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Rimpar
Rimparer Synagoge soll ins Rhöner Freilandmuseum
Für Kritik sorgt der geplante Abriss der Rimparer Synagoge. Noch im März treffen sich Experten dazu. Bürger in Rimpar fühlen sich derweil übergangen.
Noch vor wenigen Jahren waren Giebel und Turm der Synagoge von der Straße aus zu sehen. Heute ist auch diese Ansicht verbaut.
Foto: Christian Will | Noch vor wenigen Jahren waren Giebel und Turm der Synagoge von der Straße aus zu sehen. Heute ist auch diese Ansicht verbaut.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:45 Uhr

Die Rimparer Synagoge, ein einmaliges Zeugnis jüdischen Lebens in Franken, soll abgerissen und in dem Museumsdorf Fladungen wiederaufgebaut werden. So zumindest, wenn es nach dem Rimparer Marktgemeinderat geht, der sich vor kurzem einstimmig in einem Beschluss dafür ausgesprochen hat. Die Entscheidung kam überraschend. Ein Kreis von Bürgern, der sich seit längerem für eine Sanierung und Erhaltung des Synagoge einsetzt, wurde dabei übergangen. "Ich war schockiert, als ich das gehört habe", berichtet Sprecherin Hannelore Mintzel, die sich zum Zeitpunkt der Sitzung auf einer Studienreise befunden hat.

Noch ist nicht entschieden, dass es auch wirklich so weit kommt: Noch im März wollen Experten aus Fladungen gemeinsam mit Vertretern der Behörden die Synagoge besichtigen. Während die Gemeinde sich außer Stande sieht, die im Millionenbereich liegenden Kosten – bei einer möglichen Förderung von maximal nur 60 Prozent, wie Bürgermeister Burkard Losert erklärte– aufzubringen, fordern die Bürger seit längerem die Sanierung und den Erhalt der 1792 errichteten Synagoge. "Wir sollten uns unserer Vergangenheit stellen und sie nicht auf billige Art und Weise entsorgen", erklärt Mintzel, die frühere Rektorin der heutigen Mittelschule.

"Wir sollten uns unserer Vergangenheit stellen und sie nicht auf billige Art und Weise entsorgen."
Hannelore Mintzel, frühere Rektorin

Im Jahr 2008 fand sich ein Kreis zusammen, der 160 Unterschriften sammelte und sich für den Ankauf eines angrenzenden Grundstücks einsetzte. Dies scheiterte jedoch 2010 an der damals prekären und auch heute knapp bemessenen Finanzlage der Gemeinde. Dabei ist der große kulturgeschichtliche Stellenwert der Rimparer Synagoge unumstritten: Schon von der Straße aus sind einige Besonderheiten zu entdecken: Am Giebel befindet sich ein Chuppastein, den es bei einer Hochzeitsfeier mit einem Glas zu treffen galt, rechts daneben ist das Dach des in Franken einmaligen achteckigen Treppenturms zu erkennen, der bei der Erweiterung von 1852 als Zugang zur Frauenempore errichtet wurde. Ins Augenmerk einer größeren Öffentlichkeit rückte die Synagoge 1996, als die bekannte US-amerikanische Bankier-Familie Lehman auf Spurensuche nach ihren familiären Wurzeln Rimpar besuchte.

 

Synagoge nur über Scheune zu betreten

 

Schwierigkeiten bereitet der Zugang in die Synagoge, die zum Teil bis an die Grundstücksgrenze von Häusern eingebaut ist. Dem war jedoch nicht immer so: Zwar war es 1792 eine Auflage, dass die Synagoge von der Straße abgerückt errichtet werden musste, sie war jedoch noch mindestens bis 1938 über einen Zugang von der Marktstraße aus zu erreichen. Erst in den letzten Jahrzehnten entstanden Neubauten, die zum Teil bis an die Grundstücksgrenzen errichtet wurden. Heute ist sie nur noch über eine Scheune des Eigentümers zu betreten. In den hinteren Teil seines Grundstücks gelangt er nur noch über eine Leiter.

