Sonderurlaub für die Baskets, eine Woche lang. Weil Bundesligist Phoenix Hagen im Dezember Insolvenz angemeldet und den Spielbetrieb eingestellt hat, fällt an diesem Wochenende die angesetzte Partie aus. Baskets-Coach Dirk Bauermann gab seinen Spielern eine Woche frei. Kein Training, keine Übungseinheiten. Manch Spieler gönnte sich einen Flug zur Familie in den USA. Eine Bundesliga-Saison beim Basketball ist lang, seit Anfang August wird trainiert und durchgespielt. „Da ist es gut und wichtig, einfach mal etwas anderes zu machen“, sagt Physiotherapeut Ronny Frank. Und gab dem Team noch eine Botschaft mit in die freien Tage: „Einfach ein Läufchen im Wald, ein bisschen Athletik, kein Basketball!“
Schritte-Challenge: Zwölf Tage ab Montag
Die Profis von s.Oliver Würzburg werden also nicht nur hungrig auf den Ball, sondern ziemlich ausgeruht und erholt sein, wenn an diesem Montag ein sportlicher Wettstreit der besonderen Art beginnt. Die Mannschaft fordert Firmen-Teams aus Würzburg und der Region heraus: Lauft anderen Unternehmen davon! Schlagt die Baskets!
- Hier im aktuellen Blog die Challenge live mitverfolgen
Die Frage: Welches Team schafft in zwölf Tagen die meisten Schritte? Vom 20. bis 31. März sollen sich die Teilnehmer so viel wie möglich bewegen. Ausgestattet mit Fitness-Trackern von Garmin, dem großen Navigationsgeräte-Anbieter mit Sitz in Würzburg, werden die Schritte gezählt und wird täglich der Durchschnittswert jedes Teams erfasst. Die Herausforderung: In den zwölf Tagen mehr Schritte machen als die Baskets im Training. Denn während die Teams die Schrittzähler Tag und Nacht tragen und die Schritte-Uhr 24 Stunden läuft, bekommen die Baskets nur während der Trainingseinheiten die Chips ans Bein. Vollmundige Ansage: Move it! Wir machen im Training mehr Schritte als ihr am ganzen Tag!
Baskets gegen Firmenteam: Pilotversuch mit Bechtle
Nachdem die Bundesliga-Saison für s.Oliver Würzburg
14 Teams dabei: Von Stadtverwaltung bis va-Q-tec
Jetzt heißt es also wieder „Move it!“, ab Montag werden Schritte gezählt.
Knapp 6000 Schritte im lockeren Training
„Wir kennen keinen anderen Proficlub in Deutschland oder Europa, mit dem man sich so sportlich messen kann“, sagt Steffen Wienhold, Move it!-Organisator und Marketingmann von s.Oliver Würzburg. Bei einem Test-Tracking kamen die Spieler während einer ruhigeren Trainingseinheit am Morgen auf einen Durchschnittswert von 5941 Schritten. Im Testspiel gegen Gotha am Abend machten die Spieler im Schnitt 7410 Schritte.
Aber Spiele zählen nicht während der zwölf Tage. „Ich denke, dass unsere Jungs pro Trainingseinheit im Schnitt selten über 7000 bis 8000 Schritte kommen werden“, sagt Wienhold.
Zwei Trainingseinheiten am Tag: Einmal mehr Kraft, einmal Speed
Und wie viel wird trainiert? Das hängt von Chefcoach Dirk Bauermann ab und kann ganz unterschiedlich sein. Meist gibt es zwei Trainingseinheiten am Tag, morgens und am späten Nachmittag, jeweils anderthalb bis zwei Stunden. Zwei Mal in der Woche gibt es Krafttraining mit Piet Arlt. „Die Jungs haben auf dem Spielfeld viel Widerstand, da prallen schon mal 100 Kilo auf 100 Kilo“, sagt der Athletik-Coach. Deshalb werde der Schulterbereich viel trainiert, um Verletzungen vorzubeugen. „Und wir schauen, dass die Hüfte stabil und kräftiger ist.“ Zu viel Krafttraining kann falsch sein, deshalb wird nicht gepumpt, was die Eisen halten. „Es geht um Beweglichkeit“, sagt Arlt, „wir wollen aus Basketballern keine Bodybuilder machen.“
Basketballer joggen wenig
Lange Waldläufe? Eine Stunde geradeaus laufen, um Kilometer zu sammeln? Gibt es bei den Baskets eher weniger. „Wichtig ist, im Laufen geschmeidig zu sein“, sagt Piet Arlt. Kurz nach hinten, schnell nach vorn, nach rechts, nach links, ständige Stopps, kurze Antritte, viele Drehungen, schnelle Richtungswechsel – mal gemeinsam draußen Joggen dient da eher der Regeneration, sagt Ronny Frank. Er ist seit sechs Jahren hauptamtlicher Physiotherapeut von s.Oliver Würzburg und so etwas wie die gute Seele des Teams. Er kümmert sich rund um die Uhr um Fitness der Spieler, achtet auf ausreichend Regeneration und behandelt bei jedem Training, bei jedem Heim- und jedem Auswärtsspiel kleine und große Blessuren, legt Tapes an und bandagiert. „Wichtig ist, dass alles im Fluss, in Bewegung ist“, sagt der gelernte Osteopath.
