Wie feiern Cineasten die Übergabe der Geschäftsführung eines Programm-Kinos? Ganz klar, mit Filmen, die ihnen persönlich viel bedeuten. Das haben am Sonntag auch Heidrun Podszus, die bisherige Programmchefin und Geschäftsführerin des "Central" und ihr Nachfolger Thomas Schöneborn so gehalten.
Der offizielle Teil der Veranstaltung dauerte keine fünf Minuten: "Danke Heidrun – Willkommen Thomas" stand auf einer Torte, mit der Vorstand und Aufsichtsrat der Central-Genossenschaft die Übergabe feierten. "Thomas Schöneborn tritt in die großen Fußstapfen von Heidrun Podszus ein und wird als Geschäftsführer des Kinos künftig für die Programmgestaltung verantwortlich zeichnen", sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Grethler.
Disneyfilme weckten Liebe zum Kino
Im großen Kinosaal ließen die beiden Kinomacher im Anschluss kurz ihre Kinokarriere Revue passieren: Beide haben in frühester Jugend als ersten Film einen Zeichentrickstreifen aus den Disney-Studios gesehen, waren dadurch sofort angefixt und sind vom Kino nie wieder losgekommen – bei Podszus war es "Pongo und Perdita", bei Thomas Schöneborn "Bernhard und Bianca – die Mäusepolizei".
Der neue Central-Geschäftsführer hat sich anschließend von seiner Großmutter Geld geliehen und Programmhefte verteilt, um möglichst oft ins Kino gehen zu können. Der erste Job von Heidrun Podszus war "Süßwarenverkäuferin mit einem Stundenlohn von drei Mark im örtlichen Programmkino".
Schöneborn legt Schwerpunkt auf Würzburg
Um die Eltern zu beruhigen, haben beide ein Studium abgeschlossen, das Kino hat sie aber nie wieder losgelassen. "Der interessanteste Job ist Programm-Macher, dafür muss man sich aber eigentlich ein Kino kaufen", sagte Podszus.
Das hat Thomas Schöneborn vor elf Jahren getan: Er ist und bleibt vorerst auch Inhaber des "Scala" in Leverkusen, das im vergangenen Jahr mit über 34 000 Besuchern einen neuen Rekord aufgestellt hat. "Ich habe dort eine Kinoleiterin eingestellt und und ziehe nach Würzburg. Hier wird mein Schwerpunkt sein", versicherte der 50-Jährige auf Nachfrage.
Im Leverkusener Stadtteil Opladen habe er mit seinem Programmkino seit 2008 "kulturelle Entwicklungshilfe" geleistet, an Weihnachten aber auch Blockbuster wie "Star Wars" gezeigt – das ist in Würzburg nicht geplant: "Ich glaube, dann würde ich hier geteert und gefedert werden. Was Heidrun Podszus geleistet hat, ist beachtlich", so Schöneborn: "Das Central ist ein Programmkino in seiner besten Form, und das Publikum hat eine bestimmte Erwartungshaltung. Diesen Schwerpunkt wollen wir ganz klar beibehalten. Mir imponiert die breite Unterstützung durch die Genossenschaft, deshalb gehe ich mit großer Freude an die Arbeit."
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Gestartet ist er in seinen neuen Job mit dem Dokumentarfilm "Rivers and Tides" von Thomas Riedelsheimer über den Künstler Andy Goldsworthy und seine Arbeiten mit Naturmaterialien. Heidrun Podszus hat sich mit dem französischen Streifen "Sein und Haben" von Nicolas Philibert vom Central-Publikum verabschiedet.