Als Ludwig Weigand 16 Jahre alt war, drückte ihm sein Tischtennis spielender Bruder einen Schläger in die Hand: Für die Jugendmannschaft wurde ein vierter Mann gebraucht. Seitdem hat der mittlerweile 60-Jährige den Schläger kaum mehr aus der Hand gegeben – und sich über fast 45 Jahre mit viel Leidenschaft und Zeit in die Tischtennisabteilung des TV Ochsenfurteingebracht.
Seit 1978 hält Weigand dreimal in der Woche abends für eineinhalb Stunden das Jugendtraining, dazu kommen samstags immer wieder Verbandsspiele und sonntags Turniere. Dass er diese zudem koordiniert und sich auch um Arbeiten in der Halle kümmert, ist für den gelernten Elektriker selbstverständlich. Tische auf-und abbauen, zusammen mit seiner Frau die Halle saubermachen – „wenn Arbeit da ist, muss sie gemacht werden“, so Weigands Credo. Das Engagement des 60-Jährigen beläuft sich auf einige hundert Stunden im Jahr; bei 45 Jahren Vereinszugehörigkeit sei da schon einiges zusammengekommen, lacht Weigand. Auf die Frage, ob er den großen Zeitaufwand schon einmal bereut habe – schließlich wird er außer mit der eher symbolischen Übungsleiterpauschale nicht vergütet – schüttelt Weigand entschieden den Kopf.
Trainer als wichtige Bezugsperson
Den Kindern und Jugendlichen, die er trainiert, will er vor allem Spaß am Sport mitgeben. Die Vorteile von Vereinssport liegen für ihn auf der Hand: Man ist in Bewegung, Teil eines Teams – und hat einen Anlaufpunkt, „weiß, wo man hin kann“. Was jeder Spieler beim Tischtennis beweisen könne, sei Haltung, ist Weigand überzeugt, „man muss kein großes Sporttalent sein, um Erfolg zu haben". Wichtiger sei es, schnell zu sein, sich Zeit fürs Training zu nehmen – und dranzubleiben. „Arbeiter“ nennt Weigand diese Art von Spieler, die er sehr schätzt: „Auf sie kann man sich verlassen.“
Rund ein Dutzend Kinder und Jugendliche umfasst die Tischtennisabteilung des TVO zurzeit; das ideale Einstiegsalter ist laut Weigand die erste oder zweite Klasse. Für die Nachwuchsspieler ist der 60-Jährige eine wichtige Bezugsperson und wird für seine gelassene Art geschätzt. „Wenn ich – sehr selten – mal laut werde, sind alle überrascht“, sagt Weigand und lächelt. „Manche sagen, ich sei als Trainer zu weich und lasse viel zu viel durchgehen.“
Wichtiger als das Urteil anderer ist dem gebürtigen Goßmannsdorfer, miterleben zu dürfen, wie sich seine Schützlinge über die Jahre hinweg entwickeln. Für manchen sei der Verein eine wichtige Anlaufstelle im Leben, und Tischtennis eine Möglichkeit, sich selbst zu beweisen. Weigand ist bewusst, dass er den Nachwuchs nur für eine bestimmte Zeit begleitet. „Man muss rechtzeitig zurücktreten, wenn die Jugendlichen selbst ihr Ding machen wollen und kein Training mehr benötigen“, sagt er. „Man muss loslassen können.“
Die ganze Familie lebt für Tischtennis
Weigand gefällt, dass es beim Tischtennis „aufs Können ankommt“, nicht auf die Größe des Spielers oder andere äußere Faktoren – nicht zuletzt deswegen, weil es ein berührungsloser Sport ist, jeder also auf seiner Seite spielt. Tischtennis gilt als Mannschafts- und Einzelsport zugleich: Auch wer mit seiner Mannschaft etwa auf der untersten Ebene spielt, kann sich als Einzelspieler über Turniere bis hin zur deutschen Meisterschaft qualifizieren. Auch das Zusammenspiel der verschiedenen Generationen fasziniert Weigand. So kann es sein, dass in einer Mannschaft ein 16- und ein 80-Jähriger zusammen um den Sieg kämpfen. Denn: „Tischtennis ist ein Sport, den man bis ins hohe Alter betreiben kann“, so der 60-Jährige.
Weigands Familie trägt seine Tischtennis-Leidenschaft nicht nur mit, sondern lebt sie auch selbst aus: Seine Frau Christine - seit 40 Jahren aktive Spielerin -, hat Weigand in der Tischtennis-Abteilung des TVO kennengelernt; außerdem teilen die vier Kinder das Hobby der Eltern und spielen größtenteils auch im Verein.
Fünf Mannschaften umfasst die Tischtennis-Abteilung des TVO derzeit. Weigand selbst spielte nach zwei Jahren in der Jugendmannschaft seit 1976 in der ersten und seit 1984 in der zweiten Herrenmannschaft, ehe er 2016 in die dritte wechselte. „Als Spieler habe ich die ganz großen Erfolge nicht gehabt und auch nicht gesucht." Es klingt kein Bedauern aus seinen Worten: "Ich bin der, der im Hintergrund arbeitet", sagt er und sieht dabei sehr zufrieden aus.
Dieser "Hintergrund" soll aber nicht verborgen bleiben. Beim Main-Post-Wettbewerb um den "Vorstand des Jahres" erhielt Ludwig Weigand am Mittwochabend im Landratsamt einen Ehrenpreis und wurde als "Gute Seele im Verein" ausgezeichnet.