Das Thema ist aktueller denn je: Am 74. Jahrestag des Atombombenabwurfs über Hiroshima hat Oberbürgermeister Christian Schuchardt im Rathaus die Wanderausstellung "50 Städte – 50 Spuren" eröffnet. Mit dem Kunstprojekt will die internationale Organisation "Mayors for Peace" (Bürgermeister für den Frieden) ein Zeichen für Frieden und gegen Atomwaffen setzen.
Die Ausstellung feierte 2017 in Stuttgart Premiere und zieht seit 2018 – 50 Jahre nach Inkrafttreten des Atomwaffensperrvertrags – durch zahlreiche Mayors for Peace-Mitgliedsstädte. Gegründet wurde die Organisation, der inzwischen über 7600 Städte in 163 Ländern angehören, 1982 auf Initiative des Bürgermeisters von Hiroshima.
Weitreichende Folgen
Über der japanischen Stadt warfen die US-Streitkräfte am 6. August 1945 die erste Atombombe ab, drei Tage später traf es Nagasaki. "Beide Städte sind zum Sinnbild des nuklearen Schreckens geworden. Die Menschen leiden 74 Jahre später immer noch an den Folgen der Strahlung", sagte Schuchardt.
Würzburg gehört dem internationalen Städte-Netzwerk seit 1992 an. Im Jahr 2003 haben die "Mayors for Peace" gefordert, bis zum Jahr 2020 weltweit alle Atomwaffen abzuschaffen. "Von diesem Ziel sind wir heute weiter entfernt als 2003", betonte der Oberbürgermeister.
Zwei Minuten vor Zwölf
Erst vor wenigen Tagen haben die USA ihr Atomwaffenabkommen mit Russland aufgekündigt. Ziel ist die Entwicklung neuer Atomwaffen mit weniger Sprengstoff zum Einsatz in begrenzten Konflikten: "Es droht ein neues nukleares Wettrüsten", so Schuchardt. Die so genannte Weltuntergangsuhr der Zeitschrift "Bulletin of the Atomic Scientists" steht seit Anfang dieses Jahres auf zwei Minuten vor zwölf – zuletzt war das während des Koreakriegs 1953 der Fall.
Mit ihrem Kunst- und Friedensprojekt "50 Cities – 50 Traces" wollen die "Mayors for Peace" darauf aufmerksam machen, dass Städte und ihre Zivilbevölkerung keine Bombenziele sein dürfen. Die Künstlerin Klaudia Dietewich hat sich dafür in mehreren hundert Mayors for Peace-Städten auf Spurensuche begeben: Sie dokumentiert die Hinterlassenschaften des alltäglichen Lebens auf Straßen und Wänden, die im Alltag nicht wahrgenommen werden: Kritzeleien, Markierungen, Farbreste, Ölflecken oder Risse.
Ihre Kunstwerke aus 50 ausgewählten Städten sind bis einschließlich 27. August im oberen Foyer des Rathauses ausgestellt – darunter auch eine Spur aus Würzburg, die Dietewich in der Domerpfarrgasse gefunden hat.
"Es geht nicht darum, Spuren des Krieges und Gewalt zu zeigen", erläuterte Raimund Menges, der Projektleiter von "50 cities – 50 traces". Die alltäglichen Spuren aus den Städten ermöglichen nach seinen Worten vielmehr einen künstlerischen Blick auf die Vielfalt, Individualität und Schönheit der Städte: "Sie stehen symbolhaft für eine vielfältige, bunte und weltweite Bewegung."
Die Ausstellung wird ergänzt durch Aussagen der Bürgermeister aus den 50 Städten auf einem Monitor und ein Faltblatt mit Informationen zum Kunstprojekt. Die letzte Station wird im kommenden Jahr übrigens das UN-Hauptquartier in New York sein, wenn dort die Konferenz zur Überprüfung des 1968 in Kraft getretenen Atomwaffensperrvertrags stattfindet.