Nach drei Monaten ist Schluss mit dem 9-Euro-Ticket. Seit dem 1. September gelten im öffentlichen Nah- und Regionalverkehr wieder die alten Preise. Bereits beim Start des Vorverkaufs des Tickets, das zur finanziellen Entlastung der Bürgerinnen und Bürger beitragen sollte, gab es erste Warnungen vor Überlastungen von Zügen und Bahnhöfen. Klaus Hommel, Vorstandsvorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, warnte gegenüber der Deutschen Presseagentur davor, dass Züge und Bahnhöfe aufgrund der Überlastung geräumt werden könnten.
Und tatsächlich, der Andrang scheint groß gewesen zu sein: Überfüllte Bahnsteige und Züge sowie Verspätungen und ausgefallene Züge prägten das Bild die vergangenen drei Monate. Doch wie sah die Situation in Stadt und Landkreis Würzburg aus? Und welche Bilanz ziehen die Verkehrsunternehmen?
Deutlich über 100.000 Ticket im VVM-Gebiet verkauft
Allgemein gilt, so erklärt die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV) auf Anfrage der Redaktion, es könnten keine abschließenden und konkreten Zahlen benannt werden, "da weder die Fahrscheinverkäufe aus dem August bereits abgerechnet sind, noch die Fahrgastzahlen aus dem August zur Stunde vorliegen".
Trotzdem könne eine vorläufige Aussage getroffen werden: "Es wurden im Gesamtzeitraum im VVM-Gebiet deutlich über 100.000 9-Euro-Tickets verkauft", erklärt Pressesprecherin Susanna Blum. Zu diesem Gebiet gehört jedoch auch der Landkreis Main-Spessart und Landkreis Kitzingen. 70 Prozent der Tickets wurden jedoch alleine in der Stadt Würzburg verkauft. Hiervon wiederum der Löwenanteil an den Fahrscheinautomaten.
Verkehrsmittel waren zu den touristischen Hotspots sehr gut ausgelastet
Doch welche Bilanz zieht das Verkehrsunternehmen für Stadt und Landkreis Würzburg? Es sei zu Fahrgastzuwächsen gekommen, die im städtischen ÖPNV zu höheren Fahrzeugauslastungen geführt haben, nicht jedoch zu Überfüllungserscheinungen. Besonders ausgeprägt seien die Fahrgastzuwächse auf der Omnibuslinie 9 zur Festung gewesen.
"Das Angebot war aus Kundensicht unschlagbar günstig", erklärt Blum, die in diesem Fall sowohl als Pressesprecherin für die WVV als auch für den Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken GmbH (VVM) spricht. "Grundsätzlich begrüßen wir als VVM natürlich alle Angebote, die mehr Menschen in den ÖPNV bringen."
Mit dem 9-Euro-Ticket sei der ÖPNV "mit deutschlandweiter Gültigkeit so günstig wie nie" gewesen. Viele der Kundinnen und Kunden nutzten das Ticket weit über die Verbundgrenzen hinaus für Ausflüge, Besuche bei Freunden und viele Freizeitaktivitäten.
Kurz vor Start Ende Mai berichtete der VVM gegenüber dieser Redaktion, nicht mit einer flächendeckenden Überlastung des öffentlichen Nahverkehrs zu rechnen. Das scheint auch so eingetreten zu sein, eine flächendeckende Überlastung sei in Unterfranken nicht feststellbar gewesen zu sein, sagt Blum. Doch: Insbesondere an den Wochenenden seien die Verkehrsmittel zu den touristischen Hotspots sehr gut ausgelastet gewesen. "Für den VVM insgesamt lässt sich feststellen, dass das Angebot des 9-Euro-Tickets sehr gut angenommen wurde", erklärt Blum.
Wie sah es an den Bahnhöfen aus?
An den Bahnhöfen sah die Lage nach Einschätzungen der Redaktion etwas angespannter aus. Vor allem zu Pendelzeiten und am Wochenende waren besonders am Hauptbahnhof Würzburg volle Bahnsteige zu sehen. Auf Anfrage äußert sich eine Sprecherin der Deutschen Bahn AG in München nicht dazu. Sie übermittelt jedoch ein Statement von Evelyn Palla, Vorstand von DB Regio. Das "Experiment 9-Euro-Ticket" sei demnach ein "voller Erfolg" gewesen. Rund 26 Millionen Tickets habe allein die Deutsche Bahn verkauft.
"Ganz Deutschland spricht jetzt über den öffentlichen Nahverkehr. Jeder fünfte 9-Euro-Ticket-Nutzer hat die öffentlichen Verkehrsmittel neu für sich entdeckt. Wenn die Nutzung einfach ist, dann steigen immer mehr Menschen auf die klimafreundlichen Busse und Bahnen um." Was sie besonders freut: In den letzten drei Monaten seien im Schnitt rund zehn Prozent mehr Fahrgäste im Regionalverkehr unterwegs gewesen als vor Corona.
Nein, z.B. 6er Ticket im VVM erhöht.
Bin trotzdem erfreut, endlich wieder einen Sitzplatz im Bus und kein Gerangel am Bahnsteig.
Der Wabenwahnsinn sollte überarbeitet werden. Verkehrsverband einfacher gestalten, übergreifend.
Das nennt sich intelligente Kombination von Mobilität: Mit dem Auto die letzte Meile überbrückt, die lange Strecke mit ÖPNV umweltverträglich genutzt.
und: denke die bahn hat nicht drauf gelegt, das müsste man schon beweisen können. wenn in diesem viertel jahr evtl. mehrere millionen deutschland weit mit dem zug gefahren sind und snst nur ein drittel, wäre der schaden schon wieder wett gemacht und der staat hat ja noch dazu gegeben - also die arme bahn???
Woher haben Sie diesen Mythos? Die Hartz 4 Zahlen nehmen seit Jahren ab.
Einfach ein günstiges Ticket erwerben und ohne Gedanken an unsere ÖPNV Fürstentümer in Bus, Straßenbahn und Zug einsteigen.
Bayern ist schon wieder das erste Bundesland, das blockiert und sich nicht an der Fortführung der Finanzierung des 50-70€ Ticket beteiligen möchte.
Daher fahre ich nicht mit dem ÖPNV sondern nutze ausschließlich meinen persönlichen Individualverkehr. Den kafkaesken Wirrwarr und Ausnahme-, Sonder- und Feiertagsregel-Unsinn tue ich mir nicht an.
Der Tarifdschungel in der Stadt ist oft auch für Angestellte der Bahn nicht mehr durchschaubar. - Bei der Kontrolle erklärte man mir: Sehen sie dieses Sternchen? Hier steht in der Fußzeile, dass dieses Ticket auf dieser Strecke von der Gültigkeit ausgenommen ist. Dabei hatte man mir das Ticket am Infostand noch empfohlen.