
Was bewegt die jungen Leute in Würzburg vor der Kommunalwahl? Rund 25 Jugendliche und junge Erwachsene hatten im CVJM-Haus die Chance, die sechs Kandidierenden für die Würzburger OB-Wahl im persönlichen Gespräch auszufragen. Hier fand ein politisches Speed-Dating statt, das vom Stadtjugendwerk der AWO, der youngcaritas und vom Stadtjugendring organisiert wurde. Von der Straßenbahnlinie 6 über Wohnungsbau bis hin zum Umgang mit der AfD mussten sich die Kommunalpolitiker durchaus auch kritischen Fragen stellen.
Kurze Einführung ins Kommunalwahlrecht
"Die Kommunalwahl gilt als die komplizierteste Wahl Bayerns", erklärte Marian Hummel, der als Moderator das Speed-Dating begleitete. Zu Beginn gab er deshalb eine kurze Einführung in das Kommunalwahlrecht und erklärte die Regeln für das Speed-Dating. Nach einer Vorstellungsrunde wurden die sechs Kandidaten auf Tische verteilt, um dort mit den jungen Leuten ins Gespräch zu kommen.
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Eine Glocke forderte die OB-Kandidaten nach zehn Minuten auf, im Uhrzeigersinn zum nächsten Tisch zu wechseln. "Wir wollten damit die physische Barriere aufbrechen, die bei Wahlforen immer entsteht", begründete Hummel das Format. "Es geht um kurze Antworten, keine Monologe."

Themen, die interessierten: Straßenbahnlinie 6, kostenloser ÖPNV und Radwege
Die Themenwahl war dabei frei. "Wann kommt die Linie 6?", lautete die erste Frage an CSU-Stadträtin Judith Jörg, die Oberbürgermeister Christian Schuchardt vertrat. Jörg erklärte, dass vor allem durch das Planfeststellungsverfahren die Umsetzung dauere. Auf die Nachfrage, ob das WVV-Ticket teurer werde, betonte Jörg:"Wir werden versuchen, das zu verhindern."
Auch Sebastian Roth, OB-Kandidat für Die Linke, beantwortete Fragen zur Linie 6 und einem kostenlosen ÖPNV. "Wenn wir dadurch die Umweltschäden nur um 10 Prozent reduzieren könnten, wäre das Geld dafür wieder drin", sagte Roth. Auch eine Ausweitung des Sozialtickets sowie Planungskonzepte für Radwege wurden in der Runde diskutiert.

Grünen-Kandidat Martin Heilig sprach viel über Verkehrspolitik. "Der ÖPNV ist zu teuer und hat schlechte Taktzeiten", kritisierte er. Und:"Der Radentscheid war gut, aber das muss jetzt alles umgesetzt werden." Das Anliegen für ein Jugendparlament nahm Heilig auch zum Anlass, auf die jungen Kandidaten der Grünen hinzuweisen.
Wohnungssuche und der Umgang mit der AfD
Volker Omert (Freie Wähler) beantwortete am Nebentisch Fragen zur Wohnungssuche. "Wir sind für den genossenschaftlichen Wohnungsbau, weil da im Gegensatz zum sozialen Wohnungsbau keine Bindungsfrist von 25 Jahren greift", sagte Omert. Die Stadt müsse dafür Flächen suchen oder auch ein paar Stockwerke in die Höhe bauen. Insgesamt gehe es um Kompromissbereitschaft, so Omerts Fazit.
Dagmar Dewald, ÖDP, tauschte sich unter anderem über Lebensraumkonzepte in der Stadt aus. "Vor allem konkrete Vorschläge von den Bürgern sind gut", erklärte sie. Beim Thema ÖPNV betonte sie, dass die Bürger durch gute Angebote überzeugt werden müssten. "Dann würde es auch mehr Infrastruktur geben."

Hitzig ging es bei der Debatte um den Umgang mit der AfD zu. Kerstin Westphal, SPD, berichtete von ihrer Zeit im Europaparlament, betonte aber auch, dass die AfD kommunalpolitisch relevant sei. "Wir dürfen denen keine Plattform bieten", so Westphal. "Gerade jetzt müssen wir lauter, stärker und demokratischer sein."
Das Fazit der jungen Teilnehmer fiel positiv aus, und viele fühlten sich in ihrer Wahlentscheidung gestärkt oder besser informiert. "Es war super, mit den Kandidaten auf Augenhöhe diskutieren zu können", resümierte ein Teilnehmer abschließend.