Wie schon in den Jahren zuvor konnte Würzburg auch im Jahr 2016 einen neuen Tourismus-Rekord verzeichnen: Beinahe 916 000 Übernachtungen wurden in Würzburger Hotels, Pensionen und auf Campingplätzen gezählt – so viele wie nie zuvor. Damit steigert die Stadt die Übernachtungszahl bereits zum siebten Mal in Folge. Auch der Landkreis Würzburg verzeichnet ein Plus von rund einem Prozent und konnte 446 062 Übernachtungen zählen. Für den Landkreis ist es die dritte Steigerung in Folge.
Dieser erneute Rekord in der Stadt Würzburg ist verbunden mit einem weiteren wirtschaftlichen Spitzenwert für das Hotelgewerbe: Die durchschnittliche Bettenauslastung ist um einen Prozentpunkt auf 55,2 Prozent gestiegen. Hier liegt Würzburg nur knapp hinter München (56,3 Prozent) auf dem zweiten Platz im Vergleich aller bayerischen Großstädte. In der amtlichen Tourismus-Statistik werden Hotels und Pensionen mit mehr als zehn Betten sowie Campingplätze mit mehr als zehn Stellplätzen berücksichtigt.
Zahlen zeigen politische Lage
Interessant an den Zahlen ist, dass sich politische Umstände widerzuspiegeln scheinen. Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland gingen 2016 um 2,6 Prozent zurück, wohingegen insgesamt 741 657 deutsche Gäste in Würzburg übernachteten – dies entspricht einem Plus von vier Prozent. Laut einer Pressemitteilung des Würzburger Tourismus-Betriebs „Congress – Tourismus – Würzburg“ (CTW) folge diese Entwicklung einem gesamtdeutschen Trend.
Würzburgs Tourismusdirektor Peter Oettinger erläutert, viele potenzielle Gäste aus dem Ausland hätten sich „aufgrund von Terroranschlägen und Reisewarnungen gegen eine Reise nach Europa beziehungsweise Deutschland entschieden und teilweise sogar bestehende Buchungen storniert“. Dies betreffe besonders US-amerikanische und asiatische Gäste, die laut Oettinger als sehr sicherheitsbewusst gelten und zu den wichtigsten Herkunftsnationen für Würzburg zählen.
Auch das Brexit-Votum führt der CTW als Grund an: Die Gästeübernachtungen aus Großbritannien seien in Folge des ungünstigeren Wechselkurses um 4,9 Prozent zurückgegangen.
Niederländer vor US-Amerikanern
Diese Entwicklung führt dazu, dass die Niederländer mittlerweile den ersten Platz unter den ausländischen Gästen einnehmen. Gefolgt von US–Amerikanern, Schweizern und Österreichern, die um knapp zehn Prozent zulegten. Die Briten stehen an fünfter Stelle vor Gästen aus China, deren Anteil an den Übernachtungen um 7,3 Prozent zurückging.
Dass sich die Nachfrage von Inländern so erhöht hat, erklärt Peter Oettinger nicht zuletzt mit der Erweiterung des Würzburger Congress Centrums im Jahr 2015: „Würzburg ist eine sehr gefragte Stadt für Tagungen, Seminare oder Workshops und da können wir im neuen Congress-Centrum einfach mehr Veranstaltungen anbieten.“ Jedoch sei es trotzdem noch nicht möglich die gesamte Nachfrage in diesem Bereich auch realisieren zu können, sagt Oettinger.
Würzburg sei aber natürlich auch ein gefragter touristischer Standort: Der Kurzurlaub in Deutschland werde bei Deutschen immer beliebter. So hat Würzburg ein Problem nicht, mit dem laut Oettinger viele andere Städte – wie beispielsweise Nürnberg – zu kämpfen hätten: ein Wochenend-Loch. „Unter der Woche sind viele Geschäftsreisende in der Stadt und am Wochenende werden diese abgelöst von Besichtigungs- und auch Weintouristen“, berichtet Oettinger.
Was haben die Kickers mit dem Tourismus zu tun?
Inwiefern auch der Zweitligafußball für mehr Übernachtungen sorgt, kann Oettinger nicht klar benennen: „Einige Hoteliers berichten mir natürlich schon davon, dass immer wieder Fan-Gruppen übernachten.“ Statistisch nachweisen lasse sich dieser Zusammenhang aber nicht.
Nicht erfasst sind in den Zahlen die Touristen, die mit den Flusskreuzfahrten nach Würzburg kommen. Diese eingerechnet, erhöht sich die Zahl der Gästeübernachtungen um weitere 140 000. Damit liegt die gesamte Übernachtungszahl in Würzburg bei deutlich über einer Million.
Die Schlüsse, die Oettinger aus den erneuten Rekordwerten für Würzburg zieht, sind klar: „Mit dem jetzigen Bettenangebot können wir in den kommenden Jahren keine großen Sprünge mehr machen.“