Es ist ein Antrag "mit überschaubaren Chancen", wie es Klaus Walther, der städtische Fachbereichsleiter für Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing im Stadtrat formulierte: Würzburg wird sich als eine von ungefähr 200 deutschen Kommunen erneut um staatliche Fördermittel auf dem Weg zur "Smart City" bewerben.
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In der ersten Runde des vom Bundesinnenministerium und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) aufgelegten Programms "Modellprojekte Smart Cities – Stadtentwicklung und Digitalisierung" ist Würzburg leer ausgegangen. Jetzt wollen die Stadt und ihre 30 Partner im Projekt "smartwue" den zweiten Versuch starten und dabei vor allem mit innovativen Lösungen im Bereich Klimawandel punkten.
Klimawandel als Kernsthema
Weil Würzburg und die Region zu den heißesten und trockensten Standorten in Deutschland gehören, sind die Auswirkungen des Klimawandels hier früher und deutlicher zu spüren als anderswo. Außerdem hat Würzburg den zweithöchsten Single-Anteil in Deutschland – ein weiterer Ansatzpunkt für beispielhafte digitale Lösungen.
Chancen auf eine Förderung haben nämlich nur Städte mit Modellprojekten, von denen andere Kommunen lernen und die sie ohne größere Probleme kopieren können – deswegen sind Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel "zwei Kernthemen in unserem Projekt und in unserer Bewerbung", erläuterte Walther.
Bis zu 11 Millionen Euro Projektkosten
Konkrete Ideen nannte er noch nicht: Nach einer erfolgreichen Bewerbung folgt zunächst die zweijährige "Phase A", in der die Digitalisierungsstrategie und konkrete Maßnahmen erarbeitet werden. In der auf fünf Jahre angesetzten "Phase B" müssen die geplanten Maßnahmen dann in die Tat umgesetzt werden.
Kommt "smartwue" bei der Vergabe von insgesamt 175 Millionen Euro an zehn Kommunen zum Zug, übernimmt die KfW über sieben Jahre verteilt zwei Drittel der auf insgesamt 11 Millionen Euro angesetzten Projektkosten. Die übrigen knapp 4 Millionen Euro kommen in den Jahren 2020 bis 2027 aus dem städtischen Haushalt. Durch die Corona-Krise "wird die Digitalisierung gewinnen und sich schneller entwickeln. Deshalb wären wir schlecht beraten, den begonnenen Weg nicht weiterzugehen", betonte Walther.
Große Defizite bei Inklusion und Bürgerbeteiligung
Eine weitere Erkenntnis aus der aktuellen Situation: "Es wäre gut, wenn die Verwaltung einen direkten Kanal zum Bürger hätte. Alles was wir machen hängt davon ab, dass der Bürger es zur Kenntnis nimmt und sich dafür interessiert." Inklusion und Bürgerbeteiligung auf digitalem Weg ist ein weiteres wichtiges Thema des Förderprogramms, weil es in diesem Bereich bundesweit große Defizite gibt. Laut Walther erreichen deutsche Großstädte mit ihren digitalen Beteiligungsmöglichkeiten im Schnitt nur 3 bis 5 Prozent ihrer Bürgerinnen und Bürger: "Das ist alles andere als repräsentativ."
Eines der Ziele aller Projekte müsse es daher sein, "die Leute bei allen Entscheidungen mitzunehmen und sie dazu zu motivieren, sich einzubringen. Das ist ein sehr hoher Anspruch", so Walther weiter. Der Notfall-Stadtrat brachte den Förderantrag, der bis zum 20. Mai eingereicht sein muss, einstimmig auf den Weg.