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Würzburg
Schlange stehen beim Weihnachtseinkauf? Das sagt der Einzelhandel
Geschäfte ab 800 Quadratmetern dürfen ab 1. Dezember pro 20 Quadratmeter nur einen Kunden einlassen. Was sagt der Einzelhandel? Sind Umsatzeinbußen und Warteschlangen die Folge?
Rückblick aufs Frühjahr: Als nach dem ersten Lockdown die Baumärkte wieder öffneten, gab es einen Riesen-Ansturm. Ob es vor Weihnachten nach den neuen Regelungen wieder zu Schlangen kommt?
Foto: Thomas Obermeier | Rückblick aufs Frühjahr: Als nach dem ersten Lockdown die Baumärkte wieder öffneten, gab es einen Riesen-Ansturm. Ob es vor Weihnachten nach den neuen Regelungen wieder zu Schlangen kommt?
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:41 Uhr

Ab 1. Dezember gelten für Händler, deren Verkaufsfläche 800 Quadratmeter überschreitet, strengere Vorgaben bei der zulässigen Höchstzahl an Personen als unterhalb dieser Grenze. Für letztere besteht weiterhin die derzeit geltende Zehn-Quadratmeter-Regelung pro Person. Für die Quadratmeter über 800 hinaus wurden 20 Quadratmeter pro Person vorgeschrieben.

In Würzburg sieht der Einzelhandel diesen Neuerungen mit gemischten Gefühlen entgegen. "Ich bin erstmal erleichtert, dass die neue Regelung nicht wie ursprünglich vorgesehen eine generelle Zugangsbegrenzung von einem Kunden pro 25 Quadratmeter bedeutet", sagt Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer des Handelverbands Bayern (HDB). Dies nämlich hätte vielen kleineren Geschäften enorm geschadet, weitere Umsatzeinbußen gebracht und eventuell Existenzen bedroht. "Da bemerke ich bei den Unternehmern derzeit ein Aufatmen."

Erstmal Erleichterung, dann Kritik 

So zum Beispiel bei Sandra Lemmich vom Modegeschäft Mainglück in der Innenstadt: "Ich bin froh, dass es bei den zehn Quadratmetern pro Person bleibt." Ansonsten hätte sie gleichzeitig nur vier Leute einlassen dürfen. Sie habe schon überlegt, wie sie Kunden, die dann anstehen müssten, bei der Stange halten könne.

Andererseits wolle sie auch keine Warteschlangen, in denen womöglich das Ansteckungsrisiko steigt, meint die Geschäftsführerin. Lemmich bleibt positiv: Sie habe in den vergangenen Wochen gute Umsätze machen können, auch durch verstärktes Engagement und Werbung auf Social-Media-Kanälen.     

Volker Wedde, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer des HBE.
Foto: Fabian Gebert | Volker Wedde, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer des HBE.

Als kontraproduktiv bewertet Volker Wedde vom HDB aber die Regelungen für Geschäfte über 800 Quadratmeter, insbesondere große Einkaufsmärkte. "Es wäre besser gewesen, man hätte die bereits den gesamten November geltende Vorgabe von zehn Quadratmetern Verkaufsfläche pro Person für alle Einzelhändler durchgängig beibehalten."

In den vergangenen Monaten habe sich doch gezeigt, dass Mundschutz, Abstandsregeln und die guten Hygienekonzepte ihre Wirkung zeigten. Zudem sei es dem Infektionsgeschehen sicher nicht zuträglich, wenn sich lange Schlangen mit Wartzeiten vor Märkten bildeten, so Wedde.      

Für Ullmann fehlt die innere Logik

Infektiologe Andrew Ulmann. 
Foto: Patty Varasano | Infektiologe Andrew Ulmann. 

"Wir müssen die Infektionszahlen und das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs senken", sagt der FDP-Bundestagsabgeordnete und Infektiologe aus Würzburg, Andrew Ullmann. Den Weg der Bundesregierung halte er aber für falsch. Die neue Regelung bezüglich der Quadratmeterzahl empfindet er als willkürlich, sie basiere auf keiner wissenschaftliche Basis und schade dem sowieso schon eingeschränkten Handel in den Innenstädten. "Wenn die innere Logik fehlt, besteht die Gefahr, dass die Akzeptanz in der Gesellschaft schwindet."

