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WÜRZBURG
SPD-Basis feiert Martin Schulz
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz stellt sich am Samstag (04.03.17) im Vogel Convention Center (VCC)  in Würzburg der Basis vor.
Foto: Patty Varasano | SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz stellt sich am Samstag (04.03.17) im Vogel Convention Center (VCC) in Würzburg der Basis vor.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:36 Uhr

Minutenlanger Applaus, zahlreiche Jubel-Plakate („Martin, ich will eine Regierung von Dir“) und lautstarke „Martin, Martin“-Rufe: Auch in Würzburg feiern 1000 Zuhörer im Vogel Convention Center Martin Schulz, den designierten Kanzlerkandidaten der SPD. Die Aufbruchstimmung unter den Genossen ist auch bei der dritten von deutschlandweit fünf Regionalkonferenzen spürbar.

  • Auftritt von Martin Schulz verpasst? Lesen Sie hier im Liveblog das Wichtigste nach!

Walter Kolbow, Ehrenvorsitzender der SPD in Unterfranken, hat dieser Tage bei Facebook sein rotes Mitgliedsbuch mit dem Eintrittsdatum gepostet: 1. März 1967. Fragt man den 72-Jährigen, wann er seine Partei zuletzt so euphorisch, so optimistisch erlebt habe, antwortet dieser: „Beim Eintritt vor 50 Jahren.“ Willy Brandt, damals Außenminister einer Großen Koalition unter CDU-Kanzler Kurt-Georg Kiesinger, sei seinerzeit die Lichtgestalt der Genossen gewesen. Zwei Jahre später stellte die SPD erstmals den Bundeskanzler. So soll es jetzt mit Schulz wieder gelingen.

Klage über Gerechtigkeitslücken

„Dass der 61-jährige ehemalige Fußballer („bin FC-Köln-Fan“) auf Sieg spielt, daran lässt er in seiner 50-minütigen Rede keinen Zweifel. Die SPD trete unter seiner Führung mit dem Anspruch an, die stärkste politische Kraft in Deutschland zu werden. Wer dann ein Koalitionspartner sein könnte, darüber spricht Schulz erwartungsgemäß nicht.

Ihm gehe nicht darum, ein blühendes Land schlecht zureden, sagt er. Doch es gebe Gerechtigkeitslücken, wenn Studenten, Alleinerziehende und viele Familien in Ballungsräumen keinen bezahlbaren Wohnraum finden, wenn zwar der Bäckermeister um die Ecke seine Steuern bezahle, nicht aber der amerikanische Kaffee-Konzern.


Konkret fordert er unter anderem „Gebührenfreiheit von der Kita bis zur Universität“, mehr Unterstützung und eine bessere Bezahlung für Pflegekräfte sowie Investitionen in Qualifizierung und Weiterbildung auch von älteren Arbeitnehmern. Dafür solle man die derzeitigen Milliardenüberschüsse der öffentlichen Haushalte verwenden statt Steuergeschenke zu verteilen, von denen vor allem Besserverdienende profitierten. Schulz mahnt mehr Chancengleichheit an. Dazu gehöre, dass Frauen und Männer – „im Osten und im Westen“ – den gleichen Lohn für gleiche Arbeit erhalten und dass Infrastruktur überall ausgebaut wird.

„Menschen im ländlichen Raum sind genauso viel wert wie Menschen, die in der Großstadt leben.“

Bei den Genossen punktet der Kandidat bei den Genossen auch mit seiner Herkunft. Elf Jahre war er „Dorf-Bürgermeister“ der 40 000- Einwohner-Stadt Würselen bei Aachen. Kommunalpolitiker erführen „unmittelbar“ von den Sorgen der Menschen, sagt Schulz unter großem Applaus. Diese Erfahrung sei ihm ebenso wichtig wie die als Europa-Politiker. Der langjährige EU-Parlamentspräsident hält ein leidenschaftliches Plädoyer für Europa. Nationalismus helfe nicht, um die Demokratie vor Anfeindungen wie dem islamistischen Terrorismus, aber auch vor Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus zu schützen. Insofern sei die AfD keine Alternative für Deutschland, sondern eine „Schande für Deutschland“. „Für alles haben sie Sündenböcke. Für nichts haben sie eine Lösung.“

Fotoserie

„AfD gefährdet Demokratie“

Schulz kritisiert AfD-Vize Alexander Gauland, der analog zu US-Präsident Trump aktuell einen Einreisestopp für Muslime forderte. Im Grundgesetz stehe nicht, die Würde der Deutschen sei unantastbar, so Schulz. „Da steht, die Würde des Menschen ist unantastbar“. Der Kandidat stellt sich auch hinter die Pressefreiheit. Wer andere Meinungen als „Lügenpresse“ diffamiere, lege „Axt an die Wurzeln der Demokratie“ – egal, „ob er Präsident der Vereinigten Staaten ist oder in einer Pegida-Demonstration mitläuft“.

