Die Staatsanwaltschaft Köln hat am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren gegen Kardinal Rainer Maria Woelki eingeleitet. Untersucht werde der Vorwurf der falschen Versicherung an Eides Statt, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn. Auslöser für die Ermittlungen sei ein am Mittwoch im "Kölner Stadt-Anzeiger" veröffentlichtes Interview mit der ehemaligen Assistentin des Personalchefs im Erzbistum Köln, Hildegard Dahm.
Bereits Anfang September hatten drei katholische Priester, darunter der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose, Kardinal Woelki wegen des Verdachts der Falschaussage angezeigt. Auslöser für diesen Schritt waren Medienberichte, die Zweifel an der Richtigkeit der Angaben Woelkis im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den Priester und Ex-Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz aufkommen ließen. Diese Anzeige führte jedoch zu keinen Ermittlungen.
Ehemalige Assistentin des Personalchefs habe Woelki frühzeitig informiert
Nun belastet Hildegard Dahm den Kölner Erzbischof schwer. Sie sagt in dem Interview, dass sie Woelki frühzeitig über Missbrauchsvorwürfe gegen Pilz informiert habe. Sie habe es "nicht mehr ausgehalten (...), Dinge aus erster Hand zu wissen, die den öffentlichen Aussagen von Kardinal Woelki widersprechen" - speziell zum Fall Pilz, sagte Dahm. Pilz soll in der von ihm geleiteten Jugendbildungsstätte bei Köln einen ehemaligen Bewohner vergewaltigt haben.
Es geht um den Zeitpunkt, an dem Woelki von dem Missbrauchsvorwurf gegen den 2019 gestorbenen Sternsinger-Chef Kenntnis erhalten haben will. Dem Landgericht Köln hatte er versichert, das sei erst in der vierten Juniwoche 2022 gewesen. Laut Medien-Recherchen hatte das Büro des Kardinals den Betroffenen bereits früher zu einem Gespräch eingeladen.
Auf der Liste mit Missbrauchsfällen sollen 14 Namen gestanden haben
Hildegard Dahm widerspricht diesen Angaben. Im Interview sagt sie, sie habe im Januar 2015 persönlich eine Excel-Liste für Woelki erstellt, mit allen damals aktuellen Missbrauchsfällen. Auf dieser Liste hätten 14 Namen gestanden, darunter der von Pilz. Ihr Chef habe die Liste in ein Gespräch mit Woelki mitgenommen. Hinterher habe sie ihren Chef gefragt, was Woelki zu der Liste gesagt habe. Darauf habe dieser geantwortet: "Das hat den Kardinal überhaupt nicht interessiert." Sie sei daraufhin "wie versteinert" gewesen.
Dahm sagt weiter: "Mag sein, dass er sich das Blatt mit Pilz und den anderen 13 Namen nicht angeschaut hat. Aber befasst habe ich ihn damit. Ganz eindeutig." Deshalb sei sie auch so entsetzt über die Selbstdarstellung des Kardinals in der Öffentlichkeit gewesen.
"Wir begrüßen es sehr, dass die Staatsanwaltschaft Köln aufgrund dieses Interviews Medienberichten zufolge mit heutigem Datum endlich förmliche Ermittlungen gegen Kardinal Woelki aufgenommen hat", teilen Burkhard Hose, Wolfgang F. Rothe (München) und Bernd Mönkebüscher (Hamm) auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Zugleich sei es ihnen ein Bedürfnis, Hildegard Dahm "für Ihren immensen Mut zu danken, mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit gegangen zu sein. Dafür möchten wir ihr unseren tiefsten Respekt aussprechen."
Der Würzburger Burkhard Hose und seine Mitstreiter "hoffen, dass sie in dieser für sie zweifellos sehr herausfordernden Situation jede erdenkliche Unterstützung und den nötigen Schutz erfährt." Ihnen sei nach ihrer Anzeige vonseiten bestimmter kirchlicher Medien und Kreise vorgeworfen worden, "eine Hetz- und Verleumdungskampagne gegen den Kölner Erzbischof zu betreiben", heißt es weiter in dem Statement.
