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Würzburg
Streik an Uniklinik Würzburg: Warum es den Beschäftigen um viel mehr als Geld geht
In Würzburg sind am Dienstag rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uniklinik einem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt. Was ihnen jetzt das Wichtigste ist.
Rund 250 Beschäftigte der Würzburger Uniklinik zogen am Dienstag durch die Innenstadt und demonstrierten für mehr Geld und Personal, um Gesundheitsberufe attraktiver zu machen.
Foto: Thomas Obermeier | Rund 250 Beschäftigte der Würzburger Uniklinik zogen am Dienstag durch die Innenstadt und demonstrierten für mehr Geld und Personal, um Gesundheitsberufe attraktiver zu machen.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 02:07 Uhr

Sie demonstrierten für mehr Geld, Wertschätzung und mehr Personal: In Würzburg beteiligten sich am Dienstag rund 250 Beschäftigte der Uniklinik an den Streiks, zu denen die Gewerkschaft Verdi bundesweit aufgerufen hatte. In Bayern traf es auch die Unikliniken in München, Regensburg und Erlangen. Das Würzburger Uniklinikum arbeitete mit Notbesetzungen. Die Intensivstationen waren vom Streik ausgenommen.

Gewerkschaft fordert Lohnerhöhung von mindestens 150 Euro monatlich

Hintergrund sind die Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder. Gewerkschaftssekretär Stefan Kimmel kritisierte, dass die Arbeitgeber noch kein Angebot vorgelegt hätten: "Auch wenn der Pflegenotstand regelmäßig in den Medien ist, hat sich bisher nichts geändert." Die steigenden Corona-Zahlen würden die Notsituation in Krankenhäusern massiv verschärfen.

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Verdi fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder eine Tariferhöhung von fünf Prozent, mindestens aber 150 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Tarife im Gesundheitswesen sollen monatlich um 300 Euro und die Ausbildungsvergütungen um 100 Euro steigen.

Pandemie hat Situation in den Krankenhäusern verschärft

Dass die Pandemie die Lage auf den Stationen weiter verschärft hat, bestätigt Christian Huss, bis vor kurzem Personalratsvorsitzender an der Uniklinik: "Die Leute sind Corona-müde." Die vierte Welle mit mehr jüngeren Patientinnen und Patienten setze dem Personal psychisch noch stärker zu. Hinzu kommt das Dilemma mit den Ungeimpften, vor allem auf der Intensivstation.

Das Unverständnis darüber sei bei den Pflegekräften groß, hat Huss beobachtet. Zwar versorge man auch sonst Patienten, die durchaus selbstverschuldet krank wurden – etwa durch Alkohol oder Rauchen. Aber Corona "hat eine andere Dimension", sagt Huss. Das Thema spalte die Belegschaft genauso wie die Gesellschaft.

Beschäftigte wollen vor allem mehr Zeit und mehr Personal

Und tatsächlich: In Sachen Impfpflicht gehen die Meinungen bei den Streikenden am Dienstag auseinander. Pro und Kontra halten sich die Waage. Nicht alle Gesprächspartner wollen ihren vollen Namen nennen, sie fürchten den Argwohn von Kollegen. Andere wollen nicht öffentlich über die Situation in der Pflege klagen. Wieder andere reden Tacheles.

Manuela F. geht bald in Rente, mit 64 Jahren. Mit 18 hat sie als Krankenschwester angefangen – und war es "mit Leib und Seele". Die aktuelle Situation in den Kliniken macht ihr große Sorgen. Es fehle an Zeit und Personal – verschärft durch Corona, auch weil Angehörige durch die Besuchsverbote nun weniger unterstützen können. Und immer häufiger würden Pflegekräfte selbst wegen Corona-Infektionen oder Quarantäne ausfallen, berichtet die Krankenschwester. Bereits vor der Pandemie sei es eng gewesen, die Bürokratie fresse Kapazitäten: "Früher hatten wir Zeit für die Pflege, heute verbringen wir sie mit der Dokumentation."

Während die Gewerkschaft vor allem auf Gehaltsforderungen pocht, ist von den Betroffenen noch viel häufiger zu hören: "Wir brauchen mehr Leute." Sie sei froh gewesen, dass sie die normale Station verlassen konnte, sagt eine junge OP-Schwester: "30 Patienten – ich konnte nicht mit einem guten Gewissen nach Hause gehen."

Die Protestroute führte die Streikenden über die Grombühlbrücke durch die Würzburger Innenstadt zur Abschlusskundgebung am Bahnhofsvorplatz.
Foto: Thomas Obermeier | Die Protestroute führte die Streikenden über die Grombühlbrücke durch die Würzburger Innenstadt zur Abschlusskundgebung am Bahnhofsvorplatz.

Physiotherapeut Stefan Paß, der sich auf der Intensivstation in voller Schutzmontur und mit der Angst, sich selbst zu anzustecken, um Corona-Patienten kümmert, räumt offen ein: "Das belastet." Der 56-Jährige, selbst zweifach geimpft, hofft, dass sich möglichst viele impfen lassen. Aus Solidarität, der Physiotherapeut ist gegen eine Pflicht: "Das sollte die freie Entscheidung des Einzelnen bleiben." Hat er Wut auf ungeimpfte Patienten? "Nein. Mitgefühl."

Selbst geimpft oder nicht: Schwierige Situation für die Teams in der Klinik

Andere dagegen halten eine Impflicht für angezeigt und kritisieren Versäumnisse: "Viel früher" hätte die Politik handeln müssen, sagt Verena Schaack, die seit 16 Jahren in der Sterilisation arbeitet. Eine Streikkollegin berichtet, dass geschätzt ein Viertel der Pflegekräfte auf ihrer Station nicht geimpft sei, überwiegende junge Frauen. Ihre Ängste solle man ernst nehmen und ihnen mit Aufklärung begegnen. Für das Team sei die Situation schwierig.

Eine Impfpflicht lehnt auch die erfahrene Krankenschwester ab. Was ihr, wie so vielen bei diesem Streik, wichtiger ist: "Pflege braucht Zeit, deshalb brauchen wir dringend mehr Leute."

 
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Kommentare
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  • Andein16321208
    Wie traurig das ist!

    Wir haben seit gut 1,5 Jahren eine Pandemie... Und die, die sicherstellen, dass wir uns sicher fühlen können, weil sie uns auf jeden Fall helfen werden, müssen auf die Straße für mehr Respekt und Geld.

    Ein trauriger Beleg für unsere ungleiche und fast asoziale, geldgeile Gesellschaft.

    "Geiz ist geil"??

    Vielleicht sollten wir dich die Privatisierung gesellschaftlich wichtiger Infrastruktur umkehren!!??

    Meinen Respekt an die Demonstranten (und die, die nebeher Leben Retten, Kinder erziehen, das Trinkwasser aufbereiten, den Müll wegbringen,...)

    DANKE!
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  • 2ostsee
    Ich gebe Ihnen so recht! Krankenhäuser sollten nicht Gewinn orientiert sein.
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