Während der andauernden Hitzewelle gibt es in Würzburg nicht viele Stellen, an denen man sich richtig wohlfühlt. Einer dieser wenigen Orte ist der Ringpark, der den Würzburgern mit seinen Bäumen und Sträuchern kostbaren Schatten spendet. Kein Wunder also, dass das 23. Ringparkfest trotz der Hitze auch dieses Jahr wieder gut besucht war.
Kühle Abwechslung
Den meisten Besuchern war anzusehen, wie dankbar sie für kühle Abwechslung waren. Viele machten es sich auf Picknickdecken im Schatten der Bäume bequem, andere ließen es sich mit kühlen Getränken im Biergarten gutgehen. Aufgedreht war die Stimmung nicht, dafür war es zu heiß. Stattdessen nutzten zumindest die erwachsenen Ringparkbesucher die Gelegenheit, sich mitten in der Stadt im Grünen zu entspannen.
Dies galt freilich nicht für die zahlreichen Kinder, die das vielfältige Programm ausgiebig nutzen. Sie belagerten die Hüpfburg, bezwangen die aufgestellte Kletterwand und tobten sich auf der Rollenrutsche aus. Besonders große Begeisterung erfuhr auch das Wild-West-Zelt von Jürgen Götz, der die Besucher als Cowboy Jim in das Abenteuer des wilden Westen einführte. Banditenschießen, Hufeisenwerfen und sogar Goldschürfen - für den Nachwuchs war hier viel geboten. Wobei Letzteres vor allem für die anwesenden Papas eine Attraktion darstellte, die ihre Kindern den Platz an der Goldader streitig machten. "Manchen packt einfach der Goldrausch", erklärte Cowboy Jim mit einem Schmunzeln.
Würzburgs "Grüne Lunge"
Die Würzburger fühlen sich wohl in ihrem Ringpark, das war offensichtlich. Dabei war dies bei Weitem nicht immer so. Wo sich heute die "grüne Lunge Würzburgs" erstreckt, befanden sich bis vor 250 Jahren mächtige Wehranlagen. Erst um 1800 erfolgten erste Baumpflanzungen auf dem Stadtwall, ein paar Jahre später kam dann eine Pappelallee hinzu. Ab 1880 plante dann der schwedische Stadtgärtner Jörn Person Lindahl auf den eingeebneten Wehranlagen den Ringpark im "Englischen Stil". Während Lindahls Pläne international Anerkennung fanden, stießen sie in Würzburg auf heftigen Widerstand. Vertreter der städtischen Gremien waren der Meinung, dass der bisherige Stil des Wildwuchses beibehalten werden sollte. Lindahl sah sich heftigen Angriffen ausgesetzt und nahm sich 1887 das Leben.
Heute ist von dieser Abneigung in Würzburg nichts mehr zu spüren. Zahlreiche Besucher nutzen das Angebot des Gartenamtes und versuchten etwa beim Baumrätsel anhand von Holzproben aus dem Ringpark die richtige Baumart zu erkennen. Rotfichte, Süßkirsche, Feldulme - der Ringpark beherbergt 35 Baumarten. Auch das Familienquiz des Gartenamtes erfreute sich großer Beliebtheit. Dort gab es ein Glücksrad zum Drehen. Wer dann eine Frage zum Ringpark richtig beantworten konnte, hatte die Möglichkeit, eine eingetopfte Sonnenblume zu gewinnen. "Das Familienquiz erfreut sich auch dieses Jahr wieder sehr großer Beliebtheit", sagte Claudia Balling vom Gartenamt, die für das Quiz verantwortlich war. Aufgrund der Hitze seien dieses Jahr aber trotz des Schattens im Ringpark etwas weniger Besucher gekommen.
"Wie wichtig der Ringpark für die Stadt ist"
"Dieses Wetter zeigt erst so richtig wie wichtig der Ringpark für Würzburg ist", sagte Stadtratsmitglied Willi Dürrnagel, der eine Bauten- und Denkmälerführung entlang des Ringparkes in Richtung Neue Universität anbot. Rund 20 Interessierte nutzen das Angebot und ließen sich von Dürrnagel die Geschichte des Ringparkes, der angrenzenden Gebäude sowie historischer Personen rund um den Ringpark schildern.
Für Musik war natürlich auch gesorgt. So unterhielt etwa die Würzburger Songwriterin Sara Teamusician das Publikum mit sanften Gitarrenklängen und "lyrisch leisen Liedern". Die Besucher genossen die ruhigen Klänge, die sich gut in die schattige Atmosphäre einfügten. "Gottseidank spielt grad nichts Schnelleres, sonst würde mein Mann bei der Hitze noch tanzen wollen", scherzte eine Besucherin.