
"Unser Pförtner muss jeden Morgen den Müll von der Treppe vor der Reurerkirche wegkehren", berichtete Pater Elias Haas, Prior des Karmelitenklosters. Andere Anwohner der Sanderstraße und umliegender Gassen berichten von Erbrochenen oder Urinpfützen in den Hauseingängen. Etwa zwei Dutzend Menschen machten bei der Veranstaltung von CSU-Stadträtin Nadine Lexa "Sauberkeit in der Sanderstraße" in der Bar Hoffnung in der Sanderstraße ihrem Ärger über die Hinterlassenschaften mancher Gäste der Partymeile Luft.
"Solche Berichte kennen wir aus anderen Bereichen der Innenstadt wie Karmelitenstraße oder Juliuspromenade", sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU). "Laut einer aktuellen Studie des Ifak-Instituts sind 87 Prozent der Würzburger mit der Sauberkeit ihrer Stadt zufrieden." Befragt wurden für die Studie im vergangenen Jahr etwa 500 Würzburger. Auch im Vergleich mit anderen ähnlich großen Städten ist das ein guter Wert.
Das besondere Problem in der Sanderstraße erklärte Stefan Mußmächer, Gastronom und CSU-Stadtratskandidat: "Hier feiern einfach viele Leute." So würden nicht nur die Gäste der ansässigen Kneipen und Bars die Straße bevölkern, sondern auch Menschen, die von anderen Veranstaltungen - wie zum Beispiel dem Weinfest - kommen. "Dieser Partytourismus sorgt für Müll."
Mehr Kontrollen, mobile Toiletten, Verkürzung der Sperrzeit
"Ich hoffe, dass wir im Diskurs Lösungen finden", erklärte Stadträtin Lexa das Ziel ihrer Veranstaltung. Diskutiert wurde unter anderem: Das Aufstellen von mobilen Toiletten, mehr Kontrollen durch Polizei und Ordnungsdienst und die Verkürzung der Sperrzeiten.
"Wildpinkler wird es auch geben, wenn wir eine Stunde früher zu machen", sagte zu letztem Punkt eine Frau aus der Gastronomie. Nach der von der CSU im vergangenen Jahr angestoßenen Diskussion über eine Verlängerung der Sperrzeiten hat die Stadtverwaltung jüngst beschlossen, sie zunächst nicht zu verändern. Stattdessen gibt es schärfere Regeln für Wirte und der Kommunale Ordnungsdienst wird verstärkt. Dieser ist laut Stadt auch nachts in der Sanderstraße unterwegs. "Aber jede mögliche Stelle, an der jemand pinkeln könnte, werden wir nicht kontrollieren können", erklärte der OB.

Andere Ideen aus der Diskussion lassen sich einfacher umsetzen. So sollen kurzfristig mehr und gut sichtbare Mülleimer und vor den Kneipen Boxen für Pfandflaschen aufgestellt werden, damit diese nicht kaputt gehen und Sammler sie mitnehmen können. Mittelfristig verwirklicht werden soll die Idee, das Partyvolk mit Plakaten zu besseren Verhalten aufzuordern. Denn Mußmächer hat die Erfahrung gemacht, dass erzieherische Hinweise durchaus fruchten. "Wenn ich positiv auf die Leute zu gehe setzt ein Lerneffekt ein." Lexa will diese Idee in einem Antrag demnächst dem Stadtrat präsentieren.
"Es wird immer Idioten geben." Diesen Gedanken brachte ein junger Mann in die Diskussion ein, der selbst gerne in der Sanderstraße feiern geht. "Man kann Angebote machen. Aber alle werden sich leider nie daran halten." Der Würzburger fordert aber auch, man solle das Problem nicht größer machen als es ist. "Ein bisschen Toleranz müssen wir in einer 130 000-Einwohner-Stadt aber auch haben."
Auch der OB erklärte, dass es in Bereichen der Stadt mit vielen Kneipen immer problematisch sein wird, die Wünsche der Anwohner nach Sauberkeit und Ruhe mit denen der Feiernden nach möglichst langen Partynächten zu vereinbaren. "Diese Zielkonflikte wird es in einer lebendigen Großstadt immer geben", erklärte der OB. Dass es sie auch in der Sanderstraße schon immer gegeben hat, erzählte eine Anwohnerin, die sich als Spezialistin im Entfernen von Erbrochenen und Urin erwies und ihren Nachbarn hilfreiche Tipps gab. "Das ist hier schon seit Jahrzehnten so."
Es geht hier aber gar nicht um den Lärm sondern um menschliche Ausscheidungen, die in ständiger Wiederhiolung vor und in den Hauseingängen der Anwohner anzutreffen sind und auch von diesen entfernt werden müssen.
Zu ihrem meiner Ansicht nach reichlich zynischen Kommentar möchte ich bemerken, daß ich erstens nicht glaube, daß die Mieten in der Sanderstrasse besonders günstig sind und zum zweiten auch nicht jeder soviel verdient, um ihr Nachbar sein zu können - falls er oder sie das überhaupt wollte... Drittens geht es nicht darum, die Gastronomen um ihren Betrieb zu bringen sondern um ein einvernehmliches Miteinander.
Wenn die Lokale tatsächlich etwas früher schliessen müssten wäre das noch lange nicht existenzgefährdent aber vielleicht wären die Schluckspechte noch nicht soooo besoffen, daß sie alles Benehmen vergessen haben und es wäre besser für den Schlaf der Bewohner. Wahrscheinlich wäre es auch sinnvoll, die Ordnungswidrigkeit Wildpinkeln deutlich höher zu ahnden
Wenn Sie schreiben "Jedem das Seine" dann erinnert mich das doch sehr an den Ausspruch, der Marie Antoinette zugeschrieben wird, als man ihr sagte, daß das Volk hungert, weil es kein Brot mehr habe und sie - angeblich - geantwortet hat, daß sie dann eben Kuchen essen sollten.
Die Dame wurde übrigens kurz darauf guillotiniert...
Aber das mit den mobilen Toiletten stelle ich mir hübsch vor. Kann man ja in den Stadtfarben anstreichen und je nach Feiertag anders schmücken