Die Orte nordwestlich von Würzburg haben sich einen Namen gemacht. Der Wein wächst und schmeckt gut hier. Die Natur ist wohltuend vielfältig – Streuobstwiesen umkränzen die Dörfer, deren Häuser reichlich Fachwerk ziert. Doch noch etwas muss unbedingt erwähnt werden, wenn von Erlabrunn oder Leinach die Rede ist. Zwischen den Gemeinden wächst auf 230 Hektar Pinus nigra, die Schwarzkiefer. Es ist der größte Schwarzkiefernforst Deutschlands. Und der sei jetzt vom Förster bedroht, ist hie und da zu hören.
Es ist nicht die erste Aufregung um die submediterran-montane Kiefernart, die vor 100 bis 120 Jahren auf kargen, durch Beweidung ausgelaugten Standorten gepflanzt wurde. Vor etwa zehn Jahren wurde schon einmal über den Fortbestand des Waldes spekuliert. Diplodia, ein Pilz aus Marokko, hatte die Bäume in dramatischem Umfang befallen. Nicht nur einzelne Triebspitzen darbten und färbten sich braun, ganze Kronen starben ab. Wer nicht nur schläft in Erlabrunn und Leinach, sondern bewusst hier lebt, der sorgte sich damals um die Schwarzkiefer.
Das Gelände ist als Naherholungsgebiet sehr beliebt. Ein Kreuzweg ist im Wald versteckt und eine idyllisch am Hang gelegene Kapelle. Der Wanderer, der hier oben verweilt, genießt aus dem Schatten der Schwarzkiefern heraus einen einzigartigen Blick über das Maintal.
Nun bangt man also erneut in Erlabrunn und Leinach. Große Stapel Kiefernstämme zeugen von einem erheblichen Eingriff in den Bestand. Besonders schmerzhaft fürs Auge: Kiefernkronen liegen zu wilden, bis zu vier Meter hohen Haufen getürmt neben den Wegen. Vor einem solchen Haufen Holz steht Revierförster Wolfgang Fricker Rede und Antwort. Auch er sorgt sich um den Wald, sagt er, deswegen habe er handeln müssen.
„Da sehen Sie“, sagt Fricker und deutet auf einzelne graubraune Triebe, „der Pilz ist noch da.“ Die Bäume hätten sich vom Trocken- und Hitzestress des Jahres 2003 zwar erholt, aber ein massiver Pilzbefall könne durchaus wieder auftreten. Deswegen will der Förster den Wald verjüngen und durchmischen. Denn Monokulturen, das ist im Wald nicht anders als auf dem Acker, sind stärker bedroht als Mischkulturen. Im Waldkunde-Institut Eberswalde hat man ausgiebig geforscht und fasst in schönstem Försterdeutsch zusammen: „Vor allem in großflächigen Kiefer-Reinbeständen sollte durch gezielte Förderung und Einbringung von Laubholz die Stabilität gegenüber Schaderreger-Gradationen und Waldbränden erhöht werden.“
Naturverjüngung ist das Stichwort. „Da kommt die Eiche, da die Buche, hier die Elsbeere, dort die Nuss“. Fricker deutet auf einzelne Exemplare, die dort wachsen, wo nur noch einzelne Schwarzkiefern stehen. Nachwuchs braucht Licht. Deshalb hat Fricker nach seinen Angaben auf rund 38 Hektar mit dem Harvester, dem Holzvollernter, auslichten lassen. Wo die Sonne den Waldboden erreicht, wächst übrigens nicht nur Buche und Co. An anderen Stellen ist der Waldboden mit kleinen Schwarzkiefern übersät.
Dort, wo geholzt wurde, verändert sich mit der Altersstruktur der Gesamtcharakter des Waldes. Gewöhnungsbedürftig für den, der dichten, dunklen Nadelwald liebt, den er seit Kindertagen kennt: die Bäume gleich alt und gleich hoch, schließlich wurden sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts über einen Zeitraum von zehn, 20 Jahren in Fronarbeit auf Weideflächen gepflanzt. „Eine Riesen-Leistung“, sagt Fricker und nickt anerkennend.
„Wir haben auch Flächen, die wir völlig unbehandelt lassen.“ Mit dem Satz will Fricker Befürchtungen zerstreuen, es werde weiter durchforstet wie bisher. Das Gegenteil sei der Fall: „Wenn keine große Kalamität kommt, werden wir die nächsten Jahre mal nichts machen.“ Mit dem Holz der Schwarzkiefer lasse sich ohnehin nicht viel Geld verdienen. Es harze lange und ist finde daher in erster Line als Bauholz Verwendung.
