Es sieht nach einer Bring-Your-Tools-Party aus - jeder bringt sein Werkzeug mit. Der Blick in die Nixe offenbart nicht weniger als das geordnete Chaos der Tüftler. Und es ist noch jede Menge zu tun, bevor die Saison am 1. Mai beginnt.
Am Gästesteg im Seglerhafen ist seit Wochen tägliches Kommen und Gehen, es ist wie jedes Jahr große Betriebsamkeit, um das 60 Jahre alte Fährschiff für die Saison flott zu machen. Nur diesmal ist es mit Kosmetik nicht getan. Der Bug hat an Steuerbord eine ordentliche Beule. Während des Winterlagers, so vermuten die Nixeaner, muss ein rasender Flegel auf dem Main derart für Wellengang gesorgt haben, dass alle vier am Ufer liegenden Schiffe Blessuren davon trugen. Die Nixe hatte sich unter das Clubschiff der Segler geschoben, an dem sie festgemacht war. Richtig schräg soll sie dort gehangen haben. Es wird eine sichtbare Beule zurückbleiben.
Neue Elektrik für das 60 Jahre alte Fährschiff
Planmäßig gab es aber eine ganz andere Kur. Wert: 20 000 Euro. Zu Beginn des Jahres war die Nixe bei einem Schiffselektriker in Dorfprozelten. Eine komplett neue Elektrik hat sie dort bekommen. "Es waren größtenteils noch die schwarzen Kabel von 1958, dem Erbauungsjahr, vorhanden. Jetzt ist sie nach dem Stand der Technik und den Anforderungen entsprechend bunt verkabelt sowie auf LED-Technik umgestellt", fasst Ralf Hamm zusammen. "Als Party-Schiff braucht sie schließlich mehr Strom", flachst der Technik-Beauftragte. Tatsächlich geht es auch um die Möglichkeit, Getränkeflaschen oder einen Imbiss kühlen zu können. Das war im heißen Sommer 2018 ein eindeutiges Manko für die diversen Gästegesellschaften, die die Nixe buchten.
Essentiell aber ist das Mehr an Sicherheit und ein Update für die Bedienbarkeit. Künftig kann der Nixe-Kapitän beispielsweise an den Anzeigen für Öldruck und Temperatur im Steuerhaus tatsächlich das Befinden im Motorraum ablesen. Der Ausfall der Lichtmaschine im vergangenen Jahr während einer Fahrt machte den Entschluss definitiv, die Stromversorgung grundsätzlich anzugehen.
Nachdem sich der Motor im Heck und das Führerhaus im Bug des knapp 18 Meter langen Schiffs befinden, musste im Prinzip der gesamte Innenausbau für das Verlegen der Kabel entfernt werden. Dafür brauchte es Spezialisten, die eher mainabwärts zu finden sind, wo es traditionell noch mehr Schiffer, Werften und Experten gibt, erklärt Hans Schreyer, der Elektriker im Verein.
Sicherheit geht immer vor
Er hält außerdem ein AIS-Gerät (Automatic Identification System) für 2500 Euro in die Höhe, das seit letztem Jahr zur Ausstattung gehört und ähnlich wie GPS funktioniert. Die Schiffsführer haben damit den Schiffsverkehr auf einige Kilometer im Umkreis auf dem Schirm und einen Überblick, wer sich wo befindet: Frachter, Schubverband, Hotelschiff, Personenschifffahrt. Das gilt umgekehrt auch. Man sieht sich also kommen und kann entsprechend planen und navigieren.
Wenn es um die Sicherheit geht, machen die Vorschriften auch vor so alten Damen wie der Nixe nicht halt. Immerhin ist sie von jeher in der Personenbeförderung tätig und für 99 Personen zugelassen. Jedenfalls sind entsprechend viele Rettungswesten an Board. Hamm grinst und erklärt sie damit für unsinkbar. Ihr erstes Engagement hatte sie als Brückenersatz in Remagen bei Bonn.
Damit es auch während der Saison, wenn die Nixe abends rechtsmainisch unterhalb der Alten Mainbrücke am Ponton festmacht, Strom an Bord gibt, wurde der Anleger von der Würzburger Straße her mit Strom versorgt. Mit dem Landanschluss können jetzt kleinere Arbeiten erledigt und die Akkus geladen werden. Außerdem ist damit die Mainwiese bei Veranstaltungen versorgt.Insgesamt hat der Nixe-Förderverein in die Stromversorgung damit 20 000 Euro investiert, die größtenteils aus den Fahrten erwirtschaftet wurden.
Sponsoren unterstützen den Verein
Es spielen aber auch Sponsoren eine große Rolle, beteuert stellvertretender Vorsitzender Albert Ringhand. Die Tüftler im Verein hätten als Sachspende die Möglichkeit, phantastisch ausgestattete Werkstätten und Maschinen als Sachspenden zu nutzen oder bei den Seglern im Hafen Gast zu sein und arbeiten durchzuführen. Das sei wahnsinnig hilfreich.
Fertig ist die Nixe aber erst, wenn die bereits abgeklopfte Innendecke und die mit der Flex bearbeiteten Flächen frisch gestrichen sind. Die 60 Jahre ließen sich zwar nicht verleugnen, aber ansprechend aussehen, kann und muss die Nixe trotzdem. Nicht zuletzt steht nächstes Jahr auch wieder der TÜV an, turnusmäßig alle fünf Jahre, wofür Ringhand mit an die 10 000 Euro rechnet.
Es bleibt auch die Hoffnung, dass sich auch mal ein paar Jüngere in das Schiffchen verlieben, die Lust am Säubern, Reparieren und Tüfteln haben. Personell komme man derzeit gerade so hin, meint Ringhand. Mit dem harten Kern von jeweils fünf Kapitänen, Matrosen und Schraubern. Aber es könnte schwierig werden für den Verein, der keine eigene Nachwuchsabteilung hat, dafür aber reichlich Nachfrage an Schiffstouren. Die Samstage seien dieses Jahr schon fast alle mit Fahrten ausgebucht, so Ringhand, der zusätzlich zu den Matrosen auch Begleiter für die Gäste gebrauchen kann. Man brauche Ansprechpartner, die ein bisschen was über die Landschaft erzählen können. Bei nur gut 70 Zentimetern Tiefgang habe die Nixe auch Möglichkeiten anzulegen. Dafür wünschten sich die Nixe-Freunde mehr attraktive Anlegestellen: Kleinochsenfurt, Frickenhausen und Sulzfeld wäre schön.
Mit am tollsten findet es Hamm, wenn Einheimische sich wundern, wie anders ihre Heimat vom Fluss her aussieht. Das kennen die meisten so nicht, sagt der Wassersportler Hamm. Zu den schönsten Momenten gehören für ihn seine Tierbeobachtungen am Main und eine Begegnung mit süddeutschen Bergkletterern auf der Zugspitze, die auch schon Nixe gefahren sind. So bekannt ist sie inzwischen.
Zum Saisonstart am 1. Mai ab 11 Uhr gibt es wieder die Gelegenheit zu kostenlosen Schnupperfahrten auf der Nixe - ab Mainufer Altstadt. Und der Grill wird auch wieder angezündet.