Es gibt keine förmlichen Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Dies teilte die Kölner Staatsanwaltschaft am Mittwoch auf Nachfrage mit. Der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose hatte gemeinsam mit zwei weiteren Priestern Strafanzeige gegen den Erzbischof gestellt.
Es ging um den Verdacht einer Falschaussage im Zusammenhang mit dem Missbrauchsfall des früheren "Sternsinger"-Präsidenten Winfried Pilz. "Zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Straftat" hätten nicht festgestellt werden können, informiert Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn.
Strittiger Zeitpunkt
Konkret geht es um den Zeitpunkt, an dem Woelki Kenntnis von dem Missbrauchsvorwurf gegen den prominenten 2019 gestorbenen "Sternsinger"-Präsidenten erhalten haben will. Der Kölner Erzbischof hatte eidesstattlich versichert, er sei erst in der vierten Juniwoche 2022 durch das Erzbistum Köln damit befasst worden. Berichten zufolge hatte das Büro des Kardinals aber bereits zuvor einen Betroffenen zu einem Gespräch eingeladen.
Willuhn führt unter anderem aus, dass der vermeintliche Verdacht der Falschaussage letztlich allein mit einem Schreiben der Büroleiterin des Erzbischofs vom 6. Mai dieses Jahres begründet worden sei. Darin sei formuliert worden, dass Kardinal Woelki die Büroleiterin gebeten habe, beim Adressaten anzufragen, ob dieser die Möglichkeit habe, zu einem bestimmten Termin in das Erzbischöfliche Haus zu kommen. Die Wendung "der Kardinal hat mich gebeten" bilde keine taugliche Grundlage für die Annahme oder gar den Beleg dafür, so Willuhn, "dass dieser auch bereits am Tag des Schreibens oder sogar zuvor mit der Sache befasst war".
Burkhard Hose sagt auf Nachfrage: "Ich nehme die Entscheidung zur Kenntnis. Es ist ja nicht die erste Anzeige, die abgewiesen wurde. Das ist nicht ganz überraschend, aber wieder mal ernüchternd für mich."
Pfarrer Hose verbindet mit der Anzeige ein moralisches Anliegen
Hose verweist auf die mit den beiden Mitstreitern Wolfgang Rothe (München) und Bernd Mönkebüscher (Hamm) Anfang September veröffentlichte Pressemitteilung zur Anzeige. "Darin haben wir ganz bewusst gesagt, wir verbinden damit auch ein moralisches Anliegen", so Hose. "Wir wollten mit der Anzeige signalisieren, wie schlecht es um das Zutrauen in einen Erzbischof bestellt ist, und damit auch um das Ansehen der Kirche, wenn man nur noch über eidesstattliche Erklärungen kommuniziert und sich hinter Rechtsanwälten verbarrikadiert."
Zudem stelle das Verhalten Woelkis "eine zusätzliche Belastung für die Überlebenden des Missbrauchs dar". Dies sei in den aufwändig recherchierten Berichten von Deutschlandfunk sowie der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" deutlich geworden und gehe über die rechtliche Frage hinaus. "Die scheint jetzt vom Tisch zu sein, aber die anderen Fragen sind nach wie vor virulent", so Burkhard Hose.