Verluste erlitt. Nach dem Rückzug aus Russland wurde Napoleon in den von 1813 bis 1815 andauernden Befreiungskriegen vernichtend geschlagen.

Noch 1812 trat Bayern aus dem Rheinbund aus, und mit dem Vertrag von Ried bahnte sich ein Bündniswechsel zugunsten einer antifranzösischen Koalition an. Durch die Niederlage in Russland war Napoleon stark geschwächt und bot den Gegnern in den Befreiungskriegen eine Angriffsfläche. So kam es, dass Würzburg wegen seiner zentralen geographischen Lage im Rahmen dieser Kriege zu einem Schauplatz der Kämpfe zwischen Franzosen und den verbündeten Bayern und Österreichern wurde. Deren Befehlshaber General Wrede ging gegen die französischen Rückzugslinien vor.

Würzburg, sein erstes Operationsziel, war bis zum 26. Oktober 1813 noch in französischer Hand. Es wurde vom französischen Festungskommandanten General Turreau de Linieres verteidigt, der unter dem Oberbefehl des Herzogs von Valmy stand. General Wrede forderte eine freiwillige Übergabe der Stadt, die Turreau aber am 24. Oktober 1813 ablehnte.

Die Folge war der starke Beschuss Würzburgs durch bayerisch-österreichische Streitkräfte noch am selben Tag. Die Residenz erlitt starke Beschädigungen, die bis heute an der Gartenseite zu sehen sind. Weitere wichtige Gebäude Würzburgs blieben zum Glück verschont.

Am 27. Oktober 1813 zog sich die französische Besatzung ins Mainviertel sowie auf die Festung Marienberg zurück, die restliche Stadt wurde geräumt. Unterdessen verließ General Wrede mit seiner Hauptmacht noch am selben Tag die Stadt. Es blieb nur ein kleines Belagerungskorps zurück.

Die Besetzer in Würzburg entschieden sich, die französischen Truppen durch die Blockade des Mainviertels auszuhungern. Die dort ansässigen 2500 Einwohner waren dabei die Leidtragenden. Das Viertel wurde von General Turreau im März 1814 nach zahlreichen Eingaben freigegeben – die Festung selbst wurde noch bis Mai 1814, also erst nach der Abdankung Napoleons im April 1814, von den Franzosen gehalten.

Würzburgs Landesherr, Großherzog Ferdinand von Toskana, war schon Ende Oktober 1813 aus dem Rheinbund ausgetreten und hatte sich der antinapoleonischen Koalition angeschlossen.

Die Einquartierung von Soldaten beider Seiten verursachte enorme Kosten. Vom 1. Januar bis zum 30. Oktober 1813 mussten in der Stadt Würzburg 202 850 Mann mit 20 936 Pferden verpflegt werden. Da man für einen Mann täglich einen Gulden als Verpflegungsunkosten, für ein Pferd dreiviertel Gulden annahm, errechnete man für diese Zeit Ausgaben von rund 850 000 Gulden. Die Jahreseinkünfte des Großherzogtums beliefen sich dagegen lediglich auf etwa zwei Millionen Gulden.

1813 hatte Würzburg neben den Belastungen durch diese kriegerischen Auseinandersetzungen auch noch drei Herrschern Quartier und Verpflegung zu bieten. Am 2. August 1813 machte Napoleon den Anfang und inspizierte seine in Würzburg stationierten Truppen sowie die Festung und speiste abschließend im Guttenberger Hof.

Der Zweite war der russische Zar Alexander I., der sich zusammen mit der russisch-preußischen Hauptarmee auf dem Weg von Schweinfurt nach Homburg am 3. November in Würzburg aufhielt. Fünf Wochen später, vom 11. bis 13. Dezember war der dritte Herrscher, Kaiser Franz von Österreich, der seit August 1813 dem antifranzösischen Bündnis angehörte, wohl im Zuge der Durchmärsche der alliierten Truppen in Würzburg und nährte die Hoffnungen der Würzburger, nicht dem Königreich Bayern, sondern wieder der Habsburger Monarchie zugeschlagen zu werden. Dieser Wunsch zerstreute sich jedoch mit der am 28. Juni 1814 stellvertretend durch Feldmarschall Wrede vollzogenen Regierungsübernahme durch Bayern.

Diese Kriegszeiten haben sich in den im Stadtarchiv verwahrten „Kriegskontributionsrechnungen“ und eigens angelegten „Rechnungen der Hauptblockade des Mainviertels von September 1813 bis März 1814“ niedergeschlagen. Auf der Ausgabenseite dieser Rechnungsbände stehen die zu entlohnenden Bürger, die ihr Holz an die Franzosen abliefern mussten oder deren Pferde im Zuge der gezielten Aushungerung des Mainviertels geschlachtet wurden, um die dort Lebenden noch versorgen zu können. Auch im Ratsprotokoll von 1813 spiegeln sich die Auswirkungen des Krieges in einer eingeführten, viermal monatlich zu erhebenden Kriegssteuer wider.

