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Ochsenfurt
Schusswaffengebrauch der Polizei in Ochsenfurt: Was bisher bekannt ist und welche Fragen offen sind
Wie kam es zum Schusswaffengebrauch in Ochsenfurt? Eine Anfrage der Redaktion blieb weitgehend offen. Die Würzburger Staatsanwaltschaft verweist auf Ermittlungen.
Der genaue Ablauf des polizeilichen Schusswaffengebrauchs in Ochsenfurt ist unklar. Die Ermittlungen liegen beim Bayerischen Landeskriminalamt und der Würzburger Staatsanwaltschaft.
Foto: Arne Dedert, dpa (Symbolfoto) | Der genaue Ablauf des polizeilichen Schusswaffengebrauchs in Ochsenfurt ist unklar. Die Ermittlungen liegen beim Bayerischen Landeskriminalamt und der Würzburger Staatsanwaltschaft.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:14 Uhr

Beamte der Ochsenfurter Polizei haben am Freitag bei einem Einsatz Gebrauch von ihrer Schusswaffe gemacht. Laut Polizeibericht war die Streife zu einem Feuerwehreinsatz in der Molkereistraße hinzugezogen worden. Eine Frau hatte demnach auf einem Privatgrundstück Autoreifen verbrannt und die Beamten mit einem spitzen Gegenstand angegriffen, nachdem diese das Grundstück betreten hatten. Die Beamten reagierten mit Schusswaffengebrauch, verletzt wurde laut Polizei niemand.

Die Redaktion hat dem unterfränkischen Polizeipräsidium einige Fragen zum Ablauf des Einsatzes gestellt. Unter anderem wollte die Redaktion wissen, ob die offenbar geistig verwirrte Frau informiert wurde, dass Polizeibeamte ihr Grundstück betreten werden. Gefragt hat die Redaktion außerdem, ob in die Richtung der Frau oder zur Warnung in die Luft geschossen wurde. Auch wurde gefragt, warum die Beamten die Situation nicht durch einen Rückzug vom Gelände deeskaliert haben.

Ermittlungen liegen bei Staatsanwaltschaft Würzburg und Landeskriminalamt

Das Präsidium hat die Anfrage an das Bayerische Landeskriminalamt weitergeleitet. Dort heißt es: "Die Untersuchungen (...) werden, wie in solchen Fällen vorgesehen, durch das Bayerische Landeskriminalamt unter Sachleitung der zuständigen Staatsanwaltschaft Würzburg durchgeführt." Zuständig für weiterführende Fragen sei die Staatsanwaltschaft.

Nach Information der Redaktion wurden beim Einsatz zwei Schüsse abgegeben. Gefragt nach dem Ablauf antwortet die Staatsanwaltschaft: "Zu dem Schusswaffengebrauch in Ochsenfurt haben die kriminalpolizeilichen Ermittlungen gerade erst begonnen. Nähere Erkenntnisse zu den Einzelheiten des Geschehens liegen der Staatsanwaltschaft Würzburg daher noch nicht vor. Insoweit bleibt der Gang der Ermittlungen – insbesondere die Einvernahme der Zeugen – abzuwarten." Bekannt sei, "dass die Grundstücksbesitzerin mittlerweile vorläufig öffentlich-rechtlich untergebracht wurde".

Schusswaffengebrauch durch die Polizei wird derzeit bundesweit diskutiert

Polizeilicher Schusswaffengebrauch wird derzeit bundesweit diskutiert. So wurde Anfang August ein mit einem Messer bewaffneter 23-Jähriger bei einem Polizeieinsatz in Frankfurt durch einen Kopfschuss getötet – die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags. Wenig später tötete die Dortmunder Polizei einen ebenfalls bewaffneten 16-Jährigen mit fünf Schüssen durch eine Maschinenpistole. Einen Tag später erschoss die Polizei einen bewaffneten Mann bei einer Zwangsräumung in Köln.

In Zusammenhang mit dem erschossenen 16-Jährigen in Dortmund sagte der Bochumer Kriminologe Prof. Thomas Feltes gegenüber der Deutschen Presseagentur, dass es in manchen Situationen besser sei, die Lage zu stabilisieren und sich, wenn möglich, zurückzuziehen.

