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Würzburg
Spionagedrohnen oder Aliens? Was der Würzburger Raumfahrtprofessor Kayal über die unbekannten Flugobjekten denkt
Fast täglich tauchten in den USA zuletzt unbekannte Flugobjekte auf. Was dahinter steckt? Ufo-Forscher Hakan Kayal von der Uni Würzburg hat eine starke Vermutung.
Unbekannte Himmelsphänomene sind ein Forschungsschwerpunkt für Prof. Hakan Kayal, neben der Entwicklung und dem Einsatz von Kleinstsatelliten, wie hier im Bild.
Foto: Silvia Gralla | Unbekannte Himmelsphänomene sind ein Forschungsschwerpunkt für Prof. Hakan Kayal, neben der Entwicklung und dem Einsatz von Kleinstsatelliten, wie hier im Bild.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:46 Uhr

Die Aufregung ist groß, seit die USA drei unbekannte Flugobjekte vom Himmel holten. Spekulationen – selbst über "Aliens", also Außerirdische – schießen ins Kraut. Als einer von wenigen Wissenschaftlern in Deutschland beschäftigt sich Hakan Kayal, Professor für Raumfahrttechnik an der Universität Würzburg,  seit Jahren mit unbekannten Himmelsphänomenen. Dafür wurde an der Uni schon 2016 eigens ein interdisziplinäres Zentrum für Extraterrestrik (Ifex) eingerichtet.

Was hält der 55-jährige Weltraumforscher von den jetzt gesichteten und abgeschossenen Flugobjekten?

Frage: Herr Kayal, worum könnte es sich bei den abgeschossenen, unbekannten Flugobjekten handeln?

Prof. Hakan Kayal: Es fehlen mir natürlich direkte Informationen, ich kann nur aus der Ferne urteilen. Aber aufgrund der weltpolitischen Lage scheinen mir Drohnen jeglicher Art am wahrscheinlichsten. Sie wurden vermutlich bisher zu wenig wahrgenommen. Aber ich sage das mit aller Vorsicht.

Bei den Ballons ist die chinesische Herkunft klar. Ein anderes Objekt soll zylindrisch und groß wie ein Kleinwagen gewesen sein. So groß ist keine Drohne, oder?

Kayal: Das wäre ungewöhnlich, aber nicht unmöglich. Es gibt zum Beispiel Ballone mit metallumhüllten, starren Körpern. Sie können auch eine Zylinderform haben. Aber selbst das amerikanische Militär hat Schwierigkeiten, sich die Objekte zu erklären.

Was könnten denn solche Flugkörper ausrichten und wer steckt dahinter?

Kayal: Sie könnten natürlich für Spionagezwecke genutzt werden. Das wäre eine naheliegende Erklärung. Zum anderen könnte es sich um natürliche Phänomene handeln, die wir bisher noch nicht kennen – so ähnlich wie Blitze. Das scheint allerdings unwahrscheinlich, weil die Beobachter von sehr deutlichen physikalischen Objekten sprechen. Und die dritte Option, die uns sehr beschäftigt, sind Flugobjekte unbekannter Herkunft. Also Ufos.

Es wird jetzt viel darüber spekuliert, ob sie gar außerirdisch gelenkt sein könnten... 

Kayal: Bei Ufos, die in der Vergangenheit beobachtet wurden, waren extreme Beschleunigungen oder Zickzack-Fliegen typisch. Oder sie blieben auf einer Stelle stehen und flogen dann mit hoher Geschwindigkeit davon. Diese extremen Flugeigenschaften und Charakteristika scheinen in den aktuellen Fällen nicht vorzuliegen. Aber die Informationslage ist gerade wirklich schwierig. 

Warum kann man diese Objekte nicht genauer identifizieren? Mit Flugbeobachtung oder mit Teleskopen von der Erde aus?

