Der Bedarf an Krippenplätzen in Ochsenfurt ist groß. Um zwei weitere Gruppen unterbringen zu können, war schon vor mehr als einem Jahr beschlossen worden, das inzwischen nicht mehr genutzte Goßmannsdorfer Schulgebäude zu diesem Zweck umzubauen und auch Räume für die Nutzung durch Goßmannsdorfer Vereine dort vorzusehen. Der Stadtrat hatte im September 2017 die HU Bau (Haushaltsunterlage Bau, eine detaillierte Auflistung) für den Umbau beschlossen.
Die Regierung von Unterfranken, die für Zuschüsse für das Projekt zuständig ist, hatte noch Änderungswünsche geäußert, etwa den Einbau eines Aufzugs zur Herstellung der Barrierefreiheit im Gebäude oder den Austausch der Fenster im Untergeschoss. Diese Maßnahmen sind bereits berücksichtigt. Jetzt sollen in die HU Bau auch noch die Kostensteigerungen eingearbeitet werden, die sich aufgrund der Marktsituation im Baugewerbe ergeben werden. Insgesamt wird jetzt mit 1,3 Millionen statt mit 1,2 Millionen Euro gerechnet. Der städtische Anteil würde sich auf 554 000 Euro belaufen.
Das Projekt wird von allen Seiten betrachtet
Aus dem Gremium war außerdem an die Verwaltung der Wunsch herangetragen worden, das Projekt noch einmal von allen Seiten zu betrachten und dabei auch einen Abriss und Neubau sowie eine energetische Sanierung des Gebäudes in Betracht zu ziehen. Wie Bürgermeister Peter Juks (UWG) in der Sitzung mitteilte, sei die Verwaltung zu dem Schluss gekommen, zu empfehlen, die Maßnahmen wie ursprünglich beschlossen durchzuführen. Eine energetische Sanierung mit neuen Fenstern und Fassadendämmung ist diesen Planungen zufolge nicht vorgesehen.
Manfred Singer (CSU) wundert sich, warum die Energieeinsparverordnung (EnEV) bei dem Projekt nicht greifen soll, die Bauherren dazu verpflichtet, Maßnahmen zur Energieeinsparung zu ergreifen. Diese Frage konnte Heiner Brück vom Architekturbüro Kuntz und Brück beantworten: Da bei dem geplanten Umbau weniger als zehn Prozent der Fassade verändert werden, sei das Gesetz nicht einschlägig, ebenso wenig wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). "Ökologisch wäre es sinnvoll, aber wirtschaftlich nicht ratsam", sagte Peter Juks. Knapp 900 000 Euro mehr würde die energetische Sanierung, also eine Fassadendämmung, neue Fenster und Dachsanierung samt Dämmung kosten.
Die Schule ist ein Stück Baukultur
Bert Eitschberger (SPD) schmeckt die Idee eines Umbaus unter Verzicht auf eine energetische Sanierung überhaupt nicht. "Unsere Generation hat den Auftrag, Energie zu sparen", sagte Eitschberger. Den Hinweis von Stadtbaumeister Jens Pauluhn, es handle sich bei dem Schulgebäude aus den 1970er Jahren um "ein Stück Baukultur", dessen charakteristische Fassade unter einer Dämmung verschwinden würde, findet Eitschberger wenig überzeugend. Seiner Meinung nach handelt es sich um einen "popeligen Zweckbau", der nicht zwingend um den Preis höherer Heizkosten erhalten gehöre.
"Sie haben komplett Recht", sagte Juks dazu. "Aber man muss die Gesamtmaßnahmen der Stadt betrachten." Mehr Geld für die energetische Sanierung des Goßmannsdorfer Schulgebäudes auszugeben, bedeute, bei einem anderen Projekt etwas abzwacken zu müssen. Eitschberger war dennoch eines der beiden Ausschussmitglieder, die gegen den Umbau im zuvor festgelegten Umfang stimmten, acht befürworteten indessen den Beschlussvorschlag.
Gebäudedämmung hat auch Schattenseiten
Er würde lieber aus dem Gesamtportfolio einige Projekte herausnehmen und dafür die anderen ordentlich machen, begründete Eitschberger seine Haltung. Jens Pauluhn sagte, die energetische Sanierung sei auch zu einem späteren Zeitpunkt noch unproblematisch möglich - nämlich dann, wenn entsprechende Mittel zur Verfügung stünden. Siegfried Scheder (CSU) warnte davor, eine möglichst umfassende Dämmung als allein selig machende Maßnahme in Sachen Klimaschutz zu betrachten. Es gebe in der Fachliteratur genügend Hinweise auf die Schattenseiten der Gebäudedämmung, etwa Schimmelbildung.
Für Paul Hofmann (UWG) steht ein möglichst zügiger Baubeginn im Vordergrund. Die Goßmannsdorfer Vereine wünschten sich, die Räume bald nutzen zu können, so Hofmann. Deshalb sei auch er im Moment nicht für eine energetische Sanierung. Im Übrigen sei der 70er-Jahre-Bau "so unschön nicht". Die Variante "Abriss und Neubau" wurde gar nicht erst lange diskutiert, da sie insgesamt mit rund 5,6 Millionen Euro zu Buche schlagen würde.
Sollte auch der Stadtrat für den Umbau in seiner aktuell geplanten Form stimmen, könnte als nächstes der Förderantrag gestellt und im kommenden Jahr mit dem Bau begonnen werden. Im Herbst soll dann bereits die Krippe genutzt werden können. Ein weiterer Nutzer der Räumlichkeiten ist der Goßmannsdorfer Kindergarten, dessen Träger allerdings der Elisabethenverein ist und nicht, wie bei der Krippe, die Stadt.