Lieber Gordon Matthew Thomas Sumner, was bin ich dankbar, dass Sie in früher Jugend geschmacklich noch nicht so ganz sattelfest waren und gerne so einen seltsamen gelb-schwarz gestreiften Pullover trugen. Das erinnerte stark an eine Wespe, weshalb sie fortan von Ihren Bandkollegen schlicht Sting, also Stachel, gerufen wurden. Eine wirklich schöne So-kam-ich-zu-meinem-Spitznamen-Geschichte.
Sting lässt sich ähnlich gut merken wie Police. Ohne Ihre frühere Band wäre meine Jugend ziemlich undenkbar gewesen. Every breath you take – jeder Atemzug war wichtig. Sie glauben gar nicht, was solche Lieder mit 16-Jährigen machen. Als Sie dann die Solo-Karriere startete, wurden wir zwei auch gleich wieder dicke Freunde. Ich war damals, 1994, Volontär. Und wie sich das so gehört, auch ein paar Wochen in der Kulturredaktion eingesetzt. Mir wurde seinerzeit eine neue Stachel-CD mit dem Hinweis in die Hand gedrückt: „Hör’s dir mal an und schreib ein paar Zeilen, wie du es findest!“
Der Volontär als Kritiker
In der Hand hielt ich die musikalische Zeitreise „Fields of Gold: The Best of Sting (1984–1994)“. Es war unglaublich: Ein kleiner Volontär sollte über den großen Sting urteilen. Ich als Ihr Kritiker - Mannomann. Natürlich wurde die Besprechung ein Schwelgen: Ich badete regelrecht in "When we dance", "If you love somebody" und "Englishman in New York" - und natürlich in "Fields of Gold". Meine damalige Kritik war, so glaube ich mich verschwommen zu erinnern, ein ziemlich revolutionärer Beitrag innerhalb der Kulturberichterstattung, der aber unglücklicherweise irgendwann in den vergangenen 25 Jahren verschollen ging.
Auch wenn schnell feststand, dass die Kulturredaktion und ich keine innige Beziehung eingehen würden, hatte ich doch den Stachel-Mann wieder in meinem Leben. Ebenso wie eine CD, die bei mir wahrscheinlich so oft wie keine andere lief.
Ein Mittel gegen Wirrköpfe
Und, ganz ehrlich: Selbst wenn Ihre Musik nur halb so gut gewesen wäre, wären Sie mir als Mensch trotzdem ungemein sympathisch gewesen. Wer vor seiner Musikkarriere Busfahrer und Bauarbeiter war und einen Milchmann als Vater hat, muss ein cooler Typ sein. Und vielleicht sind Typen wie Sie und David Bowie, Elton John oder Adele ja der Grund, warum ich trotz allem weiter an die Briten glaube. Oder anders gesagt: Ohne Kerle wie Sie wären die wirrköpfigen Boris Johnsons dieser Welt noch um einiges unerträglicher.
Sting nicht zu mögen – geht das überhaupt? Zumal Sie schon immer da waren. Ich würde sogar sagen: eine Konstante in meinem Leben. Das ist übrigens einer der wenigen Vorteile, wenn man schon ein paar Tage länger auf dieser schönen Welt ist: Wer gemeinsam alt wird, hat eine besondere Verbindung. Da ist etwas gewachsen. Bis heute.
Weshalb völlig klar war: Ein Sting-Konzert auf dem Würzburger Residenzplatz ist ein Muss. Zumal sich der Parkplatz als Open-Air-Arena bestens bewährt hat: Wer hier einmal Rod Stewart oder Peter Maffay erlebt hat, wird das ganz sicher unter „unvergesslich“ abgespeichert haben – und im Zweifelsfall immer wieder hinwollen. Und, bitte, wenn man schon vor einem waschechten, prachtvollen UNESCO-Weltkulturerbe musikalisch abgehen kann!
So gesehen war es höchste Zeit, dass nun auch Sie, lieber Sting, einmal vor dem Würzburger Wahrzeichen erleben würden, welch ein Zauber von diesem Ort ausgeht. Sie können mir glauben: Im Herzen Würzburgs erobert man die Herzen der Würzburger geradezu im Flug.
So weit der Plan. Dann kam Corona. Dann die Absage für Ihre komplette Konzerttour und damit auch für den 11. Juli in Würzburg.
Zwei Jahre Wartezeit
So ganz durch bin ich mit dem Thema noch nicht: Nicht ein Konzert in diesem Sommer? Irgendwie schwer zu glauben. Keine Großveranstaltungen, nirgends. Immerhin gibt es inzwischen einen Ersatztermin: fast genau ein Jahr später, am 10. Juli 2021. Aber das ist noch so furchtbar weit weg! Zumal die Karten ja schon vergangenen Sommer gekauft wurden – macht also zwei Jahre Wartezeit. Wie soll man das aushalten? Immer nur CD hören, ist nicht wirklich ein Ersatz.
Aber. lieber Sting: Nachdem sich jetzt in Bayern wieder 100 Menschen im Freien treffen dürfen, könnten wir uns vielleicht doch spontan verabreden? Samstag im zwei Wochen auf dem Residenzparkplatz. Meinetwegen auch als Auto-Konzert. Wie wäre das, lieber Gordon Matthew Thomas Sumner? Lichthupe für den Englishman! Deal?
Und, versprochen: Wenn man mich lässt, würde ich in diesem Fall, naja, sogar die Kulturberichterstattung übernehmen.
Mit besten Grüßen,
Frank Weichhan, Redakteur
was an "Autokonzerten" cool sein soll...
bei irgendwelchen Ballermann "Stars" mag das ja gehn..
aber einen Weltstar wie Sting
denn möchte ich dann schon oldschool erleben dürfen...
auf einem richtigen Konzert
mit allem was dazu gehört..
und darauf warte ich gerne!
wir warten jetzt alle schön auf den 10.07.2021 und rocken mit sting würzburg, so wie es sich gehört.