Die Kieferkronen sollen erst im Herbst zu Hackschnitzeln werden. Dass das nicht längst geschehen ist, ist nach Worten des Försters dem Vogelschutz geschuldet. Das Kronenmaterial habe nicht rechtzeitig gehäckselt werden können, jetzt bleibe es liegen bis August. Dann haben Zaunkönig und Kollegen ihr Brutgeschäft auf jeden Fall erledigt.
„Wir wollen die Schwarzkiefer nicht beseitigen, wir wollen einen Mischbestand“, versichert Fricker. Auch in 20, 30 Jahren werde „Pinus nigra“ am Volkenberg „führend“ sein und „einfach oben drüber stehen“. „Und unten werden ein paar Kirschen, Elsbeeren und Mehlbeeren drunter stehen.“
Das klang noch im Sommer 2012 anders. Bei einem Termin mit Bund Naturschutz (BN) und Landschaftspflegern sprachen Wolfgang Fricker und Elfi Raunecker, Abteilungsleiterin im Landwirtschaftsamt, von „den von unabhängigen Forsteinrichtungen geforderten Vorgaben, die 30 Prozent Schwarzkiefern und 70 Prozent Laubwald vorsehen“.
Grund des Vor-Ort-Termins damals war eine zur Unzeit (Anfang Mai 2012) mittels Harvester durchgeführte Rodung von Schwarzkiefern. Wellen der Empörung schlugen hoch, so stand es in dieser Zeitung. Fricker und Raunecker mussten einräumen, dass der Zeitpunkt des Einschlags zur Vogelbrutzeit „grottenschlecht“ gewählt und die Aktion ein Fehler gewesen war. Vergleichbare Maßnahmen sollten künftig nur noch in enger Abstimmung mit Naturschutz und Landschaftspflege erfolgen.
Die nun im Winterhalbjahr 2014 durchgeführte erneute Maßnahme sei mit dem BN nicht abgestimmt worden, wohl aber mit dem Landratsamt und dem Gemeinderat, schreibt Steffen Jodl, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Würzburg. Jodl fürchtet, dass zahlreiche Blütenpflanzen verschwinden, sollte die Schwarzkiefer eines Tages vom Laubholz dominiert werden.
Der BN wünscht sich, dass der Schwarzkieferbestand insgesamt stärker erhalten wird, auch über die als Flora-Fauna-Habitat (FFH-Gebiet) geschützten Randbereiche hinaus. Die Schwarzkiefer ist zwar nicht heimisch in der Region, antwortet Jodl, „hat aber als Teil unserer Kulturlandschaft durchaus einen hohen naturschutzfachlichen Wert“. In den „lichten“ Schwarzkiefernbeständen fänden sich zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die in einem „dichten“ Mischwald kaum vorhanden wären, so der BN-Mann.
Wanderung zum Bergfest
An Christi Himmelfahrt, 29. Mai, findet traditionell seit mehr als 40 Jahren auf dem Erlabrunner Volkenberg das Bergfest des Männergesangvereins statt. Zu diesem Erlebnis mitten im größten zusammenhängenden Schwarzkiefernwald Deutschlands pilgern jedes Jahr zahlreiche Wanderer, Radler und Naturliebhaber auf den Bergkamm über Erlabrunn.
Der Volkenberg mit seinen botanischen Kostbarkeiten liegt in einem Landschaftsschutzgebiet. Wer mitfeiern will, sollte deshalb zum Festplatz nahe dem „Erlabrunner Käppele“ wandern. Der Gesangverein sorgt dafür, dass keine motorisierten Fahrzeuge die Waldwege des Landschaftsschutzgebietes befahren. Beginn des Bergfestes ist um 10.30 Uhr mit einem Weißwurstfrühstück.
Einen Parkplatz gibt es auf der Höhe der Verbindungsstraße Erlabrunn – Oberleinach.
Die meisten Wanderer pilgern zu Fuß von Erlabrunn aus über den Zick-Zack-Weg (Beginn Röthenstraße) oder über den Stationenweg (Beginn am Friedhof) durch die Erlabrunner Streuobstwiesen und den Wald zum Käppele.