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Ochsenfurt
Strom vom Dach für die Schulen: Jetzt ist die Energiewende auch beim Landkreis Würzburg angekommen
Der Bauausschuss des Kreistags hat Photovoltaikanlagen auf Landkreisgebäuden beschlossen. Wie schnell sie sich bezahlt machen, zeigt eine Analyse.
Vier seiner Gebäude möchte der Landkreis Würzburg mit einer Photovoltaikanlage ausrüsten. Die größte davon ist an der Realschule in Ochsenfurt geplant.
Foto: Gerhard Meißner | Vier seiner Gebäude möchte der Landkreis Würzburg mit einer Photovoltaikanlage ausrüsten. Die größte davon ist an der Realschule in Ochsenfurt geplant.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 24.04.2025 12:39 Uhr

Die Frage stellt sich, warum der Landkreis Würzburg nicht schon mehr seiner Bestandsgebäude mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet hat. Bisher gibt es eine solche nur auf dem Dach des Bauamts am Landratsamt. In seiner jüngsten Sitzung machte der Bauausschuss des Kreistags nun den Weg frei für die Installation weiterer Anlagen. Die größte davon soll auf dem Dach der Realschule am Maindreieck in Ochsenfurt montiert werden und neben der Schule auch das benachbarte Hallenbad und das Berufsschulzentrum mit Strom versorgen. Das Charmante daran: Weil der erzeugte Strom nahezu vollständig selbst verbraucht werden kann, sollten sich die Anschaffungskosten bereits nach sieben Jahren amortisiert haben.

Im vergangenen Herbst hatte die Liegenschaftsverwaltung des Landratsamts den Auftrag erhalten, die Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen zu eruieren. Neben der Realschule in Ochsenfurt wurden das Nebengebäude Haus 2 des Landratsamts, die Sporthalle des Deutschhaus-Gymnasiums in Würzburg und ein Dienstwohngebäude in Ochsenfurt in die Betrachtung einbezogen. Das Ergebnis, das der Leiter der Liegenschaftsabteilung, Jan Weber, nun dem Bauausschuss vortrug, klingt überzeugend.

PV-Anlage auf der Realschule Ochsenfurt soll sich in sieben Jahren amortisieren

So würde die PV-Anlage auf der Realschule in Ochsenfurt mit einer Spitzenleistung von 100 Kilowatt (kWp) jährlich voraussichtlich 90.000 Kilowattstunden (kWh) Strom produzieren. Der jährliche Gesamtverbrauch von Real- und Berufsschule lag zuletzt bei rund 560.000 kWh, so Weber. Weil in den Schulen ständig Verbraucher am Netz hängen, etwa für Lüftungs- und Kühlanlagen oder fürs Hallenbad, könnten mindestens 85 Prozent des Solarstroms selbst verbraucht werden. Das sei deutlich wirtschaftlicher als die Einspeisung ins öffentliche Netz. Die Betrachtung geht von einer Nutzungsdauer von 20 Jahren aus, bereits nach sieben Jahren hätte sich die Anlage amortisiert. 

Ähnlich günstig sieht die Rechnung für Haus 2 am Landratsamt aus, in dem unter anderem die Zulassungsstelle und der Sitzungssaal untergebracht sind. Nach elf Jahren hätte sich dort die geplante PV-Anlage mit einer Leistung von 30 kWp und einem jährlichen Ertrag von 27.000 kWh bezahlt gemacht, weil der Strom fast vollständig im eigenen Haus verbraucht werden kann. Zusammen mit einer bereits bestehenden PV-Anlage auf dem Bauamtsgebäude wäre das Landratsamt dadurch zu rund 14 Prozent unabhängig vom öffentlichen Netz.

Batteriespeicher macht die Deutschhaus-Sporthalle zu 56 Prozent netzunabhängig

Etwas kniffliger ist die Situation an der Sporthalle des Deutschhaus-Gymnasiums in der Zeller Straße. Weil die Halle auch zu Tageszeiten genutzt wird, in denen die Sonne nicht scheint, sei dort ein  Batteriespeicher sinnvoll, so Jan Weber. In der Verbindung aus der PV-Anlage mit 54 kWp und dem Speicher werde das Gymnasium zu 56 Prozent autark vom Stromnetz.

Wirtschaftlich am schlechtesten schneidet das Dienstwohngebäude im Nachtigallenweg in Ochsenfurt ab. Auf dem Dach des Zweifamilienhauses könnte eine Anlage mit einer Leistung von 15 kWp installiert werden, die jährlich voraussichtlich 15.600 kWh Strom produziert. Wegen des geringen Eigenverbrauchs sei eine vollständige Einspeisung ins öffentliche Netz sinnvoll, so Liegenschaftsverwalter Weber. Trotz der vergleichsweise geringen Einspeisevergütung von jährlich 1860 Euro hätten sich Herstellungskosten von rund 28.000 Euro erst nach 18 Jahren bezahlt gemacht. Trotzdem sei der Zeitpunkt für die Installation günstig, weil das Dach des Hauses ohnehin saniert werden müsse. 

Ohne Diskussion und einstimmig votierten die Ausschussmitglieder für die Installation der vier PV-Anlagen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein genehmigter Haushalt, und der wird erst in einigen Monaten vorliegen, nachdem die Regierung von Unterfranken das Landratsamt wegen klammer Kassen unter verschärfte Finanzaufsicht gestellt hat.

 
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