Mit der Auflösung des Rheinbundes und den Niederlagen Napoleons ging 1814 mit dem Frieden von Paris auch das Großherzogtum Würzburg unter. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses fiel das Territorium größtenteils an das Königreich Bayern und ging im Untermainkreis, dem heutigen Regierungsbezirk Unterfranken, auf.

Zur Autorin: Diplom-Archivarin Franziska Fröhlich M.A. betreut im Stadtarchiv die Bereiche Aktenübernahme und -bewertung. Außerdem ist sie Ausbilderin für die Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste.

Eingabe der Würzburger Bevölkerung vom 8. Februar 1814 an den französischen General Turreau de Linieres wegen Nahrungsmangel. Die Franzosen gaben das Mainviertel erst im März 1814 frei.
| Eingabe der Würzburger Bevölkerung vom 8. Februar 1814 an den französischen General Turreau de Linieres wegen Nahrungsmangel. Die Franzosen gaben das Mainviertel erst im März 1814 frei.
Befreiungskriege: Als die Würzburger Pferde aßen
Am 2. August 1813 inspizierte Napoleon seine in Würzburg stationierten Truppen. Das Bild zeigt ihn bei einem früheren Besuch am 3. Oktober 1806 mit Ferdinand von Toskana im Hofgarten der Residenz.
| Am 2. August 1813 inspizierte Napoleon seine in Würzburg stationierten Truppen. Das Bild zeigt ihn bei einem früheren Besuch am 3. Oktober 1806 mit Ferdinand von Toskana im Hofgarten der Residenz.
 
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  • P. L.
    könnte man den Artikel auch überschreiben. Das sich liberal, im Zerfall des Absolutismus präsentierende Habsburger und Wittelsbacher Reich trifft auf den liberale Werte verhöhnenden Absolutisten aus dem Westen. Den Konterrevolutionär Napoleon. Jener wiederum hatte gerade erfolglos versucht, das nach unserer Wahrnehmung unterentwickelte russische Zarenreich zu erobern. Dieses wiederum entpuppte sich wie 130 oder 200 Jahre später als doch ein bischen größer und mächtiger: Stalin, Putin. Die Festung nicht nur eine beschauliche Kulisse für daher schwätzende Schoppenpfetzer, sondern eine wohldurchdacht angelegte miltärische Anlage. Kriegsarmut statt BWL-Studenten-Seilgkeit.

    An den großen Bühnen der Welt - ein letztes Aufbäumen der verhinderten freien Reichsstadt an der steinernen Brücke vor der Wandlung zum Weinkurort zwinkern .
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    Ich lese solche Artikel auch gerne, da das in meiner Schulzeit, ich bin vom Jahrgang 1966, absolut untern Tisch fiel. Viele denken eben, dass unser schönes Frankenland urbayrisch ist, was mitnichten der Fall ist.
    Aber die Unwissenheit vieler Leute, was sich vor unserer Haustür abgespielt hat bzw ereignet ist eh eklatant. Hauptsache man ist bei dieser "Promi-Scheiße" informiert!
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  • J. K.
    ... ist weder überflüssig noch im Stil eines Schulaufsatzes geschrieben, bitte mehr davon, denn so etwas lese ich zehnmal lieber als hirnlose und überflüssige Kommentare.
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    sowas lese ich jedenfalls lieber, als ob irgendeine (A-Z) Promi irgendwas gemacht oder nicht gemacht hat... grinsen
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  • G. S.
    Gibt es keine aktuellen Themen mehr? Müssen wir solch olle Kamellen im Stil eines Schulaufsatzes lesen? Ob Napoleon im Guttenberger Hof gespeist hat oder nicht, ist so interessant wie Tauziehen. Wer ewig in Vergangenheit schwelgt, der kennt die Gegenwart nicht.
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    nicht kennt, versteht die Gegenwart nicht.
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    auch keine zukunft gestalten! zwinkern
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    Wenn Sie "Seifenopern" interessieren, warum kaufen Sie sich nicht die Zeitung mit den großen Buchstaben?
    Andere finden es durchaus interessant, was in ihrer Heimatstadt vor 100 Jahren geschehen ist.
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  • K. K.
    da steht doch klar drinn "im Schulaufsatz" , dass "Ihr" da drüben vor rund 200 Jahr
    'Gäulsfläsch' gegessen habt. Da muss mer doch heutzutach nemer 'Gift und Galle'
    spucken; wenn es doch so war grinsen
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  • H. H.
    fand ich den Artikel auch interessant, hat sogar Lust auf mehr gemacht.
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  • A. D.
    das Stimmt. zwinkern zwinkern
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  • E. V.
    Ich fand den Artikel gar nicht so uninteressant, auch wenn mir der Zusammenhang mit dem aktuellen Tagesgeschehen nicht so ganz klar war.
    Allerdings war der Artikel derart konfus geschrieben, ständig wurde zwischen Daten hin und hergesprungen und Zusammenhänge erklärt bis man mal auf die reißerische Überschrift bezug nahm. Als ich dann gesehen habe, dass den Artikel anscheinend keine Volontärin oder Praktikantin geschrieben hat, sondern eine Archivarin der Stadt, war ich erst recht negativ überrascht.
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