
Seit Montag sind alle Schulen in Bayern wegen des Coronavirus geschlossen. Über 42 000 Mädchen und Jungen, die in Unterfranken eine Grundschule besuchen, erleben gerade etwas Ungewöhnliches: Sie dürfen nicht zur Schule gehen. Sie dürfen keine Freunde treffen. Für die Schule lernen sollen sie aber trotzdem –und zwar allein zu Hause.
Grundschüler der International School Mainfranken (ISM) in Schweinfurt werden jeden Morgen mit einer Videobotschaft ihrer jeweiligen Lehrkraft begrüßt. Sie bespricht mit den Kindern die Lernaktivitäten des Tages. Die Aufgaben werden über eine schuleigene Lernplattform (seesaw) bereitgestellt, von den Kindern bearbeitet und können von Lehrern und Eltern kommentiert werden. "Als sich abzeichnete, dass die Schulen geschlossen werden, haben wir an der ISM ein Continuous Learning Protocol entwickelt", sagt Schulleiter Michael Gündert. "Da wir die Programme auch im regulären Unterricht regelmäßig einsetzen, wissen unsere Schüler damit umzugehen und die ersten Tage verliefen relativ reibungslos."
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Von persönlicher Betreuung und einer derart guten digitalen Ausstattung können anderen Grundschulen in der Region nur träumen. "In den meisten Grundschulen ist die Digitalisirung noch nicht in dem Maße angekommen, wie wir es jetzt brauchen", sagt Gerhard Bless, Vorsitzender des Unterfränkischer Lehrer- und Lehrerinnenverbands. "Die Lehrer wissen genau, dass Lösungen erwartet werden und alle arbeiten gerade auf Hochtouren." Meistens sei es den einzelnen Lehrkräften überlassen, wie der Unterricht zu Hause gestaltet wird. "Es gibt kein Gesamtkonzet", erklärt Bless.

Alle 265 Grundschulen in Unterfraken handhaben die Beschulung individuell. "Die Kinder haben in den meisten Fällen Wochenpläne oder Arbeitsmaterialien zur Übung und Vertiefung des Lernstoffes nach Hause mitbekommen", sagt Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken. Dies geschah zum Teil schon vor etlichen Tagen, als Klassen zu Hause bleiben mussten oder in Einzelfällen auch ganze Schulen geschlossen wurden. Teilweise stünden für Grundschüler auch Unterrichtsmaterialien und Arbeitsaufträge über die Homepage der Schule - gesamt oder klassenweise - zum Download bereit. Das sei aber eher die Ausnahme.
Aufgaben für die Zeit daheim
Andere Grundschulen haben an ihre Schüler schriftliche Übungsvorschläge und einige Arbeitsblätter verteilt. Als Vorschläge für die Schüler einer zweiten Klasse heißt es dort beispielsweise: "Lies leise mindestens ein Buch", "Übe täglich 30 Kopfrechenaufgaben" oder "Lerne möglichst viele Einmaleins-Reihen auswendig".
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Die Lehrkräfte sorgen so für eine Aufrechterhaltung des Lernangebots, so das Kultusministerium. Grundlage dafür sei der jeweilige Lehrplan."Wir bemerken nun, dass wir mit der Digitaliserung der Schulen längst nicht da sind, wo wir sein sollten", sagt Gerhard Bless. Außerdem gebe es immer noch entschiedende Gegner des digitalen Unterrichts.

Die Schulleitungen sind laut Auskunft des Kultusministeriums alle besetzt. Die Lehrkräfte arbeiteten zum Teil in Kleingruppen vor Ort oder von zu Hause aus. "Sie sind auch untereinander gut vernetzt, so dass Absprachen laufen, um diese außergewöhnliche Unterrichtssituation weiterzuentwickeln", sagt Johannes Hardenacke von der Regierung von Unterfranken. Es gebe durchaus auch funktionierende Netzwerke zwischen Lehrkräften und Schülern oder deren Eltern, so dass Lehrkräfte für ihre Schüler im Bedarfsfall zur Verfügung stehen. "Lassen Sie den Lehrkräften etwas Zeit, um sich auf die neue Situation einzustellen", appelliert Bless an die Eltern.
Diese Schüler werden unweigerlich einen Nachteil erleben!