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Würzburg
Sommernachtstraum in den Highlands: Die jungen Wilden aus Schottland beim Würzburger Mozartfest
Sehr oft gehörte Werke, vollkommen neu entdeckt: Alina Ibragimova, Maxim Emelyanychev und das Scottish Chamber Orchestra begeisterten mit Mozart und Mendelssohn.
Entfesselt, frisch, radikal und phänomenal musikalisch: Das Scottish Chamber Orchestra mit Alina Ibragimova und Maxim Emelyanychev im Kaisersaal.
Foto: Beate Kröhnert | Entfesselt, frisch, radikal und phänomenal musikalisch: Das Scottish Chamber Orchestra mit Alina Ibragimova und Maxim Emelyanychev im Kaisersaal.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 31.05.2024 16:26 Uhr

Die jungen Wilden beim Mozartfest: Alina Ibragimova, 38, und Maxim Emelyanychev, 35, sind beide zwar schon ein paar Tage im Geschäft, aber was die Geigerin und der Dirigent mit dem Scottish Chamber Orchestra am Sonntag und Montag beim Würzburger Mozartfest im Kaisersaal vom Zaun brachen, war entfesselt, frisch, radikal und phänomenal musikalisch. Jung und wild eben.  

Auf dem Programm zwei Frühvollendete, Wolfgang Amadé Mozart, gestorben 1791 mit 35 Jahren, und Felix Mendelssohn Bartholdy, gestorben 1847 mit 38 Jahren. Die Werke: ebenfalls jung und wild. In seiner "Hebriden"-Ouvertüre wie in der 3. Sinfonie, der "Schottischen", hat Mendelssohn ungeheuer plastisch die Eindrücke einer Reise in den Norden der britischen Inseln wiedergegeben: schleichender Nebel, tosendes Meer, schroffe Felsen, aber auch beschauliche Flecken im Windschatten und Anklänge an die dortige Folklore. Sommernachtstraum in den Highlands, wenn man so will.

Hier hat Wagner gelernt, wie man Wind und Wetter in Musik umsetzt

An mehr als einer Stelle wird überdeutlich, wo Richard Wagner später lernen wird, Landschaften, Wind und Wetter in Musik umzusetzen. Die Schotten aus Edinburgh und ihr Chefdirigent sind dafür die idealen Experten. Emelyanychev ditigiert ohne Stab und nicht vom Podest herab. Was er an Klängen quasi freischaltet, ist einerseits minutiös geprobt, andererseits befeuert von einer offensichtlich sehr tiefgehenden Komplizenschaft.

Es ist eine Verschwörung des Hörens, ein immer wieder erneuertes Bekenntnis zum bedingungslosen Miteinander. Die vielen Übergänge etwa in der Ouvertüre dirigiert Emelyanychev nicht durch - er breitet nur einladend die Arme aus, und schon entsteht ein zwingender Sog, dem sich niemand durch zu frühen oder zu späten Einsatz entziehen kann und auch nicht will.

Das führt nicht nur zu Präzision, sondern vor allem zu einer musikalischen Natürlichkeit, die nichts weniger als beglückend ist. Dass das alles auch noch hinreißend schön klingt - rund, warm oder eben neblig kalt -, ist da fast schon Dreingabe.

Die fabelhafte Geigerin Alina Ibragimova passt da mit Mozarts A-Dur-Konzert bestens hinein. Tapfer im engen Wald der Mikrofonständer stehend, spielt sie die Tutti-Passagen mit den ersten Geigen mit, aus denen sie mit ihren Soli gleichsam ausbricht. So entsteht ein geistreiches, hochvirtuoses Katz-und-Maus-Spiel der Motive und der Instrumentengruppen. Ein sehr oft gehörtes Werk komplett neu entdeckt - jung und wild!

Riesiger Jubel zum Schluss und nochmal Schottland satt als Zugabe: "Whiskey mouth" von Jay Capperauld, ein wilder Folklore-Ritt, der klingt wie sein Titel.

 
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