Wer aufmerksam die Ankündigung zum 3. Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters Würzburg am 15. und 16. Februar liest, wird über den Namen dieser großen Klarinettistin vermutlich stolpern: eine Hochkaräterin wie diese abseits der berühmten Konzertbühnen Europas, Asiens und der USA, stattdessen im Großen Saal der Hochschule für Musik Würzburg? Klarinettistin Sharon Kam verrät im Interview, weshalb sich "Biss" auszahlt und warum Hartnäckigkeit zum Erfolg führen kann.
Sharon Kam: Das Orchester hat sich sehr gewünscht, dass ich komme. Alle waren wahnsinnig flexibel und entgegenkommend. Das war so herzerwärmend und nett, und sie haben einfach immer nachgefragt und nicht nachgelassen. Ich dachte, das machen wir jetzt einfach, ich bin sowieso gerne in Würzburg und mag die Gegend und die Landschaft mit den Weinbergen. Davon haben wir in Niedersachsen nicht so viele (lacht).
Kam: Ich erinnere mich an eine Konzertprobe, da war meine Tochter noch sehr klein und hat unendlich gebrüllt, dann habe ich gestillt und sie hat noch mehr gebrüllt und für mich war das alles ok, wir haben eben mal unterbrochen. Aber mein Mitspieler war unendlich nervös und konnte nicht einmal das Instrument stimmen.
Rückblickend muss ich sagen, war das für mich einfach normal. Ich war einerseits im Alltag ganz oft da und konnte in den Zoo oder habe in der Schule Brote geschmiert und dann war ich aber auch wieder eine Woche weg. Ende der 90er hatte man da aber Bedenken, wenn die Mutter nicht zuhause war. Da könnte ja etwas passieren. Aber meiner Meinung nach können beide Eltern arbeiten, und Mütter müssen gelernt haben, etwas zu wollen. Ich halte es für sexistisch, nur Frauen danach zu fragen, wie sie es geschafft haben.
Kam: Ich muss romantisch bleiben, unmöglich ist es nicht. Ich wurde damals aber noch für CDs bezahlt, habe wundervolle Booklets, Shootings und alles, was dazugehört, bekommen. Heute muss das alles selbst gemacht werden. Ich sage nicht, man hätte keine Chance, aber man muss auch bereit dazu sein, immer wieder den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Ich wusste, ich bin ein hartnäckiger Dickkopf. Damals war ich 20 Jahre alt und nicht dreifache Mutter. Für mich war die sichere Stelle in einem Orchester keine Option. Heute hätte ich da vielleicht anders entschieden.
Kam: Die Frage ist, wer eins ist mit seinem Instrument. Ich vergleiche es mal mit einem Mädchenchor. Da muss ich nicht warten, bis der Mund aufgeht, da weiß man vorher schon, welche Stimme rauskommt. Ich glaube schon, dass wir unserer Stimme nachgehen. Wer Klarinette spielt, ist jetzt nicht der schlankste, hohe Sopran und etwas lustiger, gelassener. Es sind keine verbissenen Streber, aber Leute, die sehr hart arbeiten, weil man nicht einfach reinrutschen kann ins Klarinettenleben. Allein das Repertoire ist anspruchsvoll und das muss man wollen.
Kam: Man muss einfach wissen, dass dieses Stück perfekt ist. In der Klassik gibt es das selten, dass jemand nicht nur einen Melodieeinfall hat, sondern unendlich viele Einfälle. Und in diesem Konzert sind es noch einmal mehr als normal. Man merkt eben, wie einzigartig Mozart in seiner Zeit war. Es ist einfach ein Spitzenstück der Klassik und jeder, der es nicht kennt, wird es danach erkennen.
Klarinettistin Sharon Kam und das Philharmonische Orchester Würzburg sind zu hören am 15. und 16.Februar um 20 Uhr im Großen Saal der Musikhochschule Würzburg, mit Werken von Farrenc, Mozart, Busoni und Schostakowitsch. Informationen zum Ticketkauf unter: www.mainfrankentheater.de