Kayal: Das ist nicht so einfach. Wenn sie in zwölf Kilometern Höhe fliegen, kommen Sie mit Hubschraubern nicht heran. Sie könnten höchstens mit einem Flugzeug näher ranfliegen. Auch das Wetter müsste mitspielen. Und Militärflugzeuge haben normalerweise nicht die nötigen wissenschaftlichen Instrumente an Bord. Megateleskope gibt es zwar – aber nicht unbedingt in der Gegend, in der Ufos unterwegs sind.

Falls es um Spionage geht: Lässt sich aus solcher Höhe von zehn oder 20 Kilometern überhaupt etwas Verwertbares erfassen?

Kayal: Ich denke, elektronisch ist das möglich – also für das Abhören von Funkverbindungen zum Beispiel. Schwieriger ist es bei der optischen Erkennung. Das Ganze muss übrigens gar keine staatliche Spionage sein. Möglich auch, dass irgendwelche Privatleute dafür verantwortlich sind und sich in der angespannten Lage einen Scherz erlauben.

Raumfahrt-Professor Hakan Kayal im Kontrollzentrum zur Überwachung der selbst hergestellten Kleinsatelliten an der Universität Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Raumfahrt-Professor Hakan Kayal im Kontrollzentrum zur Überwachung der selbst hergestellten Kleinsatelliten an der Universität Würzburg.
Haben Sie eine Idee, warum es jetzt zu dieser Häufung von Sichtungen gekommen ist?

Kayal: Ich sehe da eher menschliche Gründe. Zum einen ist Nervosität gestiegen – man wird schneller auf Objekte aufmerksam. Zweitens beobachtet man jetzt wohl intensiver einen Luftraum, der davor weniger im Blick war. Und schließlich hat in den letzten Tagen auch die Aufmerksamkeit der Medien extrem zugenommen. Dass sich Fälle objektiv wirklich häufen, das glaube ich eher nicht. Ufos erscheinen schon seit 70 Jahren weltweit. 

Und Sie denken dann wirklich an eine außerirdische Herkunft?

Kayal: Für uns sind vor allem Ufos von Interesse, die sich sehr merkwürdig verhalten. Wir stoßen wissenschaftlich aber immer an die Grenze von nationalen Sicherheitsinteressen. Das macht die Informationslage so schwierig und behindert die weitere Erforschung von unbekannten Himmelsphänomenen oder Ufos, die möglicherweise Signaturen außerirdischer Aktivitäten zeigen könnten. 

Sie halten als Wissenschaftlicher die Existenz außerirdischen Lebens und Intelligenz für möglich?

Kayal: Ich muss davon ausgehen, dass diese Möglichkeit existiert und schließe sie nicht aus. Ein Teil der Ufos, die seit 70 Jahren beobachtet werden, könnten tatsächlich auf eine außerirdische Aktivität hinweisen. Aber wir wissen es nicht. Deshalb müssen wir es erforschen und der Sache auf den Grund gehen.

Sie tun das auch von Würzburg aus?

Kayal: Wir entwickeln Geräte zur Beobachtung von Ufos mit Sensorsystem und unter Einsatz auch von Künstlicher Intelligenz. Seit einem Jahr haben wir ein Testgerät auf dem Dach eines Uni-Gebäudes in Betrieb. Das wollen wir weiterentwickeln zu einem operativen System, das viele Sensoren vernetzt und damit den Himmel beobachtet. Um voranzukommen, brauchen wir auch eine Finanzierung für diese Forschung staatlicherseits oder durch Spenden. Die fehlenden Mittel sind der Hauptgrund, warum wir nicht schneller vorankommen. 

Als Ufo-Forscher wurde man die längste Zeit belächelt oder stigmatisiert...

Kayal: Richtig. Für mich selbst ist der Bereich ein Schwerpunkt seit 2008 – neben der Entwicklung von Kleinsatelliten. Dass es mittlerweile auch Studien im Auftrag des Pentagon gibt und die NASA mit einer eigenen Studie am Thema arbeitet, verdeutlicht den ernsthaften Hintergrund. 

 
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