
Zur zweiten Vorlesung der Würzburger Kinderuni in diesem Schuljahr war der Ansturm wieder groß: 475 Kinder und ihre Eltern hörten die Vorlesung von Stephanie Catani, Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaften an der Universität Würzburg. "Sind Wölfe immer böse und Ritter immer die mutigen Helden?", fragte Catani die jungen Studierenden. Den Kindern fielen zahlreiche Beispiele ein für Geschichten und Märchen, bei denen das tatsächlich der Fall ist: "Rotkäppchen" und "Der Wolf und die sieben Geißlein" schallte es von den Kindern durchs Auditorium.

Aber sind diese Geschichten noch zeitgemäß? "Kann eine Prinzessin auch spannende Abenteuer erleben?", fragt die Professorin weiter. "Na klar!", lautet ihre Antwort. In vielen neuen Büchern müsse die Prinzessin nicht mehr den Prinzen heiraten. Sondern sie darf auch mal den Prinzen retten. "In den modernen Geschichten sind nicht nur die Jungs mutige Helden, sondern verstärkt treten jetzt auch Mädchen als Heldinnen auf", sagt Catani.
Als Beispiel nennt die Professorin "Prinzessin Rosamund, die Starke" von Martin Waddell. Rosamund ist nicht Lillifee. Sie ist anders als die meisten Prinzessinnen. Sie fürchtet sich vor nichts und niemand und hat natürlich auch ihre eigenen Vorstellungen von dem Prinzen, den sie einmal heiraten soll. "Diese Prinzessin liebt das Abenteuer, prügelt sich mit Riesen und erweckt zu guter Letzt ihren Prinzen mit einem Kuss aus seinem Schlaf", so Catani.
Warum sich das Image des Wolfes in Märchen geändert hat
Den Wolf kennt man aus vielen Märchen und Geschichten oft nur als den "bösen Wolf". Sei es nun Rotkäppchen, Die sieben Geißlein oder Peter und der Wolf. Auch in der Fabel kommt der Wolf meist nicht gut weg. Eigenschaften wie listig, gierig oder dumm werden ihm zugeschrieben. Doch mittlerweile habe sich das Image des Wolfes gewandelt, erläutert die Professorin.
Mittlerweile gebe es eine Vielzahl an Büchern, bei denen es um den guten Wolf geht. Zum Beispiel "Rotkäppchen rettet den Wolf" von Petra Piuk. In diesem fantastischen Kinderbuch werden die Rollen neu gemischt, so Catani. Der böse Wolf ist gar nicht so böse, dafür haben die Menschen noch einiges zu lernen. Vor allem gehe es in diesem Buch um Natur- und Artenschutz.

Ähnlich interessant ist auch Mario Ramos Buch "Der Wolf im Nachthemd". Darin schlüpft der Wolf kurzerhand in das Nachthemd der Großmutter und ein lustiger Rollentausch beginnt. Früher, so Catani, sprach man nur vom bösen Wolf. Nun sei es an der Zeit, dass sich das ändert. Vielleicht versteckt sich so ein Buch auch unter dem Weihnachtsbaum einiger Kinder, die bei der Kinderuni waren.