Viel wichtiger sei es, dass die Maskenpflicht und die Abstandsregeln rigoros eingehalten würden. Vor allem im Bereich der Kassen, wo es zu Ansammlungen komme, müssten die Abstände eingehalten werden. Die jeweiligen Geschäftsführer seien in der Verantwortung, dies auch zu kontrollieren. 

Für Supermärkte gibt es viel zu tun

Dass ihn die neuen Regelungen vor Weihnachten vor große Herausforderungen stellen, erwartet Marco Trabold für seine Edeka-Märkte in Würzburg, Zellingen, Eisingen und Gemünden. "Ich rechne durch die weiter eingeschränkte Personenanzahl gerade in den Tagen vor Weihnachten mit riesigen Schlangen vor dem Markt." Zumal bedingt durch Corona auch diejenigen dieses Jahr zuhause feiern werden, die sonst über Weihnachten beispielsweise beim Skifahren waren.

Auch Supermärkte, hier der Edeka Trabold in Zellingen, müssen ihren Kunden mehr Platz lassen.
Foto: Thomas Obermeier | Auch Supermärkte, hier der Edeka Trabold in Zellingen, müssen ihren Kunden mehr Platz lassen.

Deshalb sein dringender Appell an den Kunden, um Chaos zu vermeiden: "Kaufen Sie jetzt bereits alles ein, was nicht verderben kann und nicht erst in der Weihnachtswoche. Lediglich die frischen Lebensmittel sollten Kunden vor den Festtagen kaufen."

"Kaufen Sie jetzt bereits alles ein, was nicht verderben kann und nicht erst in der Weihnachtswoche."
Dringender Appell von Marco Trabold, Firmenschef Edeka-Trabold  

Doch wie kontrolliert Trabold die Anzahl derer, die in den Markt kommen? "Wir werden vermehrt Security-Kräfte im Einsatz haben, die für das Zählen der Kunden verantwortlich sind. In kleineren Märkten arbeiten wir mit Einkaufswägen. Wenn keiner mehr da ist, darf kein Kunde mehr rein."

Einkaufswagen als Abstandsmesser und Kundenzähler, hier im Frühjahr im Edeka-Frischecenter Trabold in der Sanderau. Auch ab 1. Dezember greift der Inhaber das Konzept wieder auf.   
Foto: Patty Varasano | Einkaufswagen als Abstandsmesser und Kundenzähler, hier im Frühjahr im Edeka-Frischecenter Trabold in der Sanderau. Auch ab 1. Dezember greift der Inhaber das Konzept wieder auf.   

Zusätzlich schaut er sich derzeit nach Hilfskräften um, "damit die Regale zeitnah immer wieder aufgefüllt werden können". Sein Tipp: "Es reicht doch, wenn eine Person pro Haushalt zum Einkaufen geht." Auch das könne helfen, die Situation zu entspannen. Ganz schlüssig sind ihm die erneuten Beschränkungen für den Einzelhandel zwar nicht, "aber wir sind froh, dass es nicht noch strenger geregelt wurde". 

Einkaufsfrequenz sinkt allmählich

Ähnlich sieht es Wolfgang Weier vom Stadtmarketing Würzburg macht Spaß (WümS). Dennoch macht ihm der momentane Abwärtstrend der Einkaufsfrequenz in der Innenstadt Sorgen. Während im  Oktober 2019 in der Würzburger Innenstadt ein Kundenaufkommen von über eine Million gemessen wurde, zeigt der Vergleich zum Oktober dieses Jahres einen Einbruch um etwa 30 Prozent auf 740 000. Im November seien die Kundenzahlen - bedingt durch den Teil-Lockdown - weiter gesunken, "und das, obwohl normalerweise die Zahlen wegen des beginnenden Weihnachtsgeschäftes steigen".    

Um Warteschlangen vor dem Modehaus braucht sich Christian Eck, Geschäftsleiter von Gebrüder Götz in der Mainaustraße, derzeit keine Sorgen machen. Bei einer Verkaufsfläche von 9000 Quadratmetern über fünf Etagen verteilt, habe man die nach der "Zehn-Quadratmeter-Regelung" erlaubte Kundenanzahl ohnehin nicht erreicht. Eck würde sich ja wünschen, dass "wir der Kapazitätsgrenze nahekommen" und die Umsätze wieder nach oben gingen, aber Corona setze für die Menschen andere Prioritäten als die neueste Mode einzukaufen, erläutert er. Zudem komme die sehr starke Konkurrenz aus dem Online-Handel.    