Persönlich wird Schulz auch, wenn er in Anspielung auf Schulabbruch und Alkohol-Absturz gesteht, er habe in jungen Jahren die „Orientierung verloren“. Doch Familie und Freunde hätten ihm eine „zweite Chance“ gegeben, die er als Buchhändler genutzt habe. Solche Erfahrungen wünsche er sich auch für andere Menschen. „Es geht um den gegenseitigen Respekt vor der individuellen Lebensleistung.“

Martin Schulz nahm sich am Samstag (04.03.17) im Vogel Convention Center (VCC) Zeit für seine Fans.
Foto: Patty Varasano | Martin Schulz nahm sich am Samstag (04.03.17) im Vogel Convention Center (VCC) Zeit für seine Fans.

Mit Vorwürfen gegen CDU und CSU oder gar die Bundeskanzlerin hält sich Schulz zurück. Die anderen Parteien seien Mitbewerber, „keine Feinde“. Nur eine Spitze will er sich nicht verkneifen: Der CSU-Generalsekretär habe am Aschermittwoch von der „gefühlten Mehrheit“ gesprochen, die zur CSU-Veranstaltung gekommen sei. Er aber sei froh, so Schulz, „dass in der Demokratie noch immer die reale Mehrheit entscheidet“. Da jubelt der Saal.

Verspätung wegen Stau

Nach knapp einer Stunde ist der Hoffnungsträger dann auch wieder weg. Viel Zeit für Selfies und Autogramme hat Schulz nicht. Schließlich ist er mit Verspätung in Würzburg angekommen. Er saß fest im Stau auf der A 3. „Wahrscheinlich ist der Dobrindt schuld“, spotteten da die Genossen in Anspielung auf den CSU-Verkehrsminister.

Derweil präsentieren sich im VCC die unterfränkischen Bundestagskandidaten Bernd Rützel (Main-Spessart), Sabine Dittmar (Bad Kissingen), Eva Maria Linsenbreder (Würzburg) und Markus Hümpfer (Schweinfurt/Kitzingen). Ulrich Maly, der Oberbürgermeister von Nürnberg, sprach angesichts des Aufwinds für die SPD von „Martin-Schulz-Festspielen“.

 
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  • Franken48
    Dieser Herr wollte die Türken in die EU holen. Was sagt H.Schulz jetzt zu Erdogan ??
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  • In der EU hat er richtig abgesahnt und sich für Flüchtlingsströme und Einverleibung mit den USA ausgesprochen. So einer der schon Millionen auf den Konto hat, kann für den einfachen Bürger nichts tun. Alles nur leere Versprechungen. Aber in Deutschland findet er bestimmt genug Dumme die seinen Sprüchen glauben. Die Schande ist nicht die AFD sondern solche Politiker vom Schlage Schulz.
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  • Mainheini
    große Töne und Sprüche wie in Europa, aber kaum etwas dahinter. Europa will ihn nicht mehr, wohin mit ihm?
    Aber er will nach wie vor, dass Deutschland die Schulden aller Mitgliedsländer zahlt. Schulz mit Wagenknecht und CO, vielleicht noch Özdemir dazu? Armes Deutschland. Haben wir das nötig?
    Die SPD regiert schon eine Weile mit, warum hat sie nichts geändert oder angeprangert?
    Viele werden Schulz/SPD wählen, nicht weil er so gut ist, sondern weil die CDU keinen K-Kandidaten hat und "Merkel-satt" sind.
    Hatten wir in WÜ doch auch schon öfter: Beckman wurd egewählt, weil man Weber nicht mehr wollte. Rosenthal wurde gewählt, weil Beckmann weg solllte. ...
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  • Franken48
    Dieser Mann hat schon früher nichts erreicht. In Brüssel genau so wenig. Nicht die AfD sondern Schulz ist die Schande für Deutschland.
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  • Amiga-Freak
    Neben den - sehr richtigen - Dingen, die "kritischerbeobachter" hier schon genannt hat, möchte ich mal alle Leser dazu aufrufen auf die Bildauswahl in den Artikeln zu achten.

    Hier auf der Mainpost, aber auch in anderen Medien. Man vergleiche die veröffentlichten Fotos von Schulz mit z.B. denen von Trump, oder diverser AfD-Politiker. Sind die Fotos sympathisch / unsympathisch ? Lächeln / kein Lächeln?
    Komischer Grimasse oder neutraler Gesichtsausdruck?