 
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  • A. B.
    Die von Ihnen zitierten Situationen, in denen Deeskalation zum Erfolg geführt hat, landen nicht in der Zeitung. Zum Glück wird das die häufigere Variante sein. Wenn im Einzelfall die Waffe eingesetzt wird und werden muss, halte ich ein Urteil bzw eine Vorverurteilung ohne genaue Kenntnis des Einzelfalls für problematisch. Die Tatsache, daß letztlich niemand verletzt wurde, spricht dafür, daß das Vorgehen, evtl mit Warnschuss, in diesem Fall geeignet und verhältnismäßig war. Besagter Herr Felten wird gerade häufig zitiert. In fast jedem Wissenschaftsgebiet gibt es verschiedene Meinungsrichtungen, so daß man generell nicht eine Person zum Stand der Wissenschaft erklären kann.
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  • A. B.
    Ist Antwort auf Beitrag von mdeeg. Habe versehentlich Formular für neuen Beitrag erwischt.
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  • H. M.
    Hier wird ganz schön viel Unsinn verzapft! Ich bin absolut davon überzeugt, dass die meisten Situationen in denen Polizeibeamte geraten durch Deeskalation gelöst werden. Berichtet wird hauptsächlich über Situationen in denen Schusswaffen eingesetzt werden. Dass diese Einsätze rechtlich überprüft werden müssen ist selbstverständlich. Wir haben, im Gegensatz zu anderen Staaten, sicher keine "schießwütige" Polizei. Es ist leicht hier zu kommentieren und den Schusswaffeneinsatz in Frage zu stellen, wenn man nicht selbst vor Ort war. Aber zu fordern, dass sich Polizisten zur Deeskalation zurückziehen sollen, ist gelinde gesagt sehr eigenartig. Wenn sich die Polizei zurückziehen würde, bräuchte sie erst gar nicht hinfahren! So eine Polizei braucht kein Mensch!!! Ein Dank an alle Polizistinnen und Polizisten, dass sie diesen oft auch gefährlichen Beruf ausüben!!!
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  • M. D.
    Auch Pathos und Ausrufezeichen ändern nichts an dem rechtsstaatlichen Grundsatz, dass polizeiliche Mittel immer unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit zum polizeilichen Zweck eingesetzt werden müssen. Wenn der Zweck eines Einsatzes ist, Gefahrenabwehr zu betreiben, dann ist Rückzug und Stabilisierung der Situation mitunter DAS Mittel der Wahl. Hier geht es nicht darum, vor Leuten wie Ihnen „gut“ dazustehen oder irgendwelche Klischees und Rollenbilder zu erfüllen.

    Was unterm Strich notwendig ist, ist Schulung und Abbau von Berührungsängsten bspw. bei Menschen mit Etikett „psychisch krank“: wie gehe ich mit Personen in Ausnahmesituationen um, wie reagiert bspw. ein Mensch mit Autismusspektrum-Störung, wenn er sich in die Enge getrieben fühlt etc…
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  • H. M.
    "dass polizeiliche Mittel immer unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit zum polizeilichen Zweck eingesetzt werden müssen." Genau das ist ja Gegenstand der laufenden Untersuchungen, die einfach abzuwarten sind! Aber Sie schreiben hier drauf los, als wüssten Sie schon alles. Sie betonen gebetsmühlenartig immer wieder, dass Sie mal selbst Polizist waren. Ob Sie aber noch wissen, was genau in der heute aktuellen Polizeiausbildung geschult wird, wage ich mal zu bezweifeln.
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  • M. D.
    Das einzige was hier "gebetsmühlenartig" stattfindet, sind die unkritischen und pauschalen Solidaritätsbekundungen und Freibriefe für die Polizei - die Sie auch hier nachlesen können; das Niveau spricht teilweise für sich.

    Kritik an der Polizei bzw. deren Vorgehensweise ist jedoch in einem Rechtsstaat weder verboten noch ehrenrührig - sondern notwendig, wenn man Verbesserungen anstrebt.

    Die Kritik von Feltes, Behr etc. bezieht sich auf aktuelle Defizite. Es hat sich in der Vorgehensweise seit Jahrzehnten wenig bis nichts geändert, wie man immer wieder am Ergebnis sieht.

    Das liegt auch daran, wie solche Fälle in Teilen einer rechtskonservativ-devoten Öffentlichkeit oder von Leuten wie dem unsäglichen DPolG-Vorsitzenden Wendt kommuniziert werden und insbesondere von den Staatsanwaltschaften immer wieder durchgewunken werden.
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  • A. B.
    "Wenn der Zweck eines Einsatzes ist, Gefahrenabwehr zu betreiben, dann ist Rückzug und Stabilisierung der Situation mitunter DAS Mittel der Wahl." Mitunter heißt manchmal. Ohne konkrete Kenntnisse der Situation darüber zu urteilen, halte ich für unseriös.
    Wenn auch Gefahren für Dritte abgewehrt werden müssen, ist der Rückzug sicher oft nicht richtig. Hier musste wohl das zeitnahe Löschen des Brandes ermöglicht und die Sicherheit der Feuerwehrleute garantiert werden.
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  • M. W.
    Da wunderts mich nicht, wenn es weniger Polizeianwärter gibt. Mir macht es den Eindruck, dass man sich als Polizist lieber vom Täter verletzen lässt, als zur Waffe zu greifen. Armes Bayern...
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  • M. D.
    Die meisten Bewerber scheitern an der Rechtschreibprüfung. Machoallüren und Wild-West-Fantasien spielten da noch gar keine Rolle....
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  • A. N.
    Die Mainpost bzw. Ihre Redakteure wird immer blöder!
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  • N. S.
    Wenn die Polizei angegriffen wird, die der Feuerwehr zur Hilfe eilt, und sich dann alle zurückziehen würden, welchen Eindruck würde das auf die Menschen machen? Mich würde es beängstigen, die Täter würde es bekräftigen. Denn irgendwann müssten die Leute ja doch festgenommen werden. Schließlich ist es eine Straftat.
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  • M. D.
    Es geht um Verhältnismäßigkeit - und ganz sicher nicht darum, welchen "Eindruck" das auf Fans von Cobra 11 macht.
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  • D. E.
    Was genau wäre denn verhältnismäßig, wenn ein Polizist mit einem spitzen Gegenstand angegriffen wird? Als Ehemaliger werden Sie wissen, wie die Chancen im Verhältnis zum Abstand bei einem Messerangriff o.ä. stehen.
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  • M. D.
    Bei tödlichen Eskalationen und sog. "Notwehr"-Situationen mit Messer wurde der Abstand zu dem "Angreifer" regelhaft zuvor durch die Polizeibeamten verringert, die "Notwehr"-Situation also durch die Polizei selbst herbeigeführt.