Sport als Job gegen Sport nach dem Job
Für den Profispieler sei die Bewegung Alltag, Arbeit und Beruf. „Nach zwei Stunden Training ist man erst mal bedient.“ Bis zur nächsten Einheit bewege sich so mancher Spieler nicht mehr viel, meint Frank schmunzelnd. Chillen auf dem Sofa, Playstation, vielleicht Yoga – „das hält jeder wie er will“. Für die herausgeforderten Firmen-Teams sieht das – in den nächsten zwei Wochen - schon anders aus. Da kommt die Bewegung erst nach Feierabend. „Steinzeitmenschen haben sich am Tag 40 Kilometer bewegt“, sagt der Physiotherapeut. „Wir sind für mehr gemacht als an Bildschirm und Schreibtisch zu sitzen.“
WHO-Empfehlung: 10.000 Schritte am Tag
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt übrigens mindestens 10 000 Schritte pro Tag, um einen positiven Effekt für die Gesundheit zu bekommen. Und so geht es den Verantwortlichen von s.Oliver Würzburg bei ihrer Aktion „Move it!“ weniger um einen neuen sportlichen Anreiz für die Profis in einer eher verkorksten Saison. Sondern um das Bewusstsein für die Bedeutung von Bewegung allgemein. „Man weiß, dass Sport gut ist“, sagt Piet Arlt.
„Aber hier ein Termin, da eine Party, ein kleiner Schnupfen – schnell hat man vier, fünf Wochen lang nichts gemacht.“ Chefcoach Dirk Bauermann bringt sich selbst einmal am Tag ins Schwitzen – und setzt sich 1,5 Stunden aufs Rad oder läuft eine Dreiviertelstunde. Ohne Fitnessuhr am Handgelenk: „Ich mache das nach Gefühl, wie ich glaube, dass es mir gut tut.“
„Mehr und mehr Menschen verstehen, dass gesunde Ernährung und Bewegung wichtig sind“, sagt Bauermann. Um die Erwachsenen mache er sich deshalb weniger Gedanken. „Was mir mehr Sorgen bereitet, ist der Bewegungsmangel bei den Kindern und Jugendlichen.“ Am Sportunterricht werde in den Schulen als erstes gespart, die Kinder wachsen nicht mehr mit Ball auf dem Bolzplatz, sondern mit Smartphone und am Computer auf. „Das ist ein Thema, an das wir heran müssen und bei dem wir alle in der Verantwortung sind“, sagt Bauermann. Und denkt schon an einen nächsten Schritt: „Vielleicht sollten wir die Schritt-Challenge an Schulen machen.“
Mittelfeld oder ganz oben: Wo landen die Baskets?
Aber erst einmal wollen die Baskets die Firmenteams auf Trab bringen. Es heißt: Schritte machen! Fahrstuhl stehen lassen und Treppen laufen, Auto ein paar Straßen weiter parken und den Rest zu Fuß gehen. Und in der Mittagspause eine Runde um den Block. Fahrradfahrer haben Pech: Das Pedale treten zählt der Tracker nicht. „Bei der Schritt-Challenge kommen die Jungs ins Mittelfeld“, prognostiziert Athletikcoach Piet Arlt. „Die Mannschaft landet ganz oben!“, heißt dagegen die Kampfansage von Coach Dirk Bauermann.
Tipp fürs Team: Viel klatschen!
Ob er ab Montag besonders lange und laufintensive Trainingseinheiten ansetzt? Main-Post-Geschäftsführer David Brandstätter und Chefredakteur Michael Reinhard, selbst oft Zuschauer bei Spielen in der s.Oliver-Arena, kennen einen Trick für ihr Team: Beim Spiel gegen Vechta (und dem Wiedersehen mit Coach Doug Spradley) am nächsten Wochenende viel, viel jubeln! Und viel klatschen, wenn dann der Klassenerhalt gesichert ist. Das bewegt den Arm – und gibt mächtig Schritte aufs Tracker-Konto.
Die Schritt-Challenge von s.Oliver Würzburg läuft vom 20. bis 31. März. Gegen die Basketballer, die im Training Schritte zählen, treten Unternehmen aus Würzburg und der Region an. Die Startaufstellung von „Move it!“: Garmin, s.Oliver, ein Team des Office von s.Oliver Würzburg, Main-Post, Radio Gong, Sparkasse Mainfranken Würzburg, Vogel Business Media, die Stadt Würzburg, Expert Beck, Bechtle, M3ve (Master Marken- und Medienmanagement FHWS), va-Q-tec, Multa Medio. Das Ranking wird ständig aktualisiert. Dazu gibt es Sonderwertungen: Wer gibt morgens Gas? Wer macht am Wochenende die meisten Schritte? Wer verbessert sich laufend?