
Ein Moment der Unaufmerksamkeit kann Leben kosten. Möglicherweise war das der Fall, als Ende Juli der Fahrer eines Sattelzuges das Ende des Rückstaus von der Baustelle bei Geiselwind (Lkr. Kitzingen) auf der A 3 übersah und auf ein Wohnmobil prallte. Der Fahrer des Reisemobils starb, zwei weitere Personen wurden schwer verletzt. 4459 Unfälle mit Lkw-Beteiligung gab es 2016 in Bayern, 8,7 Prozent mehr als 2015. Für gut zwei Drittel der Unfälle waren die Fernfahrer verantwortlich, so das Innen- und Verkehrsministerium. Die häufigsten Ursachen – fehlender Sicherheitsabstand, überhöhte Geschwindigkeit, technische Mängel, Übermüdung – will Minister Joachim Herrmann (CSU) nun mit mehr Kontrollen bekämpfen.
Besonders viele Unfälle in Unterfranken
In Unterfranken stieg die Zahl der Unfälle mit Lkw-Beteiligung laut Verkehrsunfallstatistik der Polizei sogar um 10,22 Prozent auf insgesamt 1983. 44 Prozent aller Unfälle in Bayern passierten damit in Unterfranken. 1407 Mal wurde der Fahrer als Unfallverursacher identifiziert. Als Hauptgründe gibt das Polizeipräsidium Unterfranken Auffahren auf ein vorausfahrendes oder stehendes Fahrzeug durch zu geringen Abstand oder Unaufmerksamkeit an.
Herrmann will daher neben neuen mobilen Kontrollen auch neun stationäre Kontrollstellen für Lkw einrichten. Vorgesehen sind bereits zwei Standorte an der A 9 bei Fahrenzhausen (Lkr. Freising) und Ahornberg (Lkr. Hof), sowie an der A 8 bei Bad Feilnbach (Lkr. Rosenheim). Langfristig soll es im Amtsbereich jedes bayerischen Polizeipräsidiums eine Stelle geben. So sollen auch Polizeibeamte besser geschützt werden: „Die abgesperrten und gut beleuchteten Kontrollbereiche bedeuten deutlich mehr Sicherheit für unsere Einsatzkräfte“, sagt Herrmann.
Sebastian Lechner, Hauptgeschäftsführer des Landesverbands bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT), unterstützt die Forderung nach mehr Lkw-Kontrollen: „Kontrollen sind wichtig, aber sie helfen nur, wenn man auch die Ursachen der Verstöße bekämpft.“
Die Ursachen für die steigende Zahl von Unfällen mit Lkw-Beteiligung sind vielfältig, vermutet er: Das Verkehrsaufkommen in Deutschland sei allgemein gestiegen und die vielen Baustellen auf den Autobahnen erhöhten das Unfallrisiko zusätzlich. Aber auch mangelnde Aufmerksamkeit seitens der Fahrer sei ein Problem: „Durch Tablets und Smartphones ist das Ablenkungspotenzial heute höher“, so Lechner.
Keine Ruhe in der Nacht
Für die Fahrer sei es außerdem schwer, während der Ruhezeiten tatsächlich Ruhe zu finden. „Wir haben in Bayern immer noch zu wenig Stellplätze“, klagt Lechner. Die Fernfahrer seien teilweise gezwungen, auf einfachen Parkplätzen mit nur einem Toilettenhäuschen zu parken. Dort sei es zu laut, die Fahrer könnten nicht duschen und müssten oft in der prallen Sonne schlafen. „Von Erholungsschlaf kann man in einer aufgeheizten Fahrerkabine kaum reden“, so Lechner. Das Problem hat auch die Staatsregierung erkannt: So wurden von 2008 bis 2015 in Bayern 3600 zusätzliche Stellplätze geschaffen.