Zwei Anwesen versperren den Zugang zur Synagoge.
Foto: Christian Ammon | Zwei Anwesen versperren den Zugang zur Synagoge.

All dies hat dem Gebäude nicht gutgetan. Zwar hat der Eigentümer den Turm neu gedeckt, der eigentliche Gebetsraum ist jedoch nicht mehr zu betreten. Die Decke, die nur noch von einem Hautbalken gehalten wird, droht einzustürzen. Offen liegende Holzstreben wirken marode. Seit Jahren ungenutzt, haben sich Dreck und Spinnweben angesammelt.

Die Wandmalereien sind stellenweise noch gut erhalten.
Foto: Christian Will | Die Wandmalereien sind stellenweise noch gut erhalten.

Offensichtlich konnte die Gemeinde Rimpar kürzlich ein augenscheinlich leer stehendes Gebäude an der Marktstraße erwerben. Umso mehr sind die Unterstützer der Synagoge irritiert, dass nun auch noch die Synagoge verschwinden soll: "Ein Zugang, wofür wir so lange gekämpft haben, ist damit doch zum Greifen nahe", stellt Mintzel fest. Nun ließe sich etwa der seit längerem angedachte Förderverein gründen. Wie solle sie ihren aus Deutschland vertriebenen, jüdischen Briefpartner erklären, dass nun die Synagoge, im denen manche noch selber gebetet haben, verschwindet? Vielen Gemeinden in der Gegend sei es gelungen, ihre jüdischen Gebetshäuser zu sanieren, zuletzt in Arnstein: "Warum soll das ausgerechnet bei uns nicht möglich sein?", fragt sie.

 
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  • Einwohner
    Niemand hat diese Ruine in den letzten Jahrzehnten vermisst oder sich darum gekümmert. Geld kann sinnvoller genutzt werden als für die Restauration einer völlig beschädigten Ruine für die es auch danach keinerlei sinnvolle Nutzungsmöglichkeit gibt.
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  • hdfroehling@freenet.de
    Ich, Jahrgang 1958, wusste, dass es in Rimpar eine Synagoge gab, aber sehr lange nicht, wo diese ist, bis diese Ende der 70iger Jahr durch eine Baulücke sichtbar wurde. Bereits vorher war ich in dieser Synagoge, wusste nicht, dass es sie ist. Das war in den Sommerferien 1977, als ich bei einer Fliesenlegerfirma gejobbt habe. Diese hatte die Synagoge als Lagerraum gemietet und der Zugang war über den "Storch".
    Spätestens Ende der 70iger Jahre hätte die Gemeinde aktiv werden müssen. Gemeinde und Bürgermeister schlafen dazu seit über 40 Jahren. Es wird Zeit, dass Bürger und Gemeinde aufwachen, und dieses einmalige Denkmal erhalten. Eine Restaurierung ist eine Investition in die Zukunft, vor allem für künftige Generationen.
    Der einstimmige Beschluss des Gemeinderats zum Abbau und Umzug der Synagoge ins Freilichtmuseum ist ein Skandal und zeugt von fehlendem historischen Bewusstsein und historischer Verantwortung.
    Denn für alles, was politisch gewollt ist, ist immer Geld vorhanden!
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  • eboehrer@gmx.de
    Warum soll die Rimparer Synagoge nach Fladungen kommen? In der Rhön warten mindestens zwei Synagogen auf die Genehmigung, dass sie transloziert werden dürfen. Aber die Verantwortlichen schaffen es nicht, sich zumindest für eine Synagoge zu entscheiden.
    Im Hessen-Park bei Oberursel gibt es bereits 2 Synagogen, ja Hessen ist da in allem weiter als das sonst so hochgelobte Bayern...
    Bin mal gespannt, wie lange es dauert, bis entschieden wird, was mit der Synagoge in Rimpar geschehen soll.
    Sie muss im Ort bleiben. Das Schloß steht ja auch noch.
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  • eboehrer@gmx.de
    an veritati:
    Sehr schön Ihr Kommentar. Ist eigentlich bekannt, dass nach 1945 mehr Synagogen zerstört worden sein sollen, als 1938?
    Schauen Sie doch mal, was aus der Synagoge Niederwerrn wurde. Eine Bibliothek.
    Wo ein Wille ist, ist doch auch ein Weg.

