Der Ochsenfurter Stadtrat hat beschlossen, für den zur geplanten Mainufergestaltung gehörenden Teilbereich südlich des Kleinochsenfurter Weges Mittel aus der Städtebauförderung zu beantragen. Aus formalen Gründen sei hierzu ein separater Beschluss notwendig gewesen, erklärte Bürgermeister Peter Juks (UWG) in der Jahresabschlusssitzung des Stadtrates.
Obwohl es sich um eine Formalie handelte, gab es in der Sitzung durchaus unterschiedliche Meinungen zu diesem unter dem Begriff „Stadtbalkon“ bekannten Projekt zu hören. Die Neugestaltung des Mainufers ist eines der Vorhaben, die die Stadt derzeit vorantreibt. Am nördlichen Ufer hat sich schon Einiges getan. Die Schiffsanlegestellen für die Hotelschiffe sowie für die Altstadtfähre „Nixe“ sind in Betrieb. Der Discounter „Norma“ in unmittelbarer Nachbarschaft zur Alten Mainbrücke wurde neu gebaut und vor fast genau einem Jahr wieder eröffnet.
Gerechnet wird mit 418 000 Euro
Zwar nicht direkt am Flussufer, aber in unmittelbarer Nähe stehen ebenso Veränderungen an: In Vorbereitung auf die Fertigstellung der Neuen Mainbrücke muss neben der Fahrbahnsanierung der Würzburger Straße unter anderem auch der Kreuzungsbereich an der Alten Mainbrücke umgebaut werden.
Während aus dem ursprünglich ebenfalls am nördlichen Mainufer geplanten Wohnmobilstellplatz nichts wurde, steht der Stadtbalkon, eine Art stufenförmig gestaltete Aussichtsplattform mit Blick auf die Alte Mainbrücke, nach wie vor auf der Agenda. Dazu gibt es eine Entwurfsplanung des Büros Arc.Grün aus Kitzingen, die auch eine Kostenberechnung enthält. Demnach wird mit 418 000 Euro brutto gerechnet.
Ein Signal für die Mainufergestaltung
Wolfgang Karl (CSU) und seine Fraktion sprachen sich für den Beschluss aus. Für Karl ist die Einreichung der Unterlagen ein wichtiger Schritt, denn erst dann erfahre die Stadt, mit welchen Fördermitteln sie rechnen könne, sagte Karl. Im nächsten Schritt könne das Projekt dann im Haushalt beleuchtet werden. Angesichts etlicher anderer anstehender Projekte müsse man aber schauen, ob der Stadtbalkon sofort umgesetzt werden könne oder zeitlich nach hinten verschoben werden müsse.
Barsom Aktas (UWG) hält den Stadtbalkon aus eben diesem Grunde für ein „tragisches Projekt“: „Bei einer Abwägung wird es immer den Kürzeren ziehen“, sagte er. Dennoch solle die Stadt ein Signal geben, dass die Mainufergestaltung gemacht werden solle, so seine Meinung. Der Freizeitwert am nördlichen Mainufer sei vorhanden, auch könne der Stadtbalkon ein wichtiger Impuls zur Belebung der Altstadt sein. Ebenso wie Wolfgang Karl liegt auch Aktas viel daran, konkrete Zahlen in Erfahrung zu bringen.
Vorrang für andere Projekte
Für ein „wichtiges Projekt“ hält auch Bert Eitschberger (SPD) den Stadtbalkon. Dennoch sieht er den Schwerpunkt eindeutig beim südlichen Mainufer. „Der größte Teil wird sich dort abspielen“, sagte Eitschberger, unter anderem im Hinblick auf das geplante Hotel mit Veranstaltungssaal auf dem Gelände des ehemaligen Flockenwerks und den Bereich zwischen den beiden Brücken.
Bei einem Vorhaben, das annähernd eine halbe Million Euro kosten werde und bei gleichzeitig knappen Mitteln könne das Projekt „Stadtbalkon“ keinen Vorrang haben. „Warum sollten wir ein Projekt auf die Reise schicken, wohlwissend, dass es in den nächsten Jahren nicht vorrangig angegangen wird?“ fragte Eitschberger.
Er war dann auch einer der vier Stadträte, die gegen den Beschluss stimmten. Zu einem späteren Zeitpunkt, kündigte er an, wolle er für das Vorhaben stimmen. Immerhin sei schon jetzt am nördlichen Mainufer ein gewisses Angebot vorhanden, etwa die Außenbewirtung am Norma-Markt und der Radweg.
Auch Fördermittel von Land und Bund sind Steuergelder, die erarbeitet werden müssen. Die eigene und fremde Verwaltungen mit Projekten zu beschäftigen, die keine Chance auf Realisierung haben ist Steuermittelverschwendung.
Auch in Ochsenfurt fehlt bezahlbarer Wohnraum. Dafür ist kein Geld da. Für Luxusprojekte anscheinend schon.