Auf einer Gesamtfläche von etwa 75 Hektar über die betroffenen Gemarkungen der Gemeinden Leinach und Erlabrunn sind nach Einschätzung des zuständigen Revierförsters Wolfgang Fricker bis zu 1 000 Bäume zu 80 Prozent geschädigt. Nun gab es einen Krisengipfel.
Eine Modelllösung zur Rettung der durch den letztjährigen Extremsommer außergewöhnlich in Mitleidenschaft gezogen Schwarzkiefernbrachte der Krisengipfel nicht. Allerdings zeichnete sich nach dem Treffen beider Ratsgremien mit Forstexperten und Vertretern aus Jagd, Landwirtschaft und des Naturschutzes eine klare Tendenz ab. Diese ist fast identisch mit der Empfehlung des ehemaligen deutschen WWF-Stiftungsratschefs Prof. Detlev Drenckhahn (Würzburg): "Die Natur wird es selbst am Besten richten. Sie wird es uns beibringen", gab sich Drenckhahn überzeugt davon, dass hektischer Aktionismus der falsche Ansatz wäre.
Leinach und Erlabrunn: vorläufig noch abwarten
Damit bestätigte Drenckhahn unbewusst auch das von Leinachs Gemeinderat gewählte Vorgehen, seit die extrem geschädigten Schwarzkieferntriebe im vergangenen Dezember zunehmend erkennbar wurden. "Nicht zu verwechseln mit einer Schockstarre", wie Bürgermeister Uwe Klüpfel (CFW) betonte, hatte Leinachs Gemeinderat "unter Beobachtung der weiteren Entwicklung zunächst auf ein Verweilen in Ruhe gedrängt". Der ebenfalls mit beteiligte Gemeinderat der Nachbargemeinde Erlabrunn hatte sich nach einer Auseinandersetzung mit der Thematik Leinachs Position angeschlossen. Letztlich ergab der "Schwarzkiefern-Gipfel" in Leinachs Dr.-Robert-Kaderschafka-Haus eine Fülle konstruktiver Gedanken zur Zukunft des größten zusammenhängenden Schwarzkiefernwaldes Deutschlands. Nach der Zusammenfassung durch das Amt für Landwirtschaft und Forsten (ALF) sollen bei einem weiteren Treffen konkrete Maßnahmen abgestimmt werden.
Experte hält den Ball flach: "Schwarzkiefernsterben ist Phänomen, aber nichts Neues"
An dem von Forstassessor Stefan Götz vom ALF in Würzburg geleiteten Treffen waren unter anderen dessen Kollegin und Wald-Pädagogin Antje Julke sowie Dr. Hans-Joachim Klemmt von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forst in Freising an dem Treffen beteiligt. Allerdings mochte sich Klemmt nicht dem Arbeitstitel des Treffens anlässlich des vermeintlichen "Schwarzkiefernsterben" anschließen. "Es ist zwar ein Phänomen, aber nichts Neues", versuchte der Wald-Experte den "Ball flach zu halten."
Jedoch wurde den Teilnehmern des "Runden Tischs zum Schwarzkiefernsterben" schon am Zugang zum Ort der Veranstaltung das Drama vor Augen geführt. Über verteilte dürre Kiefernnadeln statt über den zweifelsohne auch nicht angebrachten roten Teppich erreichten die Teilnehmer den Veranstaltungssaal im Kaderschafka-Haus. Die dramatische Ist-Situation verdeutlichte zunächst der zuständige Revierförster Wolfgang Fricker. Demnach zeigen sich die massivsten Schäden an den Schwarzkiefern in allen Schwarzkiefer-Monokulturen, angefangen von der Fein, Eschberg, Mühlberg und Wartturm auf Leinacher Gemarkung, bis zum Hüttental und dem Volkenberg oberhalb Erlabrunn. "Es ist nicht Diplodia, es ist die extreme Trockenheit" zeigte sich Erlabrunns Ratsmitglied und Landwirtschaftsdirektor an der LWG in Veitshöchheim, Klaus Körber überzeugt von der Ursache der offensichtlich absterbenden Bäume. Daraus ergibt sich aus Sicht des Försters Handlungsbedarf insbesondere bezüglich der Verkehrssicherung, wofür Fricker allerdings breiten Widerspruch erntete. Ex-WWF-Stiftungsratschef Prof. Detlev Drenckhahn warnte davor "alles oder nichts zu spielen mit den Schwarzkiefern".
Selbst einer Entnahme der relativ stark angegriffenen Bäume traten Vertreter aus beiden Gemeinderäten, sowie Erlabrunns Alt-Bürgermeister Friedrich Petermann und der amtierende stellvertretende Bürgermeister Jürgen Ködel entgegen. Auch Waidmann Guntram Härth fürchtete um den Verlust der Schirmfunktion durch die Baumgiebel und noch stärkerer Trockenschäden bei Entnahme. "Selbst Totholz schützt den Waldboden vor Austrocknung und sollte dort verbleiben", forderte Härth. Bei der Formulierung der Zielsetzung zeigten sich Förster und Befürworter des Schwarzkiefernwaldes aber wieder einvernehmlich. Der Natur und dem Jungaufwuchs sollte Möglichkeit und Raum gegeben werden, lautete der Tenor.