
Testen, Testen, Testen: Bei dem neuen Vorstoß des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU), möglichst viele Corona-Schnelltests für alle bereitzustellen - und auch mehrheitlich zu bezahlen –, spielen die Apotheken eine nicht unwesentliche Rolle. Denn neben Arztpraxen und Testzentren könnten die Antigen-Schnelltests in Apotheken ausgeführt und ausgewertet werden, so die Idee des Ministers.
Apotheker Michael Sax, Bezirksvorstand des Bayerischen Apothekerverbands für Unterfranken und Inhaber der Stern-Apotheke in Grombühl, findet es zwar grundsätzlich wichtig, das Testangebot zu erweitern, "aber wir haben tatsächlich noch keine offizielle Information darüber, wie das aussehen soll". Es wundere ihn, so Sax, dass zunächst in der Presse darüber zu lesen sei, "bevor die Menschen es erfahren, die eigentlich involviert sind".

Einbindung der Apotheken hängt von verschiedenen Faktoren ab
Ähnlich sei dies – wie neben Sax von weiteren Würzburger Apothekern zu erfahren war – auch bei den FFP2-Masken gewesen, da sei man auch mit der recht plötzlichen Ausgabe der Masken überrascht worden. Laut Sax wird das Thema Schnelltests nächste Woche auf Verbandsebene diskutiert: "Ich bin gespannt, wie die Reaktionen sind." Bisher fühle er sich von der Politik ziemlich allein gelassen. "Wir brauchen das Rüstzeug, um flächendeckend und zielführend mit den Schnelltests zu arbeiten."
Nach Meinung von Pharmazierat Sax hängt es von verschiedenen Faktoren ab, ob und wie man Apotheken in die Schnelltests einbinden kann. Vereinzelt werde dies ja seit Dezember andernorts schon praktiziert – allerdings für Selbstzahler. Man müsse aber auf jeden Fall geschultes Personal haben, "denn, was auf keinen Fall passieren darf, ist, dass ein Test falsch negativ ist und der Kunde sich dann in einer falschen Sicherheit wiegt".
Für viele Würzburger Apotheken seien zudem die räumlichen und auch personellen Voraussetzungen schwierig, den man könne die Tests ja nicht ins laufende Geschäft integrieren. "Das wäre nicht in Einklang zu bringen mit Abstands- und Hygieneregeln", so Sax. Viele Apotheken verfügten nicht über separate Räume, um die Tests durchzuführen.
Container oder Zelte zwecks Schnelltestung?
Dieses Problem sieht auch Apotheker Wolfang Schiedermair, der die Glocken-Apotheke in der Innenstadt und die Franken-Apotheke im Frauenland betreibt. In Würzburg gebe es eine homogene Apothekenlandschaft mit vielen, eher kleineren Geschäften. Die politischen Entscheider sollten dies im Blick haben, "es gibt Städte, die eben nicht über Groß-Apotheken mit über 500 Quadratmetern verfügen".
Dennoch sollte man über Alternativen nachdenken, "denn ich sehe die Tests als unsere einzige Möglichkeit, wieder etwas mehr Normalität zu gewinnen". Er selbst steht in den Startlöchern, ist auf die Tests geschult und verfügt über entsprechende Schutzkleidung, "was fehlt, ist der separate Raum mit Ein- und Ausgang".

Schiedermair ist am Ausloten, "ob man beispielsweise im Hof ein Zelt aufstellen oder gerade bei älteren Kunden Hausbesuche zum Testen machen könnte". Für Apotheker Sax wäre auch die Zusammenarbeit mit anderen Apotheken denkbar, "man könnte vielleicht gemeinsam einen Container mieten und dort die Tests ausführen". Das hätte auch den Vorteil, dass man beim Personal flexibler wäre und Engpässe besser lösen könnte, sagt er. Zusammenschluss zwecks Schnelltestung? Das wäre auch für Schiedermair denkbar. "Ich sehe die Schnelltests auch als Chance für uns Apotheker mit anzupacken und zu zeigen, was wir alles stemmen können."
Noch fehlt das endgültige politische "Go". Wie es auf Nachfrage bei der Stadt Würzburg heißt, liegen weder der Stadt noch dem Testmanagement des Gesundheitsamtes Detail-Infos zur Ankündigung Spahns vor. "Wir warten die Vorgaben des Ministeriums ab", so Pressesprecher Georg Wagenbrenner. Aktuell gebe es in Stadt und Landkreis ja bereits kostenlose Schnelltestmöglichkeiten an den verschiedenen Teststrecken. Und: "Wir begrüßen eine staatliche Kostenübernahme für die Schnelltests", so Wagenbrenner weiter.
Auf freiwilliger Basis wird das mit den Schnelltests aber nichts.
Das sehen wir in Bayern. Dort wird zwar viel Geld für Tests ausgegeben, aber die Coronafallzahlen unterscheiden sich überhaupt nicht von denen anderer Länder, die ein solches Angebot nicht machen. Auch nicht in den Landkreisen, die weit ab der Landesgrenzen liegen. Und müsste die Wirkung die freiwillligen Schnelltests nicht gerade dort, wo das Ausbruchsgeschehen sehr hoch ist, besonders hilfreich sein?
Um aber die Virusausbreitung stoppen zu können, müssen die Kitas, Schulen, vor allem aber die Arbeitsstätten breitflächig und häufig getestet werden. Seit dem sich immer mehr herauskristallisiert, dass vor allem die Arbeitsstätten einen überproportional starken Anteil an der Virusverbreitung haben, erwarte ich von der Regierung eine entsprechende Anordnung, dass zumindest dort die Tests verpflichtend werden.