
Jeder dritte Mensch über 65 Jahren in Deutschland lebte im Jahr 2023 allein. In Unterfranken waren es nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes fast 40 Prozent. Manche leben bewusst und lieber allein. Manche fühlen sich einsam und vermissen eine Partnerin oder einen Partner. Und manche Singles im Renten-Alter würden sich gerne noch mal verlieben und eine neue Beziehung eingehen.
Zu einem Beitrag zu diesem Thema - "Späte Liebe statt Einsamkeit: Wie kann Partnersuche im Alter gelingen?" - startete diese Redaktion im Februar einen Aufruf. Aus ganz Unterfranken meldeten sich alleinstehende Frauen und Männer über 60, die auf eine neue Partnerschaft hoffen. Viele erzählten aus ihren Leben, die meisten jedoch wollten keine Veröffentlichung mit ihrem Namen und Bild.
Drei Singles aber erklärten sich bereit, dem Thema Partnersuche im Renten-Alter ihre Gesichter und ihre Geschichten zu geben. Hier stellen sich dir drei vor und verraten, was und wen sie sich wünschen.
1. Günther Scheuermann (84) aus Kleinrinderfeld: "Eine Frau hätte bei mir Freiraum, sich zu entfalten"

"Einmal wollte ich so weit gehen, bis es nicht mehr weitergeht. 2007 habe ich mir diesen Lebenstraum erfüllt und bin allein mit dem Rucksack von Kleinrinderfeld über Santiago de Compostela zum Kap Fisterra am Atlantik gelaufen. 2800 Kilometer in vier Monaten. Auf dem Jakobsweg habe ich gelernt, dass ich auch einfach leben kann.
Früher war ich Beamter im technischen Dienst und bin viel gereist, mit dem Zug und Motorrad durch ganz Europa. Seit dem Tod meiner Frau 2023, mit der ich 55 Jahre lang glücklich verheiratet war, kümmere ich mich selbständig um Haushalt und Garten. Daneben spiele ich Tennis und bin Tennis-Abteilungsleiter, lese gerne, habe Interesse an Politik und schreibe Zeitungsartikel für die Kirche.
Ich bin dankbar, für das, was ich habe: zwei Söhne, fünf Enkel, eine eigene schöne große Wohnung. Da ist immer was los. Trotzdem fehlt mir eine Frau – in jeder Beziehung. Ich vermisse den weiblichen Blick auf die Dinge, den Austausch am Tag und die Nähe in der Nacht. Ich wünsche mir noch mal Schmetterlinge im Bauch. Trotz meiner Bemühungen bisher habe ich gemerkt, dass es im Alter nicht einfach ist, persönlich oder im Internet eine Frau kennenzulernen.
Ich bin gläubig und hilfsbereit, optimistisch und humorvoll - manchmal auch ein Schlawiner. Vielleicht wirke ich etwas dominant, aber das bin ich nicht. Eine Frau hätte bei mir Freiraum, sich zu entfalten und zu gestalten. Ich würde sogar noch mal heiraten, um ihre Versorgung zu gewährleisten.
Ich suche eine offene und häusliche Frau, die die Natur und die Stadt liebt. Mit der ich meinen Alltag teilen kann – und alles, was ihn schöner macht. Und mit der ich sonntags eingehakt oder an der Hand durch Würzburg spazieren, im Domcafé einen Kuchen essen und im Bürgerspital einen Schoppen trinken kann. In einer Partnerschaft wünsche ich mir Ehrlichkeit, Kompromissbereitschaft, gegenseitige Unterstützung und dass keiner den anderen unterdrückt.
Zwei Träume hätte ich noch: einmal ans Eismeer reisen, einen Walfisch sehen und einen Eisbären streicheln. Oder in einem Haus am Meer ein Buch schreiben und die Lebenserfahrung der Alten an die Jungen weitergeben. Wenn die Frau da mitmachen würde, wäre es toll!"
2. Dorothea Endres (68) aus Eibelstadt: "Wer mich nicht so mag, wie ich bin, hat mich nicht verdient"

