"Die Weihnachtsbeleuchtung in Würzburg steht vor dem Aus", sagt der Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Würzburg macht Spaß (WümS) Wolfgang Weier. Schuld sei die fehlende finanzielle Unterstützung von Filialisten und der Stadt Würzburg. Denn diese stellt laut Weier zwar jährlich etwa 15 000 Euro für Auf- und Abbau und Lagerung der Beleuchtung zur Verfügung. Für die Neuanschaffung von Weihnachtsbeleuchtung gebe es aber kein Geld. Organisiert wird die Weihnachtsbeleuchtung von den einzelnen Straßengemeinschaften.
Wenn diese neue Weihnachtsbeleuchtung brauchen, müssten die Verantwortlichen der Straßengemeinschaften "wie in der Kirche mit dem Klingelbeutel" von Geschäft zu Geschäft ziehen, so Weier. Einige Filialisten seien nicht bereit sich zu beteiligen,würden aber dennoch von der Beleuchtung profitieren.
Stadt will Kosten nicht komplett übernehmen
Die Stadt Würzburg erklärt auf Anfrage dieser Redaktion, dass sie sich jährlich mit maximal 16 500 Euro an den Kosten von Auf- und Abbau, Versicherung, Inbetriebnahme der Stromkästen und Stromverbrauch der Weihnachtsbeleuchtung beteiligt. 2018 hätten die Straßengemeinschaften insgesamt 29 210 Euro an Kosten dafür eingereicht, 15 492 Euro davon habe die Stadt bezahlt. "Mehr wurde nicht abgerufen", erklärt Sprecherin Claudia Lother.
Weier will mehr Geld von der Stadt. Denn er befürchtet: "Wenn die Stadt kein Geld investiert, wird es keine Beleuchtung mehr geben." Weier, der auf der Liste der Freien Wähler Gemeinschaft für den Stadtrat kandidiert, will ein einheitliches Weihnachtsbeleuchtungskonzept für die Innenstadt. Finanziert werden soll diese komplett von der Stadt Würzburg.
"Eine Komplettübernahme der Weihnachtsdekoration durch die Stadt Würzburg halten wir nicht für sinnvoll, da zu viele divergierende Interessen unter einen Hut gebracht werden müssten", sagt Lother. So sei nicht geklärt, wer die Organisation übernehme und in welchen Straßenzügen Dekorationen erfolgen sollte. "Deshalb halten wir daher eine unterstützende Beteiligung für den besten Weg, verschließen uns aber Diskussionen oder neuen Ansätzen nicht – in den entsprechenden Gremien wie dem Vorstand von Würzburg macht Spaß und dem Stadtrat. Die Adventszeit ist jedoch der denkbar falscheste Zeitpunkt dafür", sagt Rathaussprecherin Lother.
Auch Stefano Birner, der Kassenwart der Weihnachtsbeleuchtung in der Domstraße, ärgert sich über die derzeitige Situation. "Jedes Geschäft muss sich eigentlich abhängig von der Länge des Schaufensters beteiligen. Die Filialisten in unserer Straße tun das nur teilweise." Die Stadt bezahle nur die Hälfte der rund 10 000 Euro Aufbaukosten. Zusätzlich seien sieben neue Weihnachtsbäume für insgesamt 31 500 Euro ohne städtische Kostenbeteiligung angeschafft worden: "Wenn in Zukunft weniger Kunden durch den Online-Handel kommen, kann irgendwann auch die Weihnachtsbeleuchtung nicht mehr finanziert werden."
Auch in der Kaiserstraße beteiligen sich nicht alle bei der Weihnachtsbeleuchtung, so der Vorstand der Interessengemeinschaft Kaiserstraße Pierre Marotte. "Etwa 70 Prozent der freiwilligen Rechnungen, die wir für die Weihnachtsbeleuchtung verschicken, werden nicht bezahlt." Doch anders als in der Domstraße beteiligen sich die Filialisten nicht deutlich weniger als andere Geschäfte, so Marotte.
Die Zusammenarbeit mit den offiziellen Stellen bei Stadt und Land lobt er: "Die Beleuchtung der Kaiserstraße ist gesichert. Mit Hilfe eines Quartierfonds wurde uns vor zwei Jahren eine neue Weihnachtsbeleuchtung, die etwa 40 000 Euro gekostet hat, zur Hälfte finanziert." Weier vom Stadtmarketing sieht den Vorgang jedoch als Ausnahme an, da das Geld im Zuge der Sanierung der Kaiserstraße bereitgestellt worden.
In der traditionell reich geschmückten Schustergasse beteiligen sich alle, so die dortige Verantwortliche Barbara Grohganz-Häusler. "Große Ketten gibt es nicht bei uns in der Straße und alle Geschäftsleute zahlen ihren Beitrag, der anhängig von Größe und Branche ist, zuverlässig." Auch mit der Beteiligung der Stadt zeigt sich Grohganz-Häusler zufrieden: "Früher gab es gar keinen Zuschuss und da ging es auch irgendwie mit der Beleuchtung. Ich bin froh über die finanzielle Entlastung." Den größeren Teil der Kosten bezahle jedoch die Straßengemeinschaft, so Grohganz-Häusler. Zuletzt habe die Stadt 4700 Euro von den 10 000 bis 12 000 Euro, die für die Beleuchtung angefallen sind, bezahlt.