
Am Ende gab es auf der Probebühne des Würzburger Mainfranken Theaters kein Halten mehr. Über 100 Kinder und Jugendliche feierten mit stürmischem Applaus die Premiere von "Was Wanda will" und verhalfen so der Uraufführung von Lena Hachs Kinder-Kriminalroman zum veritablen Bühnenerfolg.
Schwer zu sagen, was die jungen Zuschauer und Zuschauerinnen am meisten begeisterte: die packende Handlung, die abwechslungs- und temporeiche Inszenierung von Wolfgang Michalek oder die großartige schauspielerische Leistung des sechsköpfigen Schauspieler-Teams. Vermutlich ist es die gelungene Verbindung aller drei Elemente und die Tatsache, dass die Geschichte da spielt, wo sich alle Schülerinnen und Schüler bestens auskennen, nämlich in einer Schulklasse.
Talente, die hinter einer undurchdringlichen Fassade von Äußerlichkeiten verborgen sind
Titelfigur Wanda (Daria Lik) kommt mitten im Schuljahr neu an die Schule. Noch können wir sie nicht sehen, hören nur ihre Stimme aus dem Off, hören, wie sie nach und nach ihre neuen Mitschüler aus der Klasse 8a kennenlernt und uns per kurzem Videoclip vorstellt: da ist David (Nils David Bannert), der im Rohlstuhl sitzt und von allen "Der Meister" genannt wird, weil er den Überblick über die ganze Schule hat; da ist Lynn (Julia Baukus), die in einem Kabuff im Keller der Schule ihre künstlerischen Talente und Fähigkeiten auslebt und mal mit dem Meister enger befreundet war.
Da ist Desiree (Laura Storz), eine coole, rauchende HipHopperin, die wegen Gewaltausbrüchen schon zweimal suspendiert wurde und der alle anderen aus dem Weg gehen; da ist Kai (Eva-Lina Wenners), ein sportlicher Alleskönner, deshalb und wegen seiner Markenklamotten und seines Aussehens der Schwarm aller Mädchen; und da ist schließlich Schulze (Nils van der Horst), der Klassenstreber im Rollkragenpullover, der trotz seines ständigen Nasenblutens von niemandem wahrgenommen wird und deshalb der "Unauffällige" genannt wird.

Alle sind sie Einzelgänger, Außenseiter gar, deren wahre Fähigkeiten und Talente hinter einer undurchdringlichen Fassade von Äußerlichkeiten verborgen sind. Aber warum sind sie alle hier versammelt? Was steckt dahinter? Und wo ist diese Wanda? Und was will sie?
Ganz in Schwarz gekleidet, gesellt sich die umtriebige und entschlossene Wanda aus dem Zuschauerraum zu den Anderen und erklärt ihren Plan. Gemeinsam sollen sie in eine Villa am Stadtrand einbrechen, dort einen von einem Star signierten Tennisball entwenden und dieses kostbare Sammlerstück für eine exorbitant hohe Summe verkaufen.
Aus den Einzelkämpfern muss ein Team werden, in dem jeder seine Rolle findet
Eine Aktion, bei der zwar die Grenzen der Legalität überschritten werden, die aber ganz andere Herausforderungen viel stärker in den Vordergrund stellt. Ein Plan, der gefährlich ist, aber auch lukrativ. Kann es Wanda gelingen, aus diesen fünf so unterschiedlichen Charakteren, die sich zum Teil nicht ausstehen können, zum Teil verfeindet sind, ein homogenes Team zu bilden? Wer kann welche Aufgabe übernehmen? Und welche Eigenschaften und Fähigkeiten braucht es?
Im Verlauf der minutiösen Planung werden Eventualitäten durchgespielt, jeder bringt seine verborgenen Stärken (und natürlich auch sichtbaren Schwächen) ein, überwindet innere Zweifel und kämpft gegen äußere Widerstände. Gelingen kann das nur, wenn alle zusammenhalten: aus den Einzelkämpfern muss ein Team werden, in dem jeder seine Rolle findet und alle Aufgaben gleich wichtig sind. Ein starkes Plädoyer für eine Gemeinschaft, die Unterschiedlichkeit aushält und erfolgreich sein kann, wenn sich alle dem gemeinsamen Ziel unterordnen. Wie die Aktion letztlich endet und ob sie "erfolgreich" ist, darf hier natürlich nicht verraten werden, denn es bleibt spannend bis zur letzten Minute.
Weitere Vorstellungen: 13., 21. April, 6., 9. Mai. Karten: Tel. (0931) 375-375, www.mainfrankentheater.de