"Ich sage gerne: Allein im Himmel ist's nicht schön. Daher würde ich gerne auf Erden noch mal jemanden kennenlernen, mit dem ich diesen Lebensabschnitt verbringen kann. Einen Mann, der mich als Mensch wirklich sieht - und nicht nur mein Äußeres. Wer mich nicht so mag, wie ich bin, hat mich nicht verdient.
Ich bin Mutter von zwei Töchtern und Oma von zwei Enkelinnen. Als gelernte Kinderkrankenschwester habe ich lange in die Altenpflege gearbeitet. Seit der Rente habe ich dort noch einen Minijob als Betreuungskraft.
Single bin ich seit zehn Jahren. Ich bin kontaktfreudig, gehe tanzen und einmal im Monat sonntags zum Single-Treff in Würzburg. Bisher habe ich noch keine Chance für ein zweites Gespräch bekommen. Die wünsche ich mir.
In meiner Freizeit bin ich gerne in der Natur, spiele Karten, gehe kegeln, auf Konzerte und in die Therme. Ich bin humorvoll, empathisch, hilfsbereit, gelassen - und ein typischer Skorpion. Meine Enkelin hat zu mir gesagt: 'Oma, du bist die beste alte Frau, die ich kenne.'
Am wichtigsten sind mir Familie, Freundschaften, Frieden und mein Glaube. Er hat mich durch schwere Zeiten getragen. Als ich mit Mitte 50 nach leidvollen privaten und beruflichen Erfahrungen gemerkt habe, wie viel Kraft in mir steckt, das Leben zu meistern, habe ich kapiert: Ich bin gut genug. Seither lebe ich wie viele andere in ihren jungen Jahren - frei, unabhängig, mit eigenem Auskommen. Trotzdem macht mich das Alleinsein traurig. Am meisten fehlen mir Umarmungen. Ich kuschle so gerne.
Von einer Partnerschaft wünsche ich mir, dass ich meine Interessen und meinen Glauben mit jemandem teilen kann, wir zusammen in den Urlaub fahren, uns aber auch Freiräume lassen. Selbstverständlich ist für mich, sich gegenseitig zu unterstützen. Aber ich will nicht Hausmütterchen und Krankenschwester für jemanden sein. Den anderen so nehmen, wie man ist, darum geht's - in unserem Alter ändert man sich nimmer!
Ich würde mich freuen, wenn ich einen ehrlichen, gepflegten Mann kennenlernen würde, der einen gewissen Intellekt und politisches Interesse mitbringt - ich mag gute Gespräche. Bitte keine Trinker und Raucher! Aber gerne ein gut riechendes Aftershave!"
1. Peter Schneider (64) aus Würzburg: "Eine Frau, in die ich mich verlieben könnte, ist ein Sonnenschein"

"Für mich hat ein ganz neuer Lebensabschnitt angefangen. Beruflich bin ich seit 1. April im Beamten-Ruhestand, ich war Spezialist für Firewalls. Privat bin ich seit Anfang 2024 Witwer. Manchmal erschlägt mich diese unbekannte Ungebundenheit fast. Aber ich habe eine stabile Psyche. Und meine beiden Kinder und zwei Enkel. Wir haben einen sehr guten Zusammenhalt in der Familie.
Meine Frau und ich haben oft darüber gesprochen, dass wir nicht alleine bleiben, wenn einer von uns beiden stirbt. Wir waren 39 Jahre verheiratet, sehr glücklich und harmonisch. Wir wollten, dass es dem anderen auch nach dem eigenen Tod gut geht.
Neulich am Grab habe ich sie gefragt, ob es in Ordnung ist, dass ich auf diesem Weg eine neue Partnerin suche, bevor ich mich vielleicht im Internet bei Zweisam anmelde. Es folgten kein Blitz und Donner - daher gehe ich davon aus, dass sie einverstanden ist. Auch meine Tochter und mein Sohn sind das. Also bin ich bereit, jemanden kennenzulernen. Besonders abends vermisse ich jemanden an meiner Seite.
Eine Frau, in die ich mich verlieben könnte, ist ein Sonnenschein - also ein Mensch mit heiterem Wesen und herzlichem Lachen. Ehrlich sollte sie sein, zufrieden mit sich und keine Quasselstrippe.
Ich stelle mir vor, dass wir erst mal Freizeit miteinander verbringen, viel reden, ins Café, zum Essen oder Tanzen gehen. Und dass sich dann daraus eine Partnerschaft entwickelt, in der wir auch unsere Familien und Freunde kennenlernen und jeweils neue Beziehung mit Menschen im Leben des anderen knüpfen.
Ich mag es, neue Erfahrungen zu machen, auch Neues zu lernen. Mindestens einmal in der Woche gehe ich in Würzburg in die Stadtbücherei und lese Fachzeitschriften, abends zu Hause auch gerne Krimis. Sport mache ich heute nur noch im Fitnessstudio.
Als Mensch bin ich ausgeglichen, anpassungsfähig und direkt. Ich helfe, wenn ich kann und streite nicht gern. Harmonie ist mir daher in einer Beziehung auch sehr wichtig. Meine Hoffnung ist, dass hier eine Frau auf mich aufmerksam wird und auch der neue Lebensabschnitt ein glücklicher wird."