
Bei der Kommunalwahl im März wurde Harald Engbrecht mit großer Mehrheit zum neuen Bürgermeister von Keinrinderfeld gewählt. Mit Dienstantritt am 1. Mai löste der UWG-Politiker Eva Maria Linsenbreder (SPD) ab, die ihre Heimatgemeinde fast 30 Jahre geleitet hatte. Er hatte im Wahlkampf versprochen, wieder zu einer vernünftigen Sachpolitik zurückkehren zu wollen. Jetzt ist er 100 Tage im Amt und diese Redaktion sprach mit ihm über seine Erfahrungen als neues Ortsoberhaupt.
Vom ersten Tag an war er gefordert
"Als Bürgermeister hat man keine 100 Tage Einarbeitungszeit. Das kann man sich einfach nicht leisten", zieht er eine erste Zwischenbilanz. Vom ersten Tag an war er gefordert, nicht nur wegen der Coronakrise. "Ich bin völlig unbedarft an die Sache ran gegangen", gibt Engbrecht zu. Der ehemalige Berufssoldat und Geschäftsführer einer großen kommerziellen Biogasanlage in Mittelfranken nutzte seine Erfahrung in der Verwaltung, um sich einzuarbeiten.
Die eigentlich vorgesehene Schulung für neue Bürgermeister musste wegen Corona ausfallen, wird aber nachgeholt. Ich habe endlich einen Termin bekommen, freut sich Engbrecht, der sich beim Gespräch bereits im Sommerurlaub befindet. Seine beiden Stellvertreter bindet Engbrecht wesentlich mehr ins Tagesgeschäft ein als bisher üblich. Dafür wurde sogar die Geschäftsordnung geändert. Überhaupt liegt dem neuen Bürgermeister das gemeinsame Miteinander am Herzen. Wichtigste Tätigkeit seiner noch kurzen Amtszeit war, Vertrauen aufbauen; Vertrauen der Bürger in die Verwaltung und zu ihm, aber auch von der Verwaltung direkt zum Bürgermeister.
Bürgersprechstunde per Telefon
"Es freut mich, dass das schon so gut gekappt hat", sagt er. Als eine seiner ersten Amtshandlungen wurde die Bürgermeistersprechstunde abgeschafft. Die Bürger können ihn nun direkt und immer anrufen und ihre Anliegen und Sorgen vortragen. "Sie sind ja tatsächlich da", hört er öfter, wenn er das Telefon abnimmt und den Bürger mit seinen Fragen ernst nimmt.
Dabei warten vielfältige Aufgaben auf Harald Engbrecht. Stolz ist Engbrecht, dass seine Idee von Beauftragten für verschiedene gemeindliche Aufgaben, wie das Kümmern um Senioren, die Kultur oder die Partnerschaft, positiv aufgenommen wurde. Schnell erklärten sich Bürger bereit, die Aufgaben verantwortlich zu übernehmen. "Es freut mich, dass es jetzt so gut läuft".
Lob der Bürger
Viel Motivation für seine Arbeit zieht er aus dem Lob der Bürger. Das hätte Engbrecht so nicht erwartet. "Wenn es eng wird, stehen die Kleinrinderfelder zusammen". Der Bürgermeister will "nicht herrschen, wie ein König", sondern pflegt das Miteinander. Respekt hatte der Politikneuling vor der konstituierenden Sitzung des Gemeinderates. Da betrat er Neuland, aber der Gemeinderat habe es ihm leicht gemacht und alle Entscheidungen mitgetragen. In seine Amtszeit fiel auch die Aufstellung des Haushalts für die Gemeinde. "Das war bisher überhaupt nicht mein Ding". Doch dank der harmonischen Arbeit aller Beteiligten gelang auch dieses Werk, alles unter der Auswirkung der Coronakrise.
Dabei stehen viele Projekte in der kommenden Zeit an. Zum einen geht es um die Wasserversorgung der Gemeinde. Die wird im Moment eigenverantwortlich erzeugt, aber das wird immer schwerer wegen steigender gesetzlicher Vorgaben und auch bei der Abwasserbeseitigung kommen hohe Sanierungskosten auf die Gemeinde zu. Doch diese Dinge will Engbrecht nicht vom Schreibtisch aus entscheiden, sondern im Dialog mit den Bürgern. "Wir sind alle eine Gemeinde und wir entscheiden so wichtige Dinge für unsere Zukunft auch zusammen", so der Bürgermeister.