    Aber neue Fußballplätze und sonst was zu bauen, dafür ist immer Geld da.
    Ich wünsche dem Förderverein gutes Gelingen. Aber vorher abklopfen, in welcher Trägerschaft es mehr Förderung gibt.
    Ich würde glatt was für die Restaurierung spenden.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Zitat Hannelore Mintzel: "...nicht auf billige Art und Weise entsorgen"- damit disqualifiziert sich die Sprecherin selbst! Eine Translozierung nach Fladungen sollte eine Ehre darstellen! Dieses Verfahren als "Entsorgung" zu bezeichnen ist beschämend!

    Eine fachliche Aufarbeitung des Gebäudes und seiner Geschichte kann in Fladungen hervorragend geschehen - das beweisen auch die anderen Gebäude dort!

    Dieses schöne Gebäude könnte in Fladungen sicherlich sehr gut zur Geltung kommen. Die Umstände in Rimpar sind aufgrund der Gebäude außenrum sehr prekär - und das seit mind. 1938!

    Ich denke eine Umsetzung ist eine einmalige Chance - für Rimpar und für Fladungen - was den einheimischen "Freundeskreis" betrifft: wie groß und glaubwürdig ist die "Liebe" zur Synagoge wenn sich erst seit 2008 "intensiver" um eine Restauration bemüht wird? - Restaurationen historischer Gebäude sind bereits seit den 70ern an vielen Orten erfolgt - so groß kann die Verbundenheit also nicht sein.
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  • pegasch98
    Diese ehemalige Synagoge ist geschändet wurden ,und weder ein Her Schuster oder auch die Kehmann Familie hatte Interesse Dara.
    Es kann nicht sein das die Marktgemeinde für alle "erhaltenswerten "Gebäude einspringen soll nur damit ein paar Zeitgenossen nach ihrem Ideen Recht getan werden kann.
    Es wurden auch keine Nachbargebäude erworben, denn das hätte die Gemeinde Aus ihrem eh schon klammen Haushalt entnehmen müssen.
    Die Sanierung hätte Millionen gekostet, die dann bei anderen wichtigen Objekten fehlt.
    Es wäre vor Jahren schon möglich gewesen dieses Bauwerk, als es noch in einem besseren Zustand war abzubauen, und als alleinstehendes Denkmal in einem Freilandmuseum wieder aufzubauen.Das würde jedoch von den jetzt erbosten Bürgern verhindert.
    Also erst richtig informieren und dann meckern.
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  • Einwohner
    Vielleicht sollte sich der genannte Kreis an Personen die Restaurierung selbst in die Hand nehmen und finanzieren wenn ihnen soviel daran liegt.
    Man muss nicht immer mit unendlich viel Geld der Allgemeinheit irgendwelchen uralten Dinge erhalten. Das Geld kann sicher sinnvoller genutzt werden. Wer 50% seiner Energie vergeudet um nach hinten zu blicken, der hat nur noch 50% übrig um die Zukunft zu gestalten!
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Zitat James007"Man muss nicht immer mit unendlich viel Geld der Allgemeinheit irgendwelchen uralten Dinge erhalten." - das ist kein "irgendwelches, uraltes Ding" - sondern ein restaurationswürdiges Objekt - das wird auch niemand mit Ahnung und Verstand in Frage stellen! Geld spielt aber immer eine Rolle; und sicherlich gibt es "wichtigeres", dringenderes was finanziert werden muss. Eine möglicherweise vorzunehmende Notsicherung des Gebäudes wäre ein erster Schritt...

    Das die klamme Gemeinde die evt. einmalige Chance mit dem Museum in Fladungen ergreifen möchte kann ich gut verstehen. Die Kosten vor Ort sind hoch, ein mögliche nachfolgende kostendeckende Gebäudenutzung nur schwer vorstellbar - eine Synagoge wird in Rimpar aus traurigen Gründen wohl nicht mehr benötigt, eine "Umwidmung" wäre ein Frevel bzw. auch aus anderen Gründen kaum möglich - und ein Museum o.ä. wäre mit weiteren hohen Unterhaltskosten verbunden.
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  • fabian-koenig@t-online.de
    1. Eben diese Leute WOLLEN sich ja beteiligen.

