Der Ochsenfurter Stadtrat hat jetzt eine klare Vorstellung von einer verbesserten Erschließung der Main-Klinik. Das mit der Erstellung einer Voruntersuchung beauftragte Ingenieurbüro Weimann hatte in der Sitzung verschiedene Varianten vorgestellt, von denen zwei von dem Gremium favorisiert werden: Als kurzfristige Lösung soll eine Ringerschließung durchs Bärental plus rückwärtiger Noterschließung gebaut werden, auf lange Sicht wird eine Ostspange aus Richtung Polisina ins Auge gefasst. Dieser Plan soll Anfang nächsten Jahres dem Kreisausschuss präsentiert werden.
Vor etwa anderthalb Jahren habe die Stadt das Thema aufgegriffen, sagte Peter Juks (UWG) in der Sitzung. Denn die Zufahrt zur Main-Klinik mitten durch das Wohngebiet Bärental ist alles andere als optimal: schmal, mit zusätzlichen Engstellen durch parkende Autos, steil und kurvenreich, und noch dazu der einzige Weg, auf dem das Krankenhaus derzeit erreicht werden kann.
Eine zweite Richtungsfahrbahn während der Bauzeit
Schon 2011 hatte die Geschäftsführung der Main-Klinik die Stadt um den Bau einer neuen Erschließungsstraße gebeten. Jetzt, vor der anstehenden Generalsanierung, muss dieser Zustand dringend verbessert werden, und auch die Anwohner wünschen sich seit langem eine Entlastung vom Verkehr zur Mainklinik.
Eine Noterschließung ist auf jeden Fall erforderlich
Das Büro Weimann hat sowohl die kurzfristig umsetzbaren Lösungen wie auch Varianten für die fernere Zukunft untersucht. Kurzfristig wird eine Ringerschließung favorisiert: Über den Greinberg geht es hinauf zur Klinik, und hinunter über einen Feld- und Waldweg, der ausgebaut wird. Da dann jeweils nur eine Richtungsfahrbahn zur Verfügung stehen würde, wäre die Klinik von der Zufahrt abgeschnitten, wenn irgendwo auf diesem Ring ein größerer Unfall wäre. Deshalb ist zusätzlich eine Noterschließung erforderlich.
Ihr idealer Verlauf wäre laut Machbarkeitsstudie von der Verbindungsstraße zwischen Ochsenfurt und Marktbreit auf Höhe Polisina abzweigend Richtung Süden, und von dort nach Westen zur Südseite der Klinik führend. Dazu müsste eine derzeit nur aus einer Rückegasse bestehende Trasse als Schotterweg ausgebaut werden.
Der Winterdienst wird endlich geregelt
Die Variante „Ringerschließung“ beinhaltet laut Peter Juks verschiedene Maßnahmen. So soll der Knoten an der Spitzkehre neben St. Thekla baulich verbessert werden, etwa mit einer Haltebucht am Kindergarten und einigen zusätzlichen Parkplätzen. Bis zu dieser Kehre ist der Greinberg eine Ortsstraße der Stadt, oberhalb davon gehört sie bislang dem Landkreis. Aus diesem Zuständigkeits-Mix resultiere alljährlich ein ungeregelter Zustand beim Winterdienst, so Juks. Auch hier soll jetzt eine klare Regelung herbeigeführt werden.
Der Landkreis tritt bei der Baumaßnahme als Bauherr auf und trägt 90 Prozent der Kosten, die auf rund 1,5 Millionen Euro geschätzt werden. Die Stadt beteiligt sich mit zehn Prozent. So zumindest lautet der zwischen Landratsamt und Stadt verabredete Vorschlag, dem die zuständigen Gremien noch zustimmen müssen.
Anschließend geht die Bau- und Unterhaltslast für die ganze Straße auf die Stadt Ochsenfurt über. Außerdem soll die fußläufige Anbindung verbessert werden. Der Landkreis hat der Stadt 15 000 Euro gezahlt, dafür hat diese den Besitz des Wegleins am Glockenturm übernommen.
Knackpunkt der Ostspange wird die Bahnunterführung
Auf Dauer entlastet die Ringerschließung das Bärental natürlich nicht. Deshalb wurden auch zwei weiträumigere Zufahrtsmöglichkeiten in die Betrachtungen einbezogen Bis zu ihrer Verwirklichung werden aber im besten Fall zehn Jahre ins Land gehen. „In einem ersten Schritt verbessern wir die Situation, dann müssen wir die Ost- und die Westspange beäugen“, so Juks.
Die realistischste Lösung ist die sogenannte Ostspange, die im Wesentlichen dem Verlauf der zunächst geplanten Noterschließung folgt. Sollte diese die Hauptzufahrt zur Klinik werden, müsste die Straße entsprechend ausgebaut werden.
Das wird nicht ganz einfach sein. Knackpunkt ist die Bahnunterführung unterhalb der Polisina. Bei einem Ausbau der Straße auf eine für den Begegnungsverkehr geeignete Breite von 7,50 Metern müsste auch diese Unterführung erneuert werden. Das, so Juks, sei schwierig, da unter anderem wohl eine Hilfsbrücke benötigt würde. Außerdem müssten die Anbindungen zum Bärental und zum Hotel Polisina ausgebaut werden. Die Kosten für die Ostspange werden grob auf etwas mehr als sieben Millionen Euro geschätzt.
Die Westspange erscheint unrealistisch
Die Variante „Westspange“ scheint hingegen unrealistisch. Diese Trasse würde aus Richtung B 13 über den Industriepark Wolfgang die Klinik von Richtung Süden erreichen und dabei das tief eingeschnittene Bärental mittels einer rund 200 Meter langen Brücke überqueren. Mehr als 20 Millionen Euro würde dieses Projekt vermutlich kosten, und mit naturschutzrechtlichen Problemen wäre in diesem Bereich wohl auch zu rechnen.