Der ADAC fordert derweil eine bessere technische Ausstattung für Lkw: „Die gesetzlichen Anforderungen an Notbremssysteme für Lkw liegen weit unter den technischen Möglichkeiten“, sagt Jürgen Hildebrandt, Verkehrsexperte beim ADAC Nordbayern. 2016 waren rund 8000 Lastwagen in Kontrollen mit technischen Mängeln aufgefallen.
Bessere technische Ausstattung fordert auch Herrmann – allerdings für die Polizei. Um zum Beispiel Verstöße gegen Ruhezeiten verfolgen zu können, sollen Auswertegeräte für elektronische Fahrtenschreiber angeschafft werden. Auch neue Abstandsmessgeräte und Fahrzeugwaagen zur Feststellung von Überladung sind vorgesehen. „Überladene Lkw sind nicht nur ein rollendes Sicherheitsrisiko, sondern schaden auch unseren Straßen“, so Herrmann.
Beiden Diskutanten ist hinsichtlich ihrer Äußerungen "Güter gehören auf die Bahn" voll und ganz zuzustimmen! Die Dorfschulzen, die von glaubt-nicht-alles angesprochen sind, schielen nur auf das Gewerbesteueraufkommen, mit dem die Folgelasten bestimmt nicht abgedeckt sind (unabhängig davon, dass Konzerne genug Möglichkeiten finden, diese Steuerlast zu drücken). In das Baurecht gehören Bestimmungen, auch wenn das "bahnferne" Kommunen nicht gerne hören: Gleisanschluss für Betriebe ab bestimmter Größenordnungen oder bestimmter Branchen muss zwingend sein! Dies sind wir allein unserer Umwelt schuldig.
Wenn ich mich so umsehe: der Abbau der Sinntalbahn wurde von CSU-Granden bejubelt, und die Anrainergemeinden der Steigerwaldbahn wehren sich gegen deren Reaktivierung mit Händen und Füßen... Vorausschauend waren Gleise in das Industriegebiet Gochsheim (vor weit über 40 Jahren!) gelegt worden - vor kurzem wurden sie abgebaut. Noch Fragen?
Fracht besonders für andere Verkehrsteilnehmer sicher unterwegs.
Statt eine bürokratische, nicht kostendeckende Murksmaut einzuführen, wie sie von dem csu verkehrspolitischen Geisterfahrergespann Dobrindt und seiner unterfränkischen Staatssekretärin Doro Bär geplant ist, muss die LKW Maut deutlich erhöht werden. Denn es sind die LKW, die die Straße kaputt machen und für schwere Unfälle sorgen. Nebenbei bemerkt sind fast die Hälfte der LKW im Güterfernverkehr ausländischer Herkunft. Dort müssen die Fahrer zu teilweise menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. Schwere Unfälle sind dann häufig die Folge. Statt als weiter viel Geld in die LKW Infrastruktur zu stecken, mehr Geld für den Schienengüterverkehr.
Das Problem ist der "just-in-time"-Unfug bzw. die gel. bis auf Null zurückgefahrene Lagerhaltung; da konnte und kann die Bahn niemals mithalten. Außerdem werden die Produktions-, Gewerbe- und Handelsflächen seit Jahrzehnten abseits der Schiene auf der gründen Wiese angesiedelt ("jedem Dorfschulzen sein Industrie- und Gewerbepark"), was auch bei Schienenpriorität einen zusätzlichen Umschlag und Nachlauf auf der Straße bedeuten würde.
Im übrigen: Die Schiene war schon vor Dobrindt kaputt gespart und an die Wand gefahren worden, aber das scheint manchem Kritiker entgangen zu sein .
Konnte ich erst heute morgen als Radfahrer beobachten, wie an einer Ampel am Berliner Platz ein Lkw-Fahrer mit einem Sattelschlepper diese bei "Voll-Rot" passiert
hat, ohne auch nur einmal abzubremsen. Wenn jemand als Fußgänger oder als Radfahrer diese Ampel zu diesem Zeitpunkt überquert hätte, wäre dieser Rotlichtverstoß nicht so glimpflich ausgegangen ...
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