    2. „Wer seine Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“ Nach hinten zu blicken, ist niemals vergeudete Zeit - denn ansonsten wäre jeder Geschichtsunterricht infrage zu stellen.

    3. Ich stelle noch einmal die Frage: Wie würde man wohl entscheiden, wenn es hier um eine Kirche ginge?
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Ich kann Fr. Mintzel und dem Autor in seinem Kommentar nur vollumfänglich zustimmen! Es ist eine Schande, wie hier mit einmaligem, für Rimpar identitätsstiftendem Kulturgut umgegangen wird! Andere Gemeinden würden sich darum reißen, wenn sie noch so etwas hätten - allzu oft sind historische Baudenkmale dem jeweiligen Zeitgeist geopfert worden, ohne dass ihr Wert erkannt wurde, beginnend schon in den 50er Jahren. Vor allem aber den Opfern des Holocaust und den Überlebenden sind wir es schuldig, dass wir mit dem, was die Pogrome überstanden hat, besonders vorsichtig und würdig umgehen. Mit einer Translozierung in ein Freilandmuseum wird einem Bauwerk immer der historische Kontext entrissen. Meine Güte, Ihr guten Rimparer: Lasst das nicht zu! Finanzielle Gründe anzuführen, ist nur vorgeschoben. Wenn man will, dann kann man auch! Auch wenn es mühsam ist. Und ja, wenn es schon Verbindungen zu den Lehmans gibt, warum dann nicht um eine Spende fragen? Vllt mit einem Stifterstein im Gegenzug.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Der historische Kontext ist doch schon lange nicht mehr gegeben - schauen sie es sich doch vor Ort an! - der historische Kontext ist auch nicht mehr wirklich herstellbar...

    Die Aussagen das "finanzielle Gründe nur vorgeschoben sind" und wenn "man will, dann kann man auch!" halte ich für völlig naiv - ich hoffe nach ihren Aussagen das sie hoffentlich keine Verantwortung für öffentliche Gelder tragen! - mir ihren Argumenten kann man in jeden Dorf alles fordern! Schwimmbäder, Theater, goldene Gehsteige usw. - und am Ende jammern die gleichen Personen das die Steuerbelastung zu hoch ist...

    Es gibt Gemeinden die sich eine Restaurierung leisten könnten; Gemeinden die ein brauchbares Konzept aufzubieten haben etc. - Rimpar gehört wohl leider nicht dazu - oder es achtet einfach auf seine Finanzen - der nachfolgenden Generation vor Ort eine vierstellige Pro-Kopf-Verschuldung zu hinterlassen kann zukünftig der Todesstoß kleiner Gemeinden sein die miteinander um Einwohner konkurieren.
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Selbstverständlich ist der Kontext noch gegeben - sie steht ja (noch) dort, wo sie immer stand. Wenn sie aber jetzt umziehen würde, ja dann wäre aufgrund der rings erfolgten Bebauung tatsächlich kein Kontext mehr vorhanden. Ihre Argumentation sagt nichts anderes als „Jetzt haben wir drumherum schon so viel verändert/kaputtgemacht, jetzt kommt’s auf die eine Hütte auch nicht mehr an“ - na bravo.

    Ich bin auch keineswegs naiv, schließlich fordere ich keine „goldenen Bürgersteige“. Aber was ich nicht verstehe, ist, dass eine Gemeinde mit über 7000 Einwohnern und entsprechend hohem Einkommenssteueranteil angibt, sich eine Sicherung des Bestands nicht leisten zu können. Wie ja bereits im Artikel zu lesen ist, würde sich ja sogar ein Förderverein gründen, um eine Restaurierung zu schultern. Aber da man anscheinend nicht mal mit denjenigen reden will, offenbart sich dadurch doch schlicht das fehlende Interesse.

    Identitätsstiftende Objekte zu erhalten, ist eine Investition in die Zukunft!
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