    Dann bitte darüber nachdenken warum jeweils dieses oder jenes Fotos vom Autor gewählt wurde und nicht ein anderes.

    Meine persönliche Antwort: So wird Meinung gemacht. Unbewußt und unterschwellig wirkend.
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  • DFR4
    Danke für ihren Kommentar.
    ( Könnte es sein, die Herrschaften glauben tatsächlich
    der halbwegs intelligente Leser rafft das nicht ? grinsen grinsen )
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  • mainpostgw
    Kein Trump Bild in dem er nicht eine "Fratze" zeigt.
    Kein Merkel Bild mehr in dem sie nicht müde und abgekämpft wirkt.
    Kein Schulz Bild dass nicht einen strahlenden sympathischen Sieger zeigt....
    Die direkte und indirekte Meinungsmache ist mittlerweile schon bedenklich!
    Ist das schon die Vorstufe zur Gedankenpolizei?

    In der Zeit der Eroberung von Aleppo gab es keinen Tag ohne Bericht über die Greultaten. Zur Zeit läuft die Eroberung von Mosul - es kommen nur Siegesmeldungen.
    Leben wir schon in Ozeanien oder sind wir Eurasien?

    Aber ganz wichtig, es wird über Fake News geklagt. Als Abhilfe mischt sich die Regierung ein und es kommt einem fast so vor, als steht die Gründung eines "Ministeriums für Wahrheit" bevor.

    Die Umstellung auf Neusprech ist ja auch schon im Gange wenn man sich die sprachliche Umerziehung zu gendergerechtem, politisch korrektem Kauderwelsch anhört.

    Willkommen in 1984!

    https://de.wikipedia.org/wiki/1984_(Roman)
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  • rolandroesch@web.de
    neuer Wind und eine Belebung in der Politik die vertrossen ist beim Bürger.
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  • DFR4
    Zitat Gerda Hasselfeldt
    Er handelt „wie ein Quacksalber, der den Menschen eine Krankheit einredet, damit er ihnen dann eine teure Kur verkaufen kann“. Das sei „unredlich und gefährlich“.
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  • jebusara@web.de
    Schulz, ein Mann aus dem Volk für das Volk.

    Schulz, ein Mann der zeigt, dass man auch mit Nichts-Können erfolgreich sein kann denn immerhin hat er es zum Kanzlerkandidaten geschafft.

    So etwas verbindet. Verbindet die die sich mit ihm identifizieren und das sind nicht wenige denn "wir sind das Volk"-Sprüche gibt es viele - und Versager noch mehr. In genau diesem Teich fischt er, der St. Martin.

    Dass die SPD mit Schuld trägt an den Zuständen in unserem Land wird dabei grosszügig übersehen. Die Vergangenheit die uns immer wieder wie ein Spiegel vor die Nase gehalten wird hat gezeigt, wie gern Leute auf Sprücheklopfer reinfallen. Selbst denken ist nicht jedem gegeben....

    Schulz, der perfekte Mann für das Stimmvieh. Eines muss man der SPD lassen: sie hat ein Händchen für ihre Kandidaten.
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  • kritischerbeobachter
    Herr Schulz vermag zwar seine Partei zu euphorisieren, aber er bleibt die Antwort schuldig, warum die Ungerechtigkeit so groß ist. Man muss doch daran erinnern, dass die SPD während 15 der letzten 19 Jahre mit an der Regierung war. Wie hat sie es dann so weit kommen lassen, warum hat sie nicht früher etwas gegen die von St. Martin beklagten Zustände unternommen? Letzlich ist sein Auftreten reichlich poulistisch.
    Schulz hat momentan den Vorteil, dass er als frischer Wind in der nationalen Politik wahrgenommen wird; die Leute haben - verständlicherweise - den etwas behäbig wirkenden Stil Merkels momentan etwas satt. Ob dies bis September anhält oder ob die Leute allmählich seine Phrasendrescherei durchschauen, bleibt abzuwarten.
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  • pbxydo@freenet.de
    ganz meiner Meinung. Weiterhin möchte ich behaupten, dass alle von Schulz jetzigen Forderungen nach der Wahl schnell vergessen sind wenn die Linke nicht stärker wird und so Druck auf Durchsetzung ausüben kann. Sonst haben die Lobbyisten das Sagen, wie in den letzten 19 Jahren
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  • hansjoachim.ott@gmail.com
    Naja, anscheinend doch nicht der große Auftritt. Scheibchenweise nur Bekanntes, wie eben ein Buchhändler. Denke so einfach wie es "Genossen" sehen kann es mit dem Posten K nicht werden.
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