Die Würzburger wünschen sich eine deutliche Beschleunigung des Busverkehrs, unter anderem durch eigene Busspuren – das ist eins der Ergebnisse des ersten von drei Bürgerworkshops auf dem Weg zur Überplanung des kompletten Liniennetzes. Etwa hundert interessierte Bürger waren dabei, um ihre Meinung zur Optimierung des Busverkehrs im Würzburger Norden zu sagen.
Der Würzburger Busverkehr soll besser werden, um mehr Menschen zum Umstieg vom eigenen PKW auf den ÖPNV zu motivieren. Deswegen hat der Stadtrat die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) beauftragt, das komplette Liniennetz unter die Lupe zu nehmen und neu zu planen. Am 2. Dezember will die WSB den Stadträten bei einem Workshop die Ergebnisse präsentieren, vorher sind die Bürger und ÖPNV-Nutzer nach ihrer Meinung zum "Busnetz+" gefragt. Zum Auftakt stellten die WSB-Planer ihre Vorschläge für die Lindleinsmühle, Versbach und Lengfeld zur Diskussion.
Begrüßung durch OB Christian Schuchardt
"Das Busnetz bedarf einer grundsätzlichen Überprüfung und Optimierung. Die Linien müssen bedarfsgerecht sein", betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt zur Begrüßung. Der OB will den ÖPNV nicht nur innerhalb des Stadgebiets attraktiver machen: "Wir diskutieren darüber, unsere Großwabe auszudehnen. Es leuchtet mir nicht ein, warum eine Fahrkarte aus Randersacker in die Innenstadt teurer sein muss als aus Rottenbauer."
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Das "Plus" steht für mehr Qualität, mehr Leistung und mehr Angebot: "Der Bus soll im ÖPNV-Netz der Stadt eine größere Rolle spielen", erläuterte Mathias Schmechtig vom Büro "NahverkehrsConsult" aus Kassel, der die WSB bei der Netzoptimierung berät. Schmechtig führte ins Thema ein und stellte dabei unter anderem klar, dass in den meisten Großstädten nicht nur der Radverkehr, sondern auch der ÖPNV derzeit eine echte Renaissance erlebt: "Die Fahrgastzahlen sind massiv angestiegen, die ÖPNV-Systeme sind teilweise an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit."
Busse sind teilweise überfüllt
Würzburgs Straßenbahnen und Busse transportieren rund 250 Personen pro Einwohner und Jahr – sie liegen laut Schmechtig damit bereits jetzt deutlich über den bundesweiten Durchschnittswerten. Das historisch gewachsene Busnetz sei aber unübersichtlich, teilweise überfüllt und vor allem an der Peripherie nur schwach genutzt. Der Zwang zur Wirtschaftlichkeit habe in der Vergangenheit häufig zu schlechten Lösungen geführt, so der Nahverkehrsexperte.
Durch eine Entflechtung der Linien und dichtere Takte sollen die Fahrpläne deutlich vereinfacht und dadurch verständlicher werden. Dabei setzen die Planer auf so genannte Premium-Buslinien, die in dichtem Takt möglichst pünktlich und zuverlässig unterwegs sein sollen. Sie sollen jede Haltestelle mindestens im Viertelstundentakt bedienen "und den ganzen Tag und auch am Wochenende fahren", sagte Schmechtig.
Busspuren und Bevorrechtigung an den Ampeln gewünscht
Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen die Premiumlinien eine Bevorrechtigung an Ampeln und – wo möglich – eigene Busspuren. Das war der Punkt des neuen Konzepts, der bei den Teilnehmern des Workshops die meiste Zustimmung fand – nicht nur in der Ludwigsstraße, in der die Busse Richtung Versbach und Lengfeld werktäglich lange im Stau stehen.
Neu im Konzept sind auch die Tangentiallinien, die die einzelnen Stadtteile miteinander verbinden, ohne sich durch die viel befahrene Innenstadt quälen zu müssen. Dazu kommen Linien zur Erschließung von Stadtteilen und Quartieren bis hin zu Anruf-Sammeltaxis als Bedarfsverkehr in Zusammenarbeit mit dem Taxigewerbe.
Noch zwei weitere Bürgerworkshops
Nach der Einführung gingen WSB-Vertreter und Bürger in drei Arbeitsgruppen ins Detail und besprachen die konkreten Linienplanungen für die nördlichen Stadtteile. Dabei wurden die Ideen der Planer "insgesamt als Verbesserung wahrgenommen", berichtete Niklas Dehne, der bei der WSB federführend an der Planung beteiligt ist. Wie schnell das "Busnetz+" umgesetzt werde, hänge vom Stadtrat und von der Finanzierung ab, betonte WSB-Prokurist Bernd Karl: "Wir werden auch ein Preisschild nennen müssen. Letztendlich wird es darum gehen, was wir uns als Kommune leisten und umsetzen möchten."
Zwei weitere Bürgerworkshops wird es noch geben: An diesem Freitag (18. Oktober) geht es um die westlichen und südlichen Stadtteile (Heidingsfeld, Steinbachtal, Zellerau und Dürrbachau), am 8. November dann um den Osten des Stadtgebiets (Frauenland, Keesburg, Hubland) - jeweils von 16 bis 20 Uhr im WVV-Casino in der Bahnhofstraße.
Weitere Informationen über das Projekt "Busnetz+" im Internet unter "wvv.de/de/privatkunden/mobilitaet/wissenswertes/busnetz".
Natürlich müssen die Umlandgemeinden mit einbezogen werden. Aber das könnte Nuß als Landrat und der OB Schuchardt leisten.
Eigentlich bedürfte es schon längst wieder einer Gebietsreform. Aber ich befürchte, dass der Lokalpatriotismus über jede Vernunft siegt.
Entlang der B8 am Festungsberg ist genug Platz stadteinwärts für eine Busspur (notwendig v.a., wenn auf der A3 wieder mal Stau ist), das würde dem südlichen Landkreis sehr helfen!
Wo doch zum Beispiel unzählige Versbacher und Lindleinsmühler im Rimparer Bus sitzen, so dass dieser an so gut wie jeder Haltestelle halten muss! Es braucht mehr Schnellbusse, die nicht alle 200 Meter halten.
Rimpar übrigens, kaum 10 km von Bahnhof entfernt, wird schon Wabe 2 zugerechnet. Hier müsste mindestens Wabe 1 drin sein.
Es gibt also genug Verbesserungsbedarf, man muss nur über den Tellerrand schauen!
Wie voll wären denn die von Ihnen gewünschten "Schnellbusse" nach Rimpar? Wie viele zusätzliche Busse (und Fahrer) dürfen/sollen es Ihrer Meinung nach dann noch sein?