Bei der Wahl zur Nachfolge von Muchtar Al Ghusain steht der Stadtrat vor einer besonders verantwortungsvollen Aufgabe. Er muss sich grundsätzlich darüber klar werden, ob eine Referentenwahl für die Dauer von sechs Jahren eine (partei)politische oder eine sachbezogene Entscheidung sein soll. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass für ein Amt wie das eines städtischen Referatsleiters ausschließlich die am besten qualifizierten Bewerber in Frage kommen. Unter den sieben Bewerbungen, über die der Stadtrat an diesem Donnerstag zu entscheiden hat, sind einige, die hohe fachliche Qualifikationen im Kulturbereich aufweisen. Diese sollten letztlich den Ausschlag geben.
Es ist aber nach Lage der Dinge nicht auszuschließen, dass Teile des Stadtrats einen anderen Weg einschlagen und die Referentenwahl nutzen, um ein politisches Zeichen zu setzen. Dies wäre allerdings ein fatales Signal. Denn dann würden mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft qualifizierte Kandidaten auf eine Bewerbung in Würzburg verzichten, wenn Zugehörigkeit oder Nähe zu einer bestimmten politischen Gruppierung oder Richtung entscheidend wären, um ein Referentenamt im Würzburger Rathaus anzustreben. Das kann ernsthaft niemand wollen.
Dieser zukunftsweisenden Abwägung muss sich der Stadtrat jetzt stellen. Kulturpolitik wird auch in Zukunft in dieser Stadt eine wichtige Rolle spielen. Dabei gilt es einerseits im Wettbewerb der Kulturstädte zu bestehen, aber auch die eigenen Hausaufgaben zu machen. Dabei darf parteipolitisches Taktieren nicht das entscheidende Kriterium sein. Was gebraucht wird, ist eine Vernunftentscheidung.