Im Rathaus geht der Gedanke um, die Dr.-Helmuth-Zimmerer-Straße umzubenennen in Georg-Angermaier-Straße. Zimmerer, Jahrgang 1912, war Würzburgs Oberbürgermeister 1956 bis 1968. Der Jurist erwarb seinen Doktortitel 1936 mit einem antisemitischen Machwerk; er tat es später als „Jugendsünde“ ab, distanzierte sich aber nicht davon.
- Georg Angermaier: Das schlechte Gewissen der Bischöfe
- Georg Angermaier: Unerschrockener Katholik und Widerständler
Angermaier, Jahrgang 1913, war Justitiar der Diözesen Würzburg und Bamberg. Die Uni entlässt ihn 1934, weil er, so berichtet die Tübinger Historikerin Antonia Leugers, den Nationalsozialisten „politisch, weltanschaulich und arbeitsmäßig nicht tragbar“ erscheint. Er, verheiratet, katholischer Laie, ist Mitglied im Ausschuss für Ordensangelegenheiten, der die deutsche Bischofskonferenz berät. 1941 fordert er die Bischöfe zur Anklage des NS-Regimes auf, aber die Bischöfe schweigen. Angermaier kritisiert die Geistlichen scharf. Er schließt sich dem Kreisauer Kreis an, einer bürgerlichen Widerstandsorganisation, und entwirft Vorschläge für die Verfassung eines befreiten Deutschlands als Teil eines vereinten Bundesstaates Europas.
Im März 1945 stirbt Angermaier in Berlin an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Indizien legen nahe, dass er einem Anschlag zum Opfer fiel.
1994 veröffentlichte Leugers eine umfangreiche Angermaier-Biografie, verbunden mit Kritik an katholischer Kirche und Universität, weil beide Institutionen den Widerständler beharrlich ignorierten. Erst jetzt, zu Angermaiers 100. Geburtstag, taten sich Uni und Kirche, Stadt, Bildungseinrichtungen und Organisationen wie das Bündnis für Zivilcourage zusammen, um seiner zu gedenken. Gut 100 Leute, Politiker, Geistliche, Vertreter der Zivilgesellschaft, kamen dazu in den Ratssaal, unter Schirmherrschaft von Ex-OB Georg Rosenthal.
Franz Fisch von der Kreisau-Initiative erinnerte an viele Jahre, die vergingen, bis in Deutschland „die Widerstandskämpfer der NS-Zeit nicht mehr als Vaterlandsverräter betrachtet, sondern als wahre Patrioten anerkannt wurden“. Er pries Angermaiers Verantwortungsbereitschaft, Zivilcourage und Mut als vorbildhaft.
Domdekan Günter Putz vermied, im Namen von Bischof Friedhelm Hoffmanns sprechend, die Bewertung von Angermaiers Auseinandersetzungen mit der Kirche, und damit auch das Konkrete. Angermaier sei kein Opportunist gewesen und habe sich nicht instrumentalisieren lassen. „Er hätte“, so Putz, „auch in der Kirche für viel Auseinandersetzung gesorgt, weil er aus eigenem Wissen, Gewissen und Denken unterwegs war“. Angermaier habe deutlich gemacht, dass der Mensch „gehütet und gerettet werden muss“.
Warum die Uni Angermaiers Schaffen nicht erforschte, führte Prof. Dr. Oliver Remien, der Dekan der Juristischen Fakultät, nicht aus. Aber er beschrieb ihn als „sehr verdienten und interessanten Absolventen“. Manchmal, so sprach er, werde das Unrecht zum Gesetz gemacht. Die Rechtswissenschaft und die Juristische Fakultät hätten dem in der NS-Zeit nicht ein Einhalt geboten. Remien sprach einen weiteren Dissens zwischen Angermaier und der Kirche an. Artikel 1 des Grundgesetzes, wonach die Würde den Menschen unantastbar ist, „scheint in Angermaiers Geist zu sein“. Die katholische Kirche lehnte die allgemeine Erklärung der Menschenrechte bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) rundweg ab. Wo immer Gefahren für die Menschenwürde drohten, so Remien, solle man sich Angermaiers erinnern.
Der katholische Widerständler ist allerdings auch ein Befürworter der Todesstrafe gewesen, für Kinderschänder und für Richter, die das Recht beugen. Prof. Dr. Fabian Wittreck von der Uni Münster wies daraufhin. Angermaier, so Wittreck, sei von „bleibender Bedeutung, weil er einen Schritt in die Richtung gemacht hat, das katholische Naturrecht zu subjektivieren“, das heißt „zu einer menschenrechtsfreundlichen Ordnung zu machen“.
Ob aus der Zimmerer-Straße eine Angermaier-Straße wird, soll nach dem Willen des Stadtrats eine öffentliche Diskussion klären.
Ein paar Tipps zur Recherche:
Schauen Sie doch bitte mal nach wie hoch die NSDAP in katholischen Gegenden (u.a. auch in Würzburg) abgeschnitten hat. Sie werden überrascht sein.
Verfolgen Sie doch bitte mal die Inhaftierungen unter den katholischen Geistlichen. Ein Pater Mayer oder Georg Häfner sind hier nur zwei genannte Namen.
Und wenn Sie es ganz hart und umstritten haben möchten: Selbst Papst Pius XII. hat zig-tausenden Juden das Leben gerettet.
Aber Hauptsache mal gegen die Kirche geschriehen.
Nennt die Strasse um des lieben "Doktor-Friedens" um; in : "Dr. Klaus Zeitler Strasse"!
Er hat doch seinerzeit den "Dr. Helmuth Zimmerer" schon ' geschlagen ' für die SPD !!
Da wart Ihr recht froh darüber .... !!
..benennt die Straße doch nach ihm und gut ist`s - oder auch nicht...
..ich erinnere mich noch an dessen Kommentare "Zeller-Bock (Landkreisbewohner waren sehr erfreut über seinen Vorschlag", oder seinen "Rat" für den Investor zum "roten Bau"
u.a. -.....
..ich sehe jedenfalls viel dringendere und brisantere Probleme in unserer Stadt.