Auch das Modehaus Wöhrl in Würzburg ist von den neuen Corona-Regelungen für Geschäfte über 800 Quadratmeter betroffen. 
Foto: Thomas Obermeier | Auch das Modehaus Wöhrl in Würzburg ist von den neuen Corona-Regelungen für Geschäfte über 800 Quadratmeter betroffen. 

Ein schönes Einkaufserlebnis vor Weihnachten ermöglichen

Im Baumarkt Hornbach sieht man die neue Regelung relativ gelassen: "Wir bekommen das hin", sagt Assistent Manager René Mischke. Unter der Woche rechne er angesichts der erlaubten Zahlen und der Größe des Marktes nicht mit Warteschlangen. Höchstens an den Wochenenden vor Weihnachten - mit Deko- und  Weihnachtsbaumverkauf - könnte es zu Wartschlangen kommen. "Allerdings nicht in dem Maße wie nach dem Frühjahrslockdown", da ist sich Mischke sicher. Dennoch werde über besondere Regelungen für die Weihnachtswochenenden sicherlich noch zentral diskutiert werden, merkt er an.   

Im Modehaus Wöhrl am Vierröhrenbrunnen setzt man in der Debatte um Quadratmeter, Schlangen und Umsatzeinbußen auf positive Schwingungen: "Jammern alleine bringt niemandem etwas. Die wichtigste Aufgabe des Handels ist jetzt, den Kunden ungeachtet von Corona ein schönes Einkaufserlebnis vor Weihnachten zu ermöglichen", heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Diejenigen, die trotz der Einschränkungen in die Innenstädte kommen, "haben es verdient, dass wir ihnen exzellenten Service und besondere Aktionen in einer vorweihnachtlichen Atmosphäre bieten. Darauf sollte sich unsere Branche jetzt konzentrieren“.

 
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  • juergenmagic@t-online.de
    Es stimmt schon, einerseits lässt man weniger Kunden gleichzeitig in den Markt, aber andererseits produziert man lange Schlangen. Wetten, dass da bestimmt nicht so viel Abstand gehalten wird?! Ich persönlich kaufe eh nicht mittags ein, sondern meistens schon früh um 7, wenn wenig los ist. Richtig ist aber auch, dass die Supermärkte, besonders die Discounter, mehr Kassenpersonal einsetzen sollten. Aber die müssen ja meist auch Tätigkeiten wie Auffüllen, etc. machen. Außerdem haben die nicht so viel Personal in den Filialen. Da lobe ich mir z. B. den Maincenter in Veitshöchheim, wo eigentlich fast immer viele Kassen besetzt sind.
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  • jimmy54@web.de
    Vor allen Dingen müssten mehr Kassen besetzt sein. Grundsätzlich und nicht erst wenn 20 Kunden anstehen wie das bei Aldi, Lidl und co. üblich ist.
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  • al-holler@t-online.de
    Das is scheinbar "kollateral" beim "Billigheimer", dass das (auch) auf kosten des Personals geht. Das weis ich doch aber, wenn ich mich morgens in dei Schar der Schnäppchenj...... einreihe.
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  • thomashemmerich@web.de
    Das Chaos vor den großen Supermärkten in den Tagen vor Weihnachten ist vorprogrammiert. Es war ja schon immer so, dass an diesen Tagen viel los war bzw ist. Hinzu kommt nun, dass die Geschäfte in diesem Jahr 3 1/2 Tage geschlossen sind, viele aber auch die Tage vor Weihnachten noch arbeiten müssen. Also kauft man Abendes ein (da ist oft aber schon einiges weg) oder dann am letzten Samstag vor Weihnachten.

    Diese willkürliche Zahl der Kunden in einem Geschäft ist meiner Meinung nach durch nichts zu rechtfertigen und geht völlig am realen Leben vorbei.

    Aber das kümmert unsere Politiker überhaupt nicht, denn entweder haben sie eine Haushälterin oder eine Frau, die einkaufen kann wann sie will, da nicht berufstätig. Oder es wird im teuren Bioladen eingekauft, denn bei diesen Gehältern ist man nicht auf Sonderangebote angewiesen.

    Durch solche stumpfsinnigen Regelungen geht die Akzeptanz in der Bevölkerung mehr und mehr flöten.
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  • al-holler@t-online.de
    also nach meiner Erfahrung sprechn Sie da sicherlich nicht für "die" Bevölkerung"; der größte Teil nimmt das in Kauf, gelegentlich zwar etwas genervt", aber im Großen und Ganzen wirds verstanden.
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  • Doedi.wue
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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