    Empfehle dazu beispielhaft das Video zu dem Vorfall 2013 in Berlin, Neptun-Brunnen. Der Polizeibeamte steigt zu einem offenkundig verwirrten Mann, der ein Messer in der Hand hält, IN den Brunnen. Als dieser auf ihn zukommt, kommt es zur Angstreaktion und tödlichen Schüssen.
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  • M. D.
    Rafael Behr, ebenfalls Kriminologe, zu dem Thema in Interview vom Oktober 2021, ebenfalls anlässlich eines Toten:

    „Es wird nicht gelehrt wegzugehen“

    In Niedersachsen hat die Polizei einen Geflüchteten erschossen. Der Polizeiforscher Rafael Behr spricht über Defizite in der Ausbildung.

    .....Viele Polizisten, in der Regel männliche, arbeiten in einem sogenannten Überwältigungsdispositiv, sie bringen sich häufiger in Notwehrsituationen. Sie sind gewohnt anzugreifen und nicht abzuwarten. Die Kultur der Überwältigung ist tief in die Polizistenkultur eingeflochten. Es wird nicht gelehrt wegzugehen, sondern zuzupacken. Das wird dann zum Problem, wenn dieses Verhalten zur Routine wird und den Raum der Verhältnismäßigkeit verlässt."....
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  • G. K.
    Das ist zwar schön formuliert (und auch irgendwie nachvollziehbar), was der Herr Behr da von sich gibt – aber es ist auch eine extreme Verallgemeinerung.

    Für die Bewertung des Einzelfalls taugt das nix. Man muss aus meiner Sicht immer das konkrete Szenario mit einbeziehen.

    Denn man stelle sich vor, die Polizei zieht sich zurück – und der Angreifer verletzt oder tötet daraufhin eine andere Person. Das ist (auch wieder aus meiner Sicht nachvollziehbar) keine Option.

    Rückzug ist also nur dann denkbar, falls eine Gefährdung für Dritte aufgrund der konkreten Situation ausgeschlossen werden kann – und das dürfte in der Realität häufig schlicht nicht gegeben sein.

    Wir waren alle nicht dabei und wissen deshalb nicht, ob beispielsweise für die Feuerwehr eine mögliche Gefahr von der Frau ausgehen konnte.

    Deswegen denke ich, man sollte diese (zugegeben wichtige Grundsatzdiskussion) nicht mit konkreten Einzelfällen vermischen, die möglicherweise nicht in diese Kategorie fallen …
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  • A. B.
    Hinzu kommt, daß auch vom Feuer an sich eine nicht kalkulierbare Gefahr ausgehen kann, wenn dieses nicht zeitnah gelöscht wird.
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  • A. B.
    Herr Behr vertritt offenbar ebenso wie Herr Feltes eine bestimmte Meinungsrichtung seines Fachgebiets, die man sicher nicht als allgemein gültig betrachten kann und die sich bei Kritik am Einsatz von Schusswaffen gut zum Zitieren eignet. Das mit dem Rückzug mag in manchen Situationen richtigsein , wenn es um Eigengefährdung geht, zB bei einer suizidalen Person auf einem Dach. Wo Fremdgefährdung im Spiel ist, wird es nötig sein, denjenigen zu entwaffnen ohne daß andere zu Schaden kommen. Eine Beurteilung ohne sehr konkrete Kenntnis des Einzelfalls halte ich für sehr problematisch.
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  • M. D.
    „Rückzug“ ist in der polizeilichen Taktik nicht vorgesehen, hat vielmehr das Stigma von „Schwäche“ und „Nachgeben“…..die Diskussion ist nicht neu, erfolgt regelmäßig nach Eskalationen - wie z.B. dem aus dem Ruder gelaufenen rechtswidrigen Einsatz am „Schwarzen Donnerstag“ im Stuttgarter Schlossgarten - oder bei immer wieder nach gleichem Muster ablaufendem tödlichem Ausgang, wenn sich Menschen in Ausnahmesituation von der Polizei bedroht fühlen.
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  • B. G.
    Haben sie allgemein solche Vorurteile oder nur in Bezug auf Polizei? Waren sie dabei, können sie diese Lagen beurteilen? Nein, das können sie definitiv nicht. Deshalb wäre es gut, wenn sie nicht einfach Behauptungen in den Raum werfen würden, sondern das Geschehen unparteiisch hinterfragen.
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