"Gerade als katholische Priester hatten wir uns in der Pflicht gesehen, diesen Sachverhalt zur Anzeige zu bringen, um den zuständigen staatlichen Stellen die Möglichkeit zu bieten, den Sachverhalt einer objektiven Klärung zu unterziehen." Dabei sei es ihnen nicht nur um die rechtliche, sondern auch und vor allem um die moralische Verantwortung der betroffenen kirchlichen Amtsträger und Institutionen gegangen.
Erzbistum Köln nimmt Stellung zum Ermittlungsverfahren.
Am Mittwoch nahm das Erzbistum Köln Stellung zum Ermittlungsverfahren. "Auch dieser erneute Versuch, Kardinal Rainer Maria Woelki eine falsche Eidesstattliche Versicherung zu unterstellen, ist unbegründet", heißt es darin. Der Sprecher des Erzbistums erklärt weiter: "Nach meinem persönlichen Eindruck verdichten sich die Anzeichen, dass der Kölner Erzbischof vor seinem bevorstehenden Besuch beim Heiligen Vater in Rom (ad Limina ab 15. November) von interessierten Kreisen noch einmal mit uralten Geschichten, die längst geklärt sind, an den Pranger gestellt werden soll." Und: "Das Erzbistum wird jetzt prüfen, ob gegen die ehemalige Mitarbeiterin im Generalvikariat, die seit vielen Jahren an einer anderen Stelle eingesetzt ist, arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet werden müssen."
Woelki steht seit Jahren unter Druck, unter anderem wird sein Umgang mit Missbrauchsvorwürfen kritisiert. Papst Franziskus hatte ihn vor einiger Zeit aufgefordert, ein Rücktrittsgesuch bei ihm einzureichen. Das hat Woelki getan. Der Papst hat bisher aber noch nicht darüber entschieden, ob er es annimmt.
Mit Informationen von dpa
Hätten die wohl lieber über Adveniats- , Misereor--Spendengelder oder andere "Hilfswerke" nach Südamerika oder sonst wohin, Hauptsache nicht auffindbar versorgt.,wie Ihnen das beim Täterschutz schon desöfteren gelungen ist.
endlich mal seitens der Staatsanwaltschaft etwas gegen noch Kardinal Woekli geschieht.
Viel zu lange sitzt er schon in Köln in seinem Prunkpalast und Rom lässt mit seiner Entscheidung wieder einmal warten. Im Fall des Weihbischofs mit dem Mißbrauch von Geld bei einer ihm anbefohlenen Frau hat Franziskus schnell und richtig gehandelt. Warum dauert es da in Köln so lange, frag ich mich. Seitens der Karnevalisten hat er ja schon einen herben Rückschlag hinnehmen müssen: Der Elferrat hat ihn beim Hochamt am Faschingssonntag ausgeladen und einen anderen Priester geholt, ebenso ist er auch nicht willkommen bei der Karnevalsitzung in Köln. Find ich gut so, die haben wirklich Mut und Flagge gezeigt. So geht es wirklich nicht weiter mit Herrn Kardinal Woelkli. Eine Amtsenthebung wäre das Beste und eine saftige Strafe dazu.
In der Sache hat er natürlich Recht, aber vielleicht sollte er mal nachdenken, woher jeden Monat das Geld auf seinem Konto kommt.
Ein wirkliches, ernstgemeintes Zeichen wäre, aus der Kirche auszutreten!
Wenn man von einer Institution oder einem Unternehmen bezahlt wird, soll man kriminelle Machenschaften decken oder abhauen, auch wenn man Recht hat?
Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.
Das würde lediglich die kriminelle Energie fördern.
Schön, dass es noch Menschen mit Charakter und Ehrgefühl gibt.
Aber am Ende haben Sie Recht, meistens läuft es so wie Sie es fordern.
Zivilcourage ist halt eine Ehrensache.
Ihre Einstellung kann man ja häufig auch auf der Straße sehen, ist offensichtlich Mehrheitstauglich.
Erst lesen, dann posten.
Selbstverständlich sind die Macheschaften des Wölki aufs schärfste zu kritisieren und sollten wie auch immer geahndet werden.
Aber die ständige Kritik des H.Hose (auch an allen möglichen anderen Dingen der katholischen Kirche) wäre nunmal glaubhafter, wenn er sich nicht gleichzeitig Monat für Monat ein stattliches Gehalt von derselben Institution überweisen ließe.