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ESTENFELD
Standpunkt: Nicht alles Machbare ist auch sinnvoll
Guido Chuleck
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:34 Uhr

Sie haben es wirklich getan: mit ihrer Ratsmehrheit von einer Stimme drückten SPD und UWG ihren Antrag auf Neubau des Rathauses durch – und damit den Bürgern ihren Willen auf. Wozu braucht es in Estenfeld ein neues Rathaus, wenn es das alte noch tut? Für den Neubau müssen Unsummen in die Hand genommen werden. Diese wären besser in die Sanierung von Mehrzweckhalle, altem Feuerwehrhaus oder der Herrichtung der Gebäude auf dem Areal der Kartause investiert.

Ein Verwaltungsgebäude in sanierungsbedürftigen Stallungen?

Die Kartause ist übrigens ein einziges Bodendenkmal. Wenn die Archäologen anrücken, stünde eine mögliche Baustelle lange still. Natürlich ist der Gedanke reizvoll, dass die Bürgermeisterin, wie vor Jahrhunderten ihre Vorgänger (Schultheiß), in der Kartause residieren könnte. Doch nicht alles, was machbar ist, ist auch sinnvoll. Ein Verwaltungszentrum in sanierungsbedürftige und unter Denkmalschutz stehende Stallungen reinzimmern zu wollen gehört mit Sicherheit dazu.

Natürlich gibt es auch Stimmen für das Vorgehen der Mehrheitsfraktionen. Es gibt aber mindestens ebenso viele Stimmen dagegen: Eine Reihe Bürger ist schon auf dem Weg, die SPD und die UWG mit einem Bürgerentscheid wieder einzufangen. Vielleicht besinnen sich die Räte dann auf ihre eigentliche Aufgabe: zum Wohle des Ortes zu arbeiten, und zwar mit- und nicht gegeneinander. Die Diskussionen über das sehr schlüssige Konzept eines ehemaligen Dombaumeisters hätten die Räte auch über Fraktionsgrenzen hinaus führen können. Jetzt zu sagen, „uns stört das kategorische Nein zum Verwaltungszentrum, deshalb lassen wir es jetzt bauen“, ist alles andere. Nur nicht die Einigkeit eines Gemeinderates, auf den noch viele wichtige und teure Aufgaben warten.

 
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Kommentare
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  • maxand
    Der Kommentar wirft in meinen Augen ein fragwürdiges Verständnis von repräsentativer Demokratie auf. Es wird davon gesprochen, dass SPD und UWG den Bürgern "ihren Willen aufzwingen" oder dass sie wieder "eingefangen" werden sollen. Der Gemeinderat ist als Hauptvertretungsorgan der Gemeinde aber nun einmal dafür da Entscheidungen in Vertretung der Bürger zu treffen und das funktioniert eben mit Mehrheitsentscheidungen (siehe Sozialkundeunterlagen Klasse 5). Daneben erschließt sich mir auch die vom Autor genannte Argumentation zur Verwendung von Gemeindemitteln nicht. Eine Sanierung des alten Feuerwehrhauses sollte nach Errichtung eines teuren neuen Feuerwehrhauses sicher nicht oberste Priorität haben. Hinsichtlich der Sanierung der Kartause sind so oder so erhebliche Investitionen von Nöten, egal welches Vorhaben letztlich dort verwirklicht wird. Die kritische Meinung von SPD und UWG zum Hauckschen Konzept sind im Übrigen wohl mehr als angebracht.
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