Bis zum Sommer letzten Jahres hat Jonas Wohlfart auf kurze Distanzen weit und breit alles in Grund und Boden gelaufen. Jetzt ist die Karriere des flotten Sprinters aus Lengfeld leise zu Ende gegangen, aber in erster Linie nicht wegen Corona. Denn der zuletzt für Rimpar startende Wohlfart hatte seinen Abschied lange geplant. "Seit 2017 habe ich mit einer Muskelverletzung zu kämpfen, die mich immer wieder zurückgeworfen hat", sagt der 26-Jährige. Zudem habe er gegen Ende des gleichen Jahres eine Promotionsstelle an der Uni Würzburg angetreten. "Dadurch haben sich die Prioritäten bei mir etwas verschoben."
Die Sommersaison 2019 sollte seine Abschiedstournee werden. Darauf hatte sich Wohlfart frühzeitig festgelegt. Das Karriereende hätte er im Rückblick nicht besser wählen können. Im Juli des vergangenen Jahres ist der Sprinter im Augsburger Rosenau-Stadion zum krönenden Abschluss erstmals bayerischer Meister über die 100 Meter geworden – im Fotofinish gegen seinen ärgsten Konkurrenten aus Fürth. "Dadurch hat sich für mich ein Kreis geschlossen", erklärt der Pharmazeut, der im Lengfelder Pilziggrund zu Hause ist. Drei Jahre zuvor war Wohlfart bereits Bayerns Schnellster über die 200 Meter gewesen. Nur den Traum von der Deutschen Meisterschaft konnte er sich nicht erfüllen.
Vom Landrat für seine erfolgreiche Karriere geehrt
Auf einer Sportlerehrung noch vor dem Corona-Lockdown ist der Sprinter unter anderem vom scheidenden Landrat Eberhard Nuß für seine erfolgreiche Karriere auf der Tartanbahn ausgezeichnet worden. Er begann wie so viele Jungs als Fußballer beim TSV Lengfeld. "Doch es war schnell klar, dass das nichts für mich ist. Übers Kinderturnen landete ich schließlich bei der Leichtathletik", erinnert sich Wohlfart.
Seine damalige Trainerin Irena Walter hatte Jonas‘ Talent entdeckt und ihn gefördert. So stellten sich alsbald die Erfolge ein. Schon 2011 war er Unterfrankens schnellster Sprinter über 60 Meter, zwei Jahre später ist Wohlfart erstmals unterfränkischer Meister über die 100 und 200 Meter geworden. Er startete für das LAZ Kreis Würzburg, in den letzten Jahren war er beim zugehörigen Verein DJK Rimpar gemeldet.
Geschichtsträchtige Siege
Dessen Leichtathletik-Vordenker Otwin Hack hat tief in den Chroniken gewühlt, bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts – und dabei Erstaunliches herausgefunden. "Jonas ist der erste unterfränkische Sprinter überhaupt, der es geschafft hat, sieben Mal in Serie von 2013 bis 2019, der Schnellste im hiesigen Bezirk zu sein – und zwar nicht nur über die 100, sondern noch dazu über die 200 Meter", berichtet Hack.
Dem späteren olympischen Viererbob-Anschieber Christian Rasp vom TV Etwashausen gelang dieses Kunststück über 100 Meter zwischen 2006 und 2011 "nur" sechsmal. Erich Müller vom FC 05 Schweinfurt schaffte dies zwischen 1951 und 1955 fünfmal. Über 200 Meter gab es bis dato in der Vergangenheit nur Sportler, die drei Jahre in Serie Unterfrankens Schnellste waren.
Bestzeit über 100 Meter liegt bei 10,80 Sekunden
Wohlfarts Bestzeit über 100 Meter liegt bei 10,80 Sekunden. Er lief sie sogar mehrmals. Die 200 Meter sprintete der Mitzwanziger im Jahr 2016 in 21,56 Sekunden. In Rimpar coachte ihn dann überwiegend die ehemalige Deutsche Jugendmeisterin Annika Hohnheiser. "Ihr und meinen anderen Trainern und Weggefährten habe ich viel zu verdanken", sagt Wohlfart, der stundenweise als Apotheker in Lengfeld arbeitet.
Gut kann er sich dieser Tage in seine vormaligen Sportkollegen hineinversetzen. Durch Corona ist die Saison 2020 völlig verkorkst; immerhin dürfen die Leistungssportler seit dieser Woche wieder auf dem Plätzen trainieren. Ganz vom Sport lassen kann auch Wohlfart nicht: "Ich laufe noch regelmäßig und will auch weiterhin zum Spaß bei Straßenläufen mitmachen."