Mit dem Peter Parler-Preis werden selbständige Steinmetzmeister und Bildhauer für ihre qualitativ hochwertigen Arbeiten an Denkmalpflegeobjekten aus Naturwerkstein ausgezeichnet. Die diesjährige Verleihung des Peter Parler-Preises 2020 sollte eigentlich auf der "denkmal Leipzig", der europäischen Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung, stattfinden. Doch die Corona-Pandemie machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Nun wurden die Preisträger vom Bundesverband Deutscher Steinmetze (BIV) informiert. Der mit 15 000 Euro dotierte Preis soll Steinmetzmeister und Bildhauer in ihrem Denkmalpflege-Engagement bestärken. Einer der Preisträger 2020 kommt aus Würzburg.
Risse geschlossen und mit Schutzlasur versehen
Erstplatziert wurde der Steinmetzbetrieb Boris Rycek GmbH aus Würzburg für die Restaurierung des Vierröhrenbrunnens in Würzburg. "Wir haben uns wahnsinnig darüber gefreut", sagt Geschäftsführer Michael Rycek auf Anfrage dieser Redaktion. "Wir haben uns zum ersten Mal beworben. Dass wir gleich den ersten Platz machen, ist natürlich überwältigend."
Rund neun Monate war eines der großen Wahrzeichen Würzburgs von Ende 2018 bis Mitte 2019 hinter einem Bauzaun verschwunden. Aufgrund von Witterungsschäden musste der Brunnen schon in der Vergangenheit mehrmals saniert werden, zuletzt 1964. Für die Erneuerungsarbeiten 2018 wurden zunächst die unteren Figuren, welche die vier Tugenden Tapferkeit und Stärke, Weisheit, Mäßigung und Gerechtigkeit darstellen, abgebaut. Diese Skulpturen sind Nachbildungen der Originale aus dem 18. Jahrhundert, die mittlerweile im Museum für Franken ausgestellt sind. Die Figuren wurden bei der Firma Boris Rycek GmbH restauriert, wo sie gereinigt und gefestigt wurden, erklärte damals Rathaussprecher Christian Weiß gegenüber dieser Redaktion.
Außerdem wurden Risse geschlossen und die Skulpturen mit einer Schutzlasur versehen. Nachdem der Figur der Justitia durch einen Diebstahl zudem ihre Waage fehlte, musste das Symbol der Gerechtigkeit rekonstruiert werden. Das Brunnenbecken selbst wurde gereinigt, die Inschriften nachvertieft und dadurch besser lesbar gemacht. "Wir haben uns um alles gekümmert, von sämtlichen Genehmigungen, über den Gerüstaufbau, bis zur Restaurierung", berichtet Rycek, dessen Werkstatt am Würzburger Heuchelhof ist. Fünf Mitarbeiter waren hierfür im Einsatz.
Steinmetzhandwerk für Erhaltung des Kulturgutes
Den Preis lobt der BIV zusammen mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) alle zwei Jahre aus. Die Jury, in der unter anderem die Diplom-Restauratorin Carolin Pfeuffer und Prof. Dr. Rolf Snethlage vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege a.D., sitzen, betonte laut Pressemitteilung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dass die Wettbewerbsergebnisse des Peter Parler-Preises 2020 einmal mehr deutlich machten, was das Steinmetzhandwerk für die Erhaltung des Kulturgutes leistet.
Mit Worten von Annette Liebeskind von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Schirmherrin des Peter Parler-Preises: "Was wir heute als denkmalwert schützen, ist aus der qualitätvollen Arbeit des damaligen Handwerks erwachsen. Eine ebensolche handwerkliche Excellenz benötigen wir heute bei der Erhaltung dieser Denkmale." Dass dabei historische Techniken und handwerkliche Fähigkeit der Steinmetze eine ebenso wichtige Rolle spielen, wie der Einsatz moderner Technologien, würden die prämierten Arbeiten "in eindrucksvoller Weise" zeigen.