
Seit zwei Monaten gibt es im Mainfranken Theater das Semesterticket. Dafür zahlen Studierende der Würzburger Hochschulen (Universität, Fachhochschule und Musikhochschule) einen um zwei Euro erhöhten Semesterbeitrag. Im Gegenzug stellt ihnen das städtische Theater für jede seiner Vorstellungen ein Kontingent kostenloser Eintrittskarten zur Verfügung. 3000 solcher Theaterbesuche gab es in den ersten zwei Monaten der Spielzeit 2018/19 im Mainfranken Theater. Bei den privat betriebenen Würzburger Theatern stieß dieses Modell vor seiner Einführung auf heftigen Widerstand. Sie befürchteten einen Einbruch ihrer Besucherzahlen, wenn das Mainfranken Theater studentisches Publikum mit kostenlosem Eintritt lockt. Hat sich dies bewahrheitet?
Protest der Privatbühnen
Als bekannt wurde, dass das Mainfranken Theater und Studentenwerk über ein Semesterticket nachdenken, schlossen sich neun Würzburger Privatbühnen spontan zusammen, um dies zu verhindern. Chambinzky, Theaterwerkstatt, Theater Ensemble, das Theater Spielberg, das Theater am Neunerplatz, der Tanzspeicher, das Bockshorn, das Kasperhaus und das Theater Hobbit gründeten gemeinsam die Interessengemeinschaft Freie Theater Würzburg. Damals fühlten sich die Theaterbetreiber zunächst übergangen, weil sie von den Gesprächen zwischen Theater und Studentenwerk erst aus der Zeitung erfahren haben und nicht im Vorfeld darüber informiert worden waren. Und schließlich waren sich alle Beteiligten sicher, dass die Theater-Flatrate am Mainfranken Theater Publikum aus den kleinen privaten Bühnen abziehen würde.
Nach zwei Monaten scheint es so weit noch nicht gekommen zu sein, wie eine nicht repräsentative Umfrage bei einigen der Freien Theater ergab.
Theater am Neunerplatz
Sven Höhnke (Theater am Neunerplatz): „Bei uns macht sich das weniger bemerkbar. Aber wir haben auch weniger studentisches Publikum als beispielsweise das Theater Ensemble oder die Theaterwerkstatt. Unsere Zahlen sind so wie vorher auch.“
Tanzspeicher
Maria Sämann (Tanzspeicher): „Bei den verkauften Studententickets bemerken wir einen leichten Rückgang. Wir hatten im Oktober und November mehrere ganz verschiedenartige Veranstaltungen. Bei allen verspürten wir einen leichten Rückgang. Man kann aber nicht sicher sein, ob das in direktem Zusammenhang mit dem Semesterticket steht.“
Theater Ensemble
Andreas Büettner (Theater Ensemble): „Bis jetzt spüren wir keine Auswirkungen. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass im Mainfranken Theater noch kein Schauspiel stattfand, als wir beispielsweise „Der Idiot“ spielten, der immer sehr gut besucht war. Bis jetzt läuft alles normal, aber man muss abwarten, bis es auf beiden Seiten vergleichbare Produktionen gibt.
Theater Hobbit
Jutta Schmidt (Theater Hobbit): „Ich merke nichts von einem drastischen Rückgang. Wir haben aber auch keine vergleichbaren Zahlen, an denen man ersehen könnte, ob jetzt mehr oder weniger Studierende kommen als vorher. Zwar sind einige Aufführungen für Erwachsene wider Erwarten ausgefallen, es ist aber nicht klar, ob da ein Zusammenhang mit dem Semesterticket besteht.“
Theaterwerkstatt
Stephan Ladnar (Theaterwerkstatt): Für verlässliche Zahlen ist es noch zu früh in der Spielzeit. Konkrete Auswirkungen wird es wohl erst geben, wenn mehrmals neue Erstsemester angekommen sind. Wenn die erst einmal oder häufiger kostenlos im MFT waren, wissen wir, ob wir sie überhaupt erreichen können. Um genaue Angaben machen zu können, müssen wir erst einmal diese Spielzeit abwarten.