
Waren es in den letzten Jahren Massenveranstaltungen in der Posthalle mit bis zu 1600 Gästen zugleich, veranstaltete die Gemeinschaft Sant‘Egidio in diesem Jahr drei kleinere Weihnachtsfeiern über das Stadtgebiet verteilt. Neben der Feier in der Marienkapelle und in St. Albert in der Lindleinsmühle war es vor allem die Veranstaltung im Pfarrzentrum Heiligkreuz in der Zellerau, die an die Anfänge der Weihnachtsfeiern für sozial Schwache und Bedürftige erinnerte. Dabei spielt es keine Rolle, woher jemand kommt oder wie viel er besitzt, an diesem Tag sind alle gleich. Und das scheint das Besondere an den Feiern der Gemeinschaft Sant‘Egidio zu sein, die familiäre Atmosphäre und das Gefühl haben zu können, Mitglied einer großen Gemeinschaft zu sein.

In diesem Jahr feiert Sant‘Egidio ihr 50-jähriges Bestehen. Seither kümmert sich die Laienbewegung um sozial Schwache in der ganzen Welt. Und seit 1982 eine kleine Gruppe mit einigen ärmeren Freunden in der Basilika Santa Maria in Trastevere in Rom den Tisch zum Weihnachtsfestmahl gedeckt hat, ist dieses Weihnachtsmahl zu einer weltweiten Tradition geworden.

Es ist vor allem die menschliche Nähe, welche zu spüren ist an den langen Tafeln in Heiligkreuz. An jedem Tisch sitzen eine oder zwei Betreuungspersonen, die darauf achten, dass alle Teilnehmer in Listen eingetragen sind. Schließlich soll jeder ein persönliches Geschenk erhalten. Dafür sind natürlich sehr viele Helfer notwendig. In Heiligkreuz sind es über 150 für die weit über 300 Gäste, in der Lindleinsmühle 60 für 90 Gäste und in der Marienkapelle 40 für 85 Gäste. Viele der Helfer sind das ganze Jahr bei Sant‘Egidio aktiv, andere haben den Aufruf in den Medien gehört und bringen sich so für die Gemeinschaft ein.
Daneben hatte auch die hohe Geistlichkeit ihren Besuch angekündigt und wahr gemacht. Bischof Franz Jung und Dekanin Edda Weise kamen in die Marienkapelle, Bischof em. Friedhelm Hofmann in die Zellerau und Weihbischof Ulrich Boom besuchte die Teilnehmer in der Lindleinsmühle. Sie kamen gleich mit den Gästen ins Gespräch, denn Barrieren oder Absperrungen gibt es bei Sant‘Egidio nicht. Auch viele ehemalige Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken kommen gerne zur Weihnachtsfeier von Sant‘Egidio. Die meisten werden über das Jahr von der Gemeinschaft begleitet, sei es in der Sprachschule, in Altenheimen, aus der Mensa von Sant‘Egidio oder auch Menschen mit Behinderung. Dazu kommen noch Einzelpersonen oder Familien, die den Mitgliedern von Sant‘Egidio von den Pfarreien gemeldet werden. Viele sind alleinstehend oder so arm, dass sie sich ein Weihnachtsfest schlicht nicht leisten können.

Für alle gibt es nach dem Singen von Weihnachtsliedern eine warme Suppe, die Auswahl zwischen zwei Hauptgerichten und eine Nachspeise. Dies alles wurde von Mitgliedern von Sant‘Egidio und Sponsoren in tagelanger Arbeit vorbereitet und nun von den Helfern am Tisch serviert. Alles läuft ohne Hektik und mit viel Herzlichkeit ab. Zeit für ein Lächeln ist immer. Am Tisch von Annegret sitzen viele Familien mit Kindern. Deren Augen leuchten besonders, als die Geschenke verteilt werden. Sie ist als Helferin seit dem letzten Jahr dabei und findet die Atmosphäre im festlich geschmückten Pfarrsaal viel freundlicher als in der großen Posthalle. Ihre Motivation für Andere an Weihnachten da zu sein umschreibt sie so: "Weihnachten öffnet die Herzen".

"Man bekommt viel mehr zurück, als man gibt", beschreibt Franka ihre Motivation als Helferin mitzuarbeiten, damit andere Menschen glücklich sind. "Bei uns hilft die ganze Familie seit Jahren. Meine Mutter ist in der Küche und mein Vater wäre normalerweise auch da, aber den haben wir zu Hause gelassen. Der muss sich um den Hund kümmern". Ähnliche Erfahrungen hat auch Milena aus Serbien gemacht. Sie findet es besonders erwähnenswert, dass die Menschen zu der Feier ohne Angst und vor allem offen kommen können.
"Die Gastfreundschaft macht uns alle reicher", war mehrfach zu hören und man erinnerte sich an Aussagen von Papst Franziskus, der dazu aufgerufen hatte, sich besonders um die Armen und Schwachen zu kümmern. Und dies tut die Laiengemeinschaft Sant‘Egidio vorbildlich.

Ihr macht großartige Arbeit.