Der Stadtrat war sich einig: Die im laufenden Haushaltsjahr eingeplanten knapp 800 000 Euro für die Förderung privater kultureller Einrichtungen, Veranstaltungen und Projekte werden trotz Corona-Krise in voller Höhe ausbezahlt.
Da Theater aufgrund der Hygienevorschriften seit Mitte März nicht spielen, Musiker nicht auftreten und Festivals nicht stattfinden konnten, wurde – vorerst befristet bis Jahresende – der "Erhalt der Kulturlandschaft und der kulturellen Vielfalt" als zusätzlicher Förderzweck beschlossen. So will die Stadt verhindern, dass sie Zuwendungen zurückfordern muss, weil der Zweck der Förderung nicht eingetreten ist. Außerdem sollen weitere Unterstützungsmöglichkeiten "im Rahmen der Haushaltsführung" ausgelotet werden, kündigte Oberbürgermeister Christian Schuchardt an.
Stadt will Einrichtungen Miete stunden und eventuell erlassen
Mit dem einstimmigen Beschluss bestätigte der Stadtrat, "dass der Erhalt der kulturellen Infrastruktur eine wichtige Aufgabe ist", so Kulturreferent Achim Könneke. Die durch sein Referat vorgelegte Beschlussvorlage geht zurück auf einen Antrag von FDP-Stadtrat Joachim Spatz im Kulturausschuss.
Um private Kulturträger zusätzlich zu unterstützen, will die Stadt den Einrichtungen in städtischen Räumen die Miete so lange stunden und eventuell erlassen, bis wieder ein regulärer Betrieb möglich ist. Das Kulturreferat soll außerdem seinen kompletten Haushalt nach Mitteln durchsuchen, die durch den Ausfall von Veranstaltungen frei geworden sind und zur Finanzierung weiterer Hilfsmaßnahmen für freie Kulturträger umgeschichtet werden können.
Ein Beispiel dafür ist die Open-Air-Konzertreihe im Juli und August auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau am Hubland, die aus dem Etat des abgesagten Hafensommers finanziert wird. "Im Anschluss haben wir vor, zusammen mit dem Theater Chambinzky vier Wochen lang Open-Air-Theater zu veranstalten", kündigte Könneke an.
DFWK begrüßt den Beschluss
Der Dachverband der Freien Würzburger Kulturträger (DFWK) begrüßt den Beschluss: "Die Entscheidung des Stadtrats trägt wie andere bereits durchgeführte Maßnahmen dazu bei, der Kulturszene in der aktuell schwierigen Lage zu helfen. Damit sind natürlich nicht alle existenzbedrohenden Situation gelöst. Aber es ist ein wichtiges Zeichen", teilte der Vorsitzende Ralf Duggen auf Nachfrage mit.
Zu den erwähnten Maßnahmen gehören das Online-Portal "Zugabe Digital" für die Veröffentlichung von Kulturprojekten, das von der Sparkassenstiftung mit 40 000 Euro geförderte Programm für digitale Musik- und Kunstprojekte und die Plakataktion "Kunstpause" auf den verwaisten